Freitag, 1. März 2024

Odysseus

Ewiges Leben

Der Dichter schaut sich um in der Welt, zum Beispiel in den USA, und auch in der Vergangenheit, man denke etwa an das von ihm erzählte Leben der chinesische Kaiserin in den Ringen des Saturn. Zurück bis in die Welt der alten Griechen oder der noch tieferen Vergangenheit begibt er sich allerdings nicht. Luc Ferry, der französische Philosoph, kann erzählerisch und bildnerisch aushelfen. An Homers Erzählung vom zehnjährigen Trojanischen Krieg schließt sich nahtlos die zehn Jahre dauernde Rückkehr des Odysseus nach Ithaka an. Die Nymphe Kalypso hatte ihn bezirzt und ihm unter anderem das ewige Leben versprochen, auf das Odysseus letztendlich aber verzichtete. Ithaka und Penelope waren ihm mehr wert als das Leben, das war und ist eine gelinde gesagt unübliche Haltung, die archaische Prosa schaute primär auf das endlose Leben. Nochmals einige hundert Jahre zuvor  spielte sich die Erzählung vom Gilgamesch ab, die älteste bislang bekannte Erzählung überhaupt, die Illustrationen wiederum nach Vorgaben von Luc Ferry machen uns Gilgamesch vertraut. Gilgamesch besteht aus drei Teilen, zwei Teile sind göttlich, der dritte, menschliche Teil verhindert seine Unsterblichkeit. Die vom Tod nicht wissen, können an ihn nicht glauben, noch weniger die, die von ihm wissen, auch hochentwickelte Tiere haben nur eine vage Ahnung vom Tod. Draufgängerisch wie Gilgamesch ist, erwartet man, daß er, abgesehen von diesen Umwegen, auch den dritten Teil ohne viel Umstände auf den göttlichen Weg der Unsterblichkeit zu lenken vermag, aber das tritt nicht ein. Das ändert sich, als Jesus den Raum betritt. Er kultiviert mittels der Wiederauferstehung das ewige Leben über den Umweg des Todes, für zweitausend Jahre gibt er den Ton an. Für Michel Onfray hat es Jesus nie gegeben, die Glaubensbereitschaft läßt generell erkennbar nach. Einige Philosophen versuchen inzwischen, zurecht ohne viel Erfolg, das ewige Leben durch das sogenannte Glückliche Leben zu ersetzen.

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