Ins nächste Dorf zu reiten,ohne zu fürchten, daß - von unglücklichen
Zufällen ganz abgesehen - schon die Zeit
des gewöhnlichen, glücklich ablaufenden
Lebens für einen solchen Ritt
bei weitem nicht hinreicht.
Jeder Leser bildet im Laufe der Zeit einen Kreis von Favoriten aus, der Kreis wird zunächst wachsen, dann aber, jedenfalls nach Sebalds Auffassung, mit zunehmenden Alter wieder enger werden, man braucht dann nur noch wenige, die besonders zuverlässig sind. Manch einer mag sich dann selbst wundern, was bei ihm übrig geblieben ist, als Konzentrat sozusagen, etwa dann, wenn Sebald sich in diesem engen Kreis einiger weniger mit Beckett vertragen muß, zwei Dichter, mag der erste Eindruck sein, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: der Satzasket und geniale Satzstolperer und der Meister der ausufernden Satzlandschaften souveräner Makellosigkeit. Eine unmittelbare Verständigung zwischen den beiden, auf die man zurückgreifen könnte, fehlt. Der Ältere konnte den Jüngeren nicht kennen, Sebald hat mit Hilfe von Jan Peter Tripp Becketts Augen in den Band Unerzählt aufgenommen, die Bildunterschrift erlaubt lange tiefe Meditation, ohne daß aber Sebalds Beckettbild dabei klare Umrisse gewinnen würde: Er wird Dich bedecken mit seinem Gefieder & unter seinem Flügel dann ruhest Du aus.
Man kann es dabei bewenden lassen und sich still über die Spannweite des eigenen Begreifens freuen. Andererseits stößt freilich schon oberflächliche Reflexion auch auf Verbindendes. Beide, Sebald und Beckett, versprühen wenig Optimismus und können auch nicht als Matadore positiven Denkens gelten. Beide sind philosophische Dichter in dem Sinne, daß es ihnen um letzte Fragen der Stellung des Menschen in der Welt geht, keiner von beiden beschäftigt sich mit dem, was, zumindest nach der Auffassung demokratischer Politiker, „die Menschen wirklich interessiert“ oder sie gar betroffen macht, noch greifen sie Themen auf, „die in der Luft liegen“. Sebald lädt dabei allerdings zu Mißverständnissen ein, viele finden, falls überhaupt, den Zugang zu ihm über die Beurteilung des Luftkrieges oder die Frage, ob der Angriff auf Alfred Andersch nun gerechtfertigt war oder nicht, halten Austerlitz dann für ein halbdokumentarisches Werk über den Holocaust und sind für die Dichtung verloren.
Wir wollen uns aber von diesen eher allgemeinen Erwägungen lösen und stattdessen ein kleineres, ursprünglich in englischer Sprache verfaßtes Prosastück Becketts: D’un ouvrage abandonné (1957, in Tetes-Mortes, Les Éditions de Minuit 1972) gleichsam rückblickend mit den Augen und dem besonderen Orientierungsvermögen des Sebaldianers lesen.
In dem knapp zwanzigseitigen Prosastück erinnert sich ein gealterter Beckettscher Wanderer, nennen wir ihn Bekysseus, an drei anscheinend beliebig aufgerufene Tage aus seinem Leben. Erinnerung, da sind wir zweifellos auf gutem Sebaldboden. Debout au petit matin, ce jour-là, jétais jeune alors… Also eine Rückkehr zur Jugend, wenn nicht zur Kindheit, das passende Sebaldstück ist Ritorno in patria. Wie im Ritorno führt der Weg zurück in die Kindheit durch Landschaft: Beau matin frais, clair trop tot comme si souvent – ohne daß natürlich eine grandiose Schilderung in der Art des Sebaldweges von Oberjoch nach Wertach (vgl. den Aufsatz Sebaldweg in dieser Sammlung) erreicht oder irgend angestrebt wäre. Weiter wie im Ritorno begegnet Federvieh (vgl. den Aufsatz Vynwry in dieser Sammlung): Des oiseaux j’en ai vu de ma vue percante voler si haut, si loin –, wenn auch die positiven Konnotationen fehlen (Les canards c’est peut-etre le pire), aber das ist nicht weiter bemerkenswert, da Beckett alle positiven Konnotationen an der Oberfläche seiner Prosa zuverläßlich abdreht. Die Mutter am Fenster gibt einerseits den Blick auf das Innere der Wohnung frei (ma mère blanche et si mince laissait passer mon regard jusqu’au fond sombre de la chambre), verstellt ihn aber andererseits durch ihr Gezappel im Fensterrahmen (si seulement elle avait pu rester tranquille et me laisser contempler). Im Ritorno sind umgekehrt die Eltern ganz und gar hinter der Zimmereinrichtung verschwunden: Die Anschaffung einer standesgemäßen Wohnzimmereinrichtung, die nach einer ungeschriebenen Vorschrift akkurat den Geschmacksvorstellungen des für die damals sich formierende klassenlose Gesellschaft repräsentativen Durchschnittspaars entsprach, hatte für die Eltern nach einer in mancher Hinsicht nicht leichten Jugend wahrscheinlich den Augenblick markiert, in dem es ihnen vorkam, als gäbe es doch eine höhere Gerechtigkeit. Dieses Wohnzimmer bestand also aus einem massiven Wohnzimmerschrank .... (SG 210f). Beide Heimkehrende vermeiden, auf die eine oder andere Art die Eltern, und: Une veine que mon père soit mort quand j’étais encore jeune, sinon j’aurais pu finir professeur - genau das, was dem anderen, nehmen wir für einen Augenblick die reale Gestalt, unterlaufen ist.
Der zweite Tag steht im Zeichen des Schimmels: C’est là le seul cheval entièrement blanc dont je me souvienne, ce que les Allemands appellent un Schimmel si j’ai bonne mémoire, ah jeunot quelle vivacité, quelle faim de connaissance, Schimmel, joli mot pour une oreille anglaise. Der Sebaldianer hat sogleich das große Gemälde von der Schlacht auf dem Lechfeld vor Augen, wo der Fürstbischof Ulrich mit seinem Schimmel über einen am Boden liegenden Hunnen hinwegreitet und auf dem auch alle Pferde diese irren Augen haben (SG 227, Bild 228).
Eh bien d’abord tout va bien , pas d’histoire, rien que la violence et puis ce cheval blanc, quand soudain je piquai une rage des plus sauvages, proprement aveuglante: die Wut ist, als Zustand des Außersichseins zu den Schwindelgefühle zu rechnen. Il fut un temps où j’essayais de me soulager en me tapant la tete contre quelque chose, mais j’y ai renoncé. – In der krankhaften Haltung eines Wesens, das sich zum ersten Mal von der Erde erhoben hat, stand ich gegen die Glasscheibe gelehnt (RS 13).
Jamais aimé personne à mon avis, je m’en souviendrais. Die Unfähigkeit zu lieben, ein weiteres Sebaldthema, erinnert sei nur an Jacques Austerlitz und Marie de Verneuil.
Und doch eine Liebe: J’ai l’amour du mot, les mots ont été mes seules amours, quelques-uns. Und andererseits : Je dois peut-etre signaler ici que je ne parlais jamais à personne, mon père a du etre le dernier à qui j’ai parlé. Sebalds Bücher sind voll von Berichten über die Wortlosigkeit und die Lust und die Qual des Umgangs mit den Worten, und wir, die Leser, wissen, warum wir die beiden Autoren lieben: Weil in ihren Texten jede andere möglich Spannung zurücktritt hinter der Frage, welches das nächste Wort sein und welche Gestalt der nächste Satz haben wird. Und so ist es denn auch bei der Arbeit hier eine größere Freude, die Zitate abzuschreiben, als die eigenen Worte zu setzen, die nicht im gleichen Glanz erstrahlen wollen.
Aller en enfer, c’est la grace que je demande – die Hölle ist dem Sebaldianer nicht fremd, er ist versucht, das Austerlitzbuch als danteske Höllenwanderung mit kurzen Einblicken ins Paradies zu lesen.
Oh sans cette affreuse bougeotte (Ludovic Janvier hat in einem Anhang zu seinem Buch Pour Samuel Beckett am Thema der Unruhe die engen Bezüge zu Pascal herausgestellt) que j'ai toujours eue j'aurais vécu ma vie enfermé dans uns grande pièce vide à échos, avec une grande pendule ancienne, rien à écouter et à somnoler, le coffre ouvert pour que je puisse voir le balancier, suivant des yeux son va-et-vient, et les poids de plomb pendillant et plus en plus bas jusqu'à ce que je me lève de ma bergère et les remonte, une fois par semaine. – Hier berühren wir ganz offenbar einen zentralen Überschneidungsbereich. Bougeotte, Reise- und Wanderzwang, ist ein festes Merkmal des Sebaldschen Helden. Selysses durchwandert fieberhaft Wien (All’estero in SG), Manchester (Max Aurach in AW), Austerlitz das nächtliche London. Wie Grillparzer finde ich an nichts Gefallen, bin von allen Sehenswürdigkeiten maßlos enttäuscht und wäre, wie ich oft meine, viel besser bei meinen Landkarten und Fahrplänen zu Hause geblieben (SG 62). Zum Uhrenthema sei auf den Aufsatz Uhren in dieser Sammlung verwiesen.
Der Wanderer benötigt eine angemessene Ausrüstung. J’ai mon baton à la main, tout en allant mon chemin – auf dem Bild im Austerlitzbuch können wir den Stock des Selysses deutlich erkennen, freilich fehlt bei Sebald die obsessive Beschäftigung mit dem Zubehör, sei es der Regenschirm oder der Wetterfleck.
Becketts Text endet mit einem Gang durch hohes Farnkraut: Je suis là-haut dans les fougères, sabrant de droite et de gauche avec mon baton à en faire gicler les gouttes et jurant. Qu’elles sont grièches ces grands fougères, presque du bois, tiges terribles, vous arracher la peau des jambes à travers le pantalon. – Und auf der anderen Seite: Der Fußpfad führte um den Verhack herum, durch eine Ginsterböschung auf die Anhöhe der Lehmklippe hinauf und dort in geringer Entfernung von dem stets von Einbrüchen bedrohten Rand des festen Landes zwischen Adlerfarnen hindurch, von denen die größten mir bis an die Schultern reichten (RS 83, Bild 84).
Selysses und Bekysseus, Wanderpaare wie Didi und Gogo, Mercier und Camier, Selysses und Austerlitz, oft zu zweit, immer einsam: Simplement j’allais mon chemin toujours, mon corps faisant de son mieux sans moi. Im Aufsatz Bedürfnislosigkeit hatten wir gezeigt, wie sehr der typische Sebaldheld dem Beckettschen angenähert ist, der Major Le Strange, der Hochschullehrer Michael Parkinson und auch Jacques Austerlitz, dieser wiederum verschmolzen mit Ludwig Wittgenstein, der allein schon durch sein bekanntes Geständnis, ihm sei egal, was er esse, Hauptsache nur, es sei immer das gleiche, unmittelbar Beckettformat bewiesen hat, gern hätte er sich auf carottes à l’Estragon festlegen lassen. Wer vor vierzig Jahren mit Beckett trainiert hat, war dreißig Jahre später auf die Begegnung mit Sebald bestens vorbereitet.
Das vorgeführte Spielchen ist von Beckettscher Clownerie infiziert, niemand sollte es allzu ernst nehmen.
Wir wollen uns aber von diesen eher allgemeinen Erwägungen lösen und stattdessen ein kleineres, ursprünglich in englischer Sprache verfaßtes Prosastück Becketts: D’un ouvrage abandonné (1957, in Tetes-Mortes, Les Éditions de Minuit 1972) gleichsam rückblickend mit den Augen und dem besonderen Orientierungsvermögen des Sebaldianers lesen.
In dem knapp zwanzigseitigen Prosastück erinnert sich ein gealterter Beckettscher Wanderer, nennen wir ihn Bekysseus, an drei anscheinend beliebig aufgerufene Tage aus seinem Leben. Erinnerung, da sind wir zweifellos auf gutem Sebaldboden. Debout au petit matin, ce jour-là, jétais jeune alors… Also eine Rückkehr zur Jugend, wenn nicht zur Kindheit, das passende Sebaldstück ist Ritorno in patria. Wie im Ritorno führt der Weg zurück in die Kindheit durch Landschaft: Beau matin frais, clair trop tot comme si souvent – ohne daß natürlich eine grandiose Schilderung in der Art des Sebaldweges von Oberjoch nach Wertach (vgl. den Aufsatz Sebaldweg in dieser Sammlung) erreicht oder irgend angestrebt wäre. Weiter wie im Ritorno begegnet Federvieh (vgl. den Aufsatz Vynwry in dieser Sammlung): Des oiseaux j’en ai vu de ma vue percante voler si haut, si loin –, wenn auch die positiven Konnotationen fehlen (Les canards c’est peut-etre le pire), aber das ist nicht weiter bemerkenswert, da Beckett alle positiven Konnotationen an der Oberfläche seiner Prosa zuverläßlich abdreht. Die Mutter am Fenster gibt einerseits den Blick auf das Innere der Wohnung frei (ma mère blanche et si mince laissait passer mon regard jusqu’au fond sombre de la chambre), verstellt ihn aber andererseits durch ihr Gezappel im Fensterrahmen (si seulement elle avait pu rester tranquille et me laisser contempler). Im Ritorno sind umgekehrt die Eltern ganz und gar hinter der Zimmereinrichtung verschwunden: Die Anschaffung einer standesgemäßen Wohnzimmereinrichtung, die nach einer ungeschriebenen Vorschrift akkurat den Geschmacksvorstellungen des für die damals sich formierende klassenlose Gesellschaft repräsentativen Durchschnittspaars entsprach, hatte für die Eltern nach einer in mancher Hinsicht nicht leichten Jugend wahrscheinlich den Augenblick markiert, in dem es ihnen vorkam, als gäbe es doch eine höhere Gerechtigkeit. Dieses Wohnzimmer bestand also aus einem massiven Wohnzimmerschrank .... (SG 210f). Beide Heimkehrende vermeiden, auf die eine oder andere Art die Eltern, und: Une veine que mon père soit mort quand j’étais encore jeune, sinon j’aurais pu finir professeur - genau das, was dem anderen, nehmen wir für einen Augenblick die reale Gestalt, unterlaufen ist.
Der zweite Tag steht im Zeichen des Schimmels: C’est là le seul cheval entièrement blanc dont je me souvienne, ce que les Allemands appellent un Schimmel si j’ai bonne mémoire, ah jeunot quelle vivacité, quelle faim de connaissance, Schimmel, joli mot pour une oreille anglaise. Der Sebaldianer hat sogleich das große Gemälde von der Schlacht auf dem Lechfeld vor Augen, wo der Fürstbischof Ulrich mit seinem Schimmel über einen am Boden liegenden Hunnen hinwegreitet und auf dem auch alle Pferde diese irren Augen haben (SG 227, Bild 228).
Eh bien d’abord tout va bien , pas d’histoire, rien que la violence et puis ce cheval blanc, quand soudain je piquai une rage des plus sauvages, proprement aveuglante: die Wut ist, als Zustand des Außersichseins zu den Schwindelgefühle zu rechnen. Il fut un temps où j’essayais de me soulager en me tapant la tete contre quelque chose, mais j’y ai renoncé. – In der krankhaften Haltung eines Wesens, das sich zum ersten Mal von der Erde erhoben hat, stand ich gegen die Glasscheibe gelehnt (RS 13).
Jamais aimé personne à mon avis, je m’en souviendrais. Die Unfähigkeit zu lieben, ein weiteres Sebaldthema, erinnert sei nur an Jacques Austerlitz und Marie de Verneuil.
Und doch eine Liebe: J’ai l’amour du mot, les mots ont été mes seules amours, quelques-uns. Und andererseits : Je dois peut-etre signaler ici que je ne parlais jamais à personne, mon père a du etre le dernier à qui j’ai parlé. Sebalds Bücher sind voll von Berichten über die Wortlosigkeit und die Lust und die Qual des Umgangs mit den Worten, und wir, die Leser, wissen, warum wir die beiden Autoren lieben: Weil in ihren Texten jede andere möglich Spannung zurücktritt hinter der Frage, welches das nächste Wort sein und welche Gestalt der nächste Satz haben wird. Und so ist es denn auch bei der Arbeit hier eine größere Freude, die Zitate abzuschreiben, als die eigenen Worte zu setzen, die nicht im gleichen Glanz erstrahlen wollen.
Aller en enfer, c’est la grace que je demande – die Hölle ist dem Sebaldianer nicht fremd, er ist versucht, das Austerlitzbuch als danteske Höllenwanderung mit kurzen Einblicken ins Paradies zu lesen.
Oh sans cette affreuse bougeotte (Ludovic Janvier hat in einem Anhang zu seinem Buch Pour Samuel Beckett am Thema der Unruhe die engen Bezüge zu Pascal herausgestellt) que j'ai toujours eue j'aurais vécu ma vie enfermé dans uns grande pièce vide à échos, avec une grande pendule ancienne, rien à écouter et à somnoler, le coffre ouvert pour que je puisse voir le balancier, suivant des yeux son va-et-vient, et les poids de plomb pendillant et plus en plus bas jusqu'à ce que je me lève de ma bergère et les remonte, une fois par semaine. – Hier berühren wir ganz offenbar einen zentralen Überschneidungsbereich. Bougeotte, Reise- und Wanderzwang, ist ein festes Merkmal des Sebaldschen Helden. Selysses durchwandert fieberhaft Wien (All’estero in SG), Manchester (Max Aurach in AW), Austerlitz das nächtliche London. Wie Grillparzer finde ich an nichts Gefallen, bin von allen Sehenswürdigkeiten maßlos enttäuscht und wäre, wie ich oft meine, viel besser bei meinen Landkarten und Fahrplänen zu Hause geblieben (SG 62). Zum Uhrenthema sei auf den Aufsatz Uhren in dieser Sammlung verwiesen.
Der Wanderer benötigt eine angemessene Ausrüstung. J’ai mon baton à la main, tout en allant mon chemin – auf dem Bild im Austerlitzbuch können wir den Stock des Selysses deutlich erkennen, freilich fehlt bei Sebald die obsessive Beschäftigung mit dem Zubehör, sei es der Regenschirm oder der Wetterfleck.
Becketts Text endet mit einem Gang durch hohes Farnkraut: Je suis là-haut dans les fougères, sabrant de droite et de gauche avec mon baton à en faire gicler les gouttes et jurant. Qu’elles sont grièches ces grands fougères, presque du bois, tiges terribles, vous arracher la peau des jambes à travers le pantalon. – Und auf der anderen Seite: Der Fußpfad führte um den Verhack herum, durch eine Ginsterböschung auf die Anhöhe der Lehmklippe hinauf und dort in geringer Entfernung von dem stets von Einbrüchen bedrohten Rand des festen Landes zwischen Adlerfarnen hindurch, von denen die größten mir bis an die Schultern reichten (RS 83, Bild 84).
Selysses und Bekysseus, Wanderpaare wie Didi und Gogo, Mercier und Camier, Selysses und Austerlitz, oft zu zweit, immer einsam: Simplement j’allais mon chemin toujours, mon corps faisant de son mieux sans moi. Im Aufsatz Bedürfnislosigkeit hatten wir gezeigt, wie sehr der typische Sebaldheld dem Beckettschen angenähert ist, der Major Le Strange, der Hochschullehrer Michael Parkinson und auch Jacques Austerlitz, dieser wiederum verschmolzen mit Ludwig Wittgenstein, der allein schon durch sein bekanntes Geständnis, ihm sei egal, was er esse, Hauptsache nur, es sei immer das gleiche, unmittelbar Beckettformat bewiesen hat, gern hätte er sich auf carottes à l’Estragon festlegen lassen. Wer vor vierzig Jahren mit Beckett trainiert hat, war dreißig Jahre später auf die Begegnung mit Sebald bestens vorbereitet.
Das vorgeführte Spielchen ist von Beckettscher Clownerie infiziert, niemand sollte es allzu ernst nehmen.
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