Samstag, 17. November 2018

Niederschrift

El Dorado

Howard Hawks Film hat seine Höhepunkte zweifellos in den Szenen, in denen Mitchum das eingerissene, verdreckte, verschwitzte, ursprünglich vermutlich blaßrosa gefärbte Unterhemd mit langen Ärmeln trägt, an dem auf nicht ganz durchsichtige Weise der Sheriffstern hängt, dazu eine form- und farblose, ausgewaschene Hose, auf dem Kopf immer, sobald er das Büro verläßt, der Stetson als Erinnerung an die derzeit pausierende Wohlanständigkeit. Auch die Szene im Waschzuber mit dem Hut als einzigem Kleidungsstück hält das Niveau, nach der abgeschlossenen Verwandlung aber, gestriegelt und adrett gekleidet, ist der Höhepunkt fraglos überschritten.

Darum aber geht es gar nicht, es geht nur um eine einzige, nur wenige Sekunden dauernde geniale Szene. Mitchum, in der geschilderten Kluft des Säufers, lehnt an der Theke und wartet auf die Abfüllung der in Auftrag gegebenen Flasche Whisky, als der sorgfältig und modisch gekleidete Pistolero McLeod mit seinem Gefolge den Saloon betritt. Die fünf, sechs Männer ziehen zwischen Thesen und Kamera vorüber gleich einem überdimensionalen, lebendigen Lattenzaun, in den Lücken ist immer wieder Mitchum zu sehen, jedesmal den Kopf ein wenig weiter in die Richtung gewandt, in der McLeod bereits verschwunden ist, der Gesichtsausdruck ein wenig ungläubig, ein wenig amüsiert, gleichgültig und aufmerksam zugleich, all das ohne die geringste Grimasse, ähnlich einem Erzähler, der das Personal, von dem zu handeln ist, noch einmal an sich vorüberziehen läßt, bevor er sich an die Niederschrift begibt.

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