Donnerstag, 17. Oktober 2024

Holzfällen

 Buda

Die Holzfäller erhalten eine neue, bessere buda, deutsch Bude oder auch Hütte, tagsüber als ein Unterschlupf, als Ruhe und als Erholung für die Männer. Die neue Bude ist bei weitem besser als die bisherige. Die Frauen müssen draußen bleiben, man stutzt, die Männer sind anscheined keine Gentlemen. Man muß aber folgendes beachten: Die Männer sind zahlreich, nicht alle Frauen könnten zusätzlich unterkommen. Einzelne Frauen würden sich untereinander zunächst nicht wohlfühlen, das ändert sich aber bald. Das Wetter ist gut, die Frauen sind schließlicht mehr als zufrieden, sie können plaudern ohne daß ein Mann sich einmischen würde. Man muß sagen, alle sind mehr als zufrieden, niemand ärgert sich. Dann müssen die Holzäller wieder arbeiten gehen, die Frauen können, wenn sie wollen, jetzt das Leben in der Bude genießen, wenn auch nur für eine kurze Zeit.

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Grine

Verkürztes Erzählen

Der Autor hat es hier mit jugendlichen, unfertigen Gestalten zu tun, er selbst fühlt sich bei seinem fortgeschrittenen Alter nicht angesprochen. Anders Kafka, allerdings auch er eher noch jugendlich. Grine, teilweise auch Grüne genannt, wie auch immer, heute jedenfalls von vielen begrüßt, es sind aber unfertige Gestalten nach weitgehender Übereinkunft. Umso mehr ist es überraschend, wenn sie zu einer politischen Versammlung antreten. Es ergibt sich das folgende: Kafka greift in das Geschehen ein, und bestätigt, daß es sich um unfertige Personen handelt, Frauen und Männer, Junge und Alte, Auswanderer, Grünhörner, einzelne Gruppen mit ihrem schmutzigen Reisegepäck. Das Publikum sammelt sich und staunt, man hat den Eindruck, daß es sich um eine größere Auswandergruppe handelt. Schon sind alle fern und man kann sie nicht mehr hören.


Dienstag, 8. Oktober 2024

Ein Tag

Anfang und Ende

Minęło kilka dni, es vergingen einige Tage, für Pradera ein entscheidendes Kapitel. Einige Tage sind nicht das gleiche wie ein Tag und dann ohne Abstand ein zweiter Tag und dann wieder ein dritter Tag mit Abstand, eher das Gegenteil. Ein jeder Tag sollte nach dem Erwachen ein neuer Tag sein und, wie alle Tage, ein unvergleichbarer Tag, ein Heiligtum. Der neue Tag ist aber keineswegs eine Vernachlässigung oder Herabsetzung der älteren Tage, kein Tag soll auf Dauer vergessen sein, einzelne, sie mögen für eine gewisse Zeit im Leben nicht bedacht sein, dann aber zurückkehren, nicht in der Zeit verschleppt und mißbraucht, vielmehr immer wieder  zurückkehren und wahrgenommen werden. Der neue Tag mag an die Stelle eines erwachenden, wieder auflebenden Gottes treten, eine haltlos ununterbrochene Reihe von  Tagen ist wertlos.



Montag, 7. Oktober 2024

Pavese und Stachura

Todesfroh

Cesare Pavese, der Italiener, und Edward Stachura, der Pole, haben sich nicht gekannt, ihre Bücher haben einen unterschiedlichen Klang, die beiden Autoren ähneln sich nur darin, daß sie sich, der eine und der andere, im Alter von gut vierzig Jahren umgebracht haben. Pavese hatte nach eigener Einschätzung und nach Einschätzung der Leser seine beste Erzählung (La luna e i falo) abgeschlossen und sich auf den Höhepunkt seiner literarischen Könnens nur wenigen Tage später, ohne klaren und einleuchtenden Anlaß und zum Entsetzen seiner langjährigen Leser, vergiftet. Nach eigenen Worten war er mit seinem Leben so zufrieden wie mit seinem Tod zufrieden. Stachura war nach Abschluß seiner zwei Romane (Cala jaskrawosc und Siekierezada) und einer Reihe von Kurzgeschichten mit seinem weiteren Schreiben literarisch am Ende. Als er getrennt von seiner Frau im Ausland wohnte, waren die beiden ein Herz und eine Seele, nach seiner Rückkehr dann bald nicht mehr, man weiß nicht warum. Stachura deutet bereits in seinem zweiten und wohl besten Roman seinen Tod auf der erzählten Grundlage eines schlimmen Schneesturms an. Einige dachte zudem an den gescheiterten Umgang mit der geliebten Frau, andere dachten anders. Der Zusammenleben dann mit seiner geliebten alten Mutter schien Stachura zu retten. Er erhängt sich aber unerwartet während eines kurzen Aufenthalts in Warschau.

 
                                                                          

Freitag, 4. Oktober 2024

Versammlung

Kurzfassung

Mehrere Männer waren versammelt gewesen, man weiß nicht zu welchem Zweck, die Versammlung löste sich auf. Während man sich schon auf den Abschied vorbereitet, werden noch einmal die schönen Mädchen bewundert, die allerdings nur wenige zu Gesicht bekamen, allen voraus sein Bekannter. Als er das Gebäude und die Anlage verließ, nahm er die Hausfrau und das Stubenmädchen wahr, ergänzend und nicht grade willkommen folgte ihm sein Bekannter. Er selbst wurde plötzlich übermütig, er warf im Sprung seinen Hut empor, sein Bekannter folgte ihm zunächst weiter nicht, er war still. Dann aber begann er eine Melodie zu summen und seinen Gang zu beschleunigen, ihn aber überfiel eine Schwäche, er möchte allein in seine Wohnung gehen und dort bleiben, seine Beine wurden müde, sein Bekannter aber ging fröhlichen Schritt weiter. Sie sind komisch sagte der Bekannte zu seinem Gefährten, den er seinerseits liebevoll anschaute. Sein Gesicht fand er schön, kein Wunder, daß die Frauenzimmer ihn anhimmelten. Sie standen beide am Geländer, sein Bekannter streckte sich, er selbst war zurückhaltend und ein wenig verstört. Er schaute auf die Uhr, war sein Bekannter herzlos? Wäre es besser wegzulaufen? Er lief weg und flüchtete in die Kirche, kam dabei aber zu Fall. Es krachte. Beim Aufstehen fiel er wieder hin, ohne sich aber zu verletzen, sein Bekannter fragte gleichwohl nach seinen Schmerzen. Er schaute nach den Sternen, hatte aber ihre Namen vergessen. Sein Bekannter faßte ihn bei der Hand, er antwortete nur mit ja, ja. Ist ihm dieser Mensch, sein Bekannter, gleichgültig? Jedenfalls ist er ungefährlich. Also geh mit ihm weiter, aber laß ihn reden und vergnüge dich auf deine Weise.



Donnerstag, 3. Oktober 2024

Entspannt

Unerwartet

Kafka kennt auch freundliche Momente, man hatte sie bei ihm eigentlich nicht erwartet. Diesmal war es eine kleine Gesellschaft am Abend beim Tee. Ein Vogel unflog sie, ein Rabe, zupfte den Mädchen die Haare  und tauchte den Schnabel in die Tassen. Die Mädchen kümmerten sich nicht um Kafka, sangen und lachten, da sang und lachte er mit. Nur wenige Tage später fand er sich auf einer erhöhten Terasse unter einem von Säulen getragenen Dach. Drei Stufen führten zum Garten hinab. Vollmond war und eine warme Juni Nacht. Alle waren sehr lustig, wir lachen über alles, wenn in der Ferne ein Hund bellte, lachten wir darüber. Man kann von einem entspannten Leben sprechen. Alsbald aber ändert sich schon die Sachlage, ein Wächter macht plötzlich seine Runde, was aber haben wir mit ihm zu tun?


Dienstag, 1. Oktober 2024

Dunkel

Dwa

Das Gebäude ist riesengroß, die Zahl der Beamten läßt staunen, ich öffne das Haus, niemand ist zu sehen. Wo sind all die Beamten hin, wo sind sie geblieben? Es handelt sich wohl aus besonderen Anlaß, aus besonderen Grund, daß sich alle in die zweite Etage zu einer Besprechung zu versammeln. Falsch, ich öffne die Tür zur zweiten Etage, niemand ist anwesend, in der dritten und vierten Etage ist es nicht anders, überall Stille. Durch eine Öffnung in der vierten Etage kann man auf das Dach klettern. Auch hier war zunächst nichts und niemand zu erkennen. Aber dann war jemand anwesend. Ich ging auf ihn zu und gesellte mich zu ihm, mit anderen Worten: doszedłem do niego i stanałem za nim. Er stand hinter mir, er trug einen schwarzen Anzug und einen schwarzen Hut. Ich wußte nicht recht was tun, man hörte ihn nicht. Er drehte sich um und wir standen Gesicht zu Gesicht. An weiteres kann ich mich nicht entsinnen, nur, daß auch seine Augen dunkel waren.