Mittwoch, 6. April 2022

Ausflug am Sonntag

Wycieczka w niedzielę

Der Dichter ist bekannt dafür, daß er Festlichkeiten nicht schätzt, ebensowenig Urlaubreisen, da überrascht es nicht, wenn im Dahingehen der Zeit auch Sonntage kaum hervorgehoben werden, auf seine Meßdienerzeit, in der er notgedrungen den Sonntag heiligen mußte, schaut er nicht zurück. Ohnehin wurde der Sonntag inzwischen weitgehend säkularisiert, an die Stelle geistlicher Erbauung ist Erholung getreten, nicht selten in der Form eines Ausflugs. Das gilt im wesentlichen nicht für den Dichter, treffen wir ihn doch kaum in seinem Zuhaus, wo der Ausflug beginnen sollte, wir treffen ihn fast nur auf Reisen, Reisen, die nicht den Charakter von Urlaubsreisen haben. Ist der Besuch des Giardino Giusto als Ausflug zu werten? Jedenfalls kann der Besuch nicht als Sonntagsausflug gewertet werden, der Umstand, daß der Dichter allein mit der Pförtnerin deutet nahezu eindeutig auf einen Wochentag hin, an dem die arbeitende Bevölkerung am Arbeitsplatz ist. Ist die englische Wallfahrt als Ausflug zu werten? Wenn die mehrtägige Wallfahrt einen Sonntag umfaßt haben sollte, wird er jedenfalls nicht hervorgehoben gegenüber den Werktagen. Zudem sind Ausflüge im allgemeinen Verständnis eher Ausflüge mit mehreren Personen, mindestens zu zweit. Unter diesem Gesichtspunkt mag man die Wasserfahrt mit Malachio als Ausflug zu zweit auf dem Wasser werten, ein sonntäglicher Ausflug ist damit aber nicht belegt. Fazit: der Dichter kennt nicht den Unterschied von Arbeitszeit und Freizeit. Ohne den Sonntag zu heiligen, sehen Edmund Szerucki und Witek Różański sich um nach sonntäglicher Entspannung abseits der harten Arbeit. Sie entscheiden sich für einen Ausflug, eine Busfahrt zu einer nahegelegenen Ortschaft. Die üblichen Eigenarten der Rzeczpospolita treten auf, der Bus ist nachhaltig verspätet, während der Fahrt ist bald ein Brandgeruch zu spüren. Der Fahrer beruhigt, sollte es schlimmer werden, würde er anhalten. Die Fahrgäste sind es zufrieden, Szerucki und Witek vertreiben sich den Rest der Fahrt mit wichtigen Erkenntnissen aus der Zeitungslektüre, es geht etwa um einen interessanten Bericht über jüngst gezählte 158 Gemsen in der Polnische Tatra. Unbeschadet am Zielort angelangt, entscheiden sie sich zunächst für einen Rundgang im Ort und dann für einen weiteren Rundgang in der Umgebung. Sie kommen an einer Kirche vorbei, aus der Orgelspiel und Gesang zum Hochamt, Missa solemnis, erklingt, in die Kirche eintreten wollen sie nicht. Im weiteren Verlauf erzählen sie sich gegenseitig Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit und kommen schließlich ins Gespräch mit einer Teenagerin (siehe Bild oben), die Wasser aus der nahegelegenen Quelle holen will. Die beiden überlegen, ob sie vielleicht nach Abschluß ihrer Arbeit bei der Teichsäuberung im Kurort für eine allgemein bessere Wasserversorgung in der Gegend sorgen sollten. Die beiden Freunde geraten auch in unbewohntes Gelände, durchmessen eine Schlucht. Witek zieht sich für einen Augenblick zurück ins Gebüsch und kommt wieder mit einer Aktentasche voller amtlicher Aufzeichnungen, die er, nach dem sorgfältigen Studium zuzweit, an die Fundstelle zurückbringt. Daß die Tasche später ein zweites Mal von jemandem aufgefunden wurde, ist eher unwahrscheinlich, eher schon ist die Tasche mit ihrem Inhalt inzwischen vermodert. Zum Abschluß suchen die beiden Ausflügler ein Lokal mit Namen Pod Łososiem in einem Nachbarort auf. Für Auswärtige ist der Besuch einer Dorfkneipe nie ganz ungefährlich, eine leicht bedrohliche Stimmung ist zu spüren, sie kommen aber ungeschoren davon. Auf der Rückfahrt ist der Bus überfüllt, viel Gedrängel, unzumutbar im Prinzip, alles in allem aber kann man von einem rundum gelungenen Ausflug am Sonntag sprechen, Kraft für die neue Arbeitswoche wurde reichhaltig geschöpft. 

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