Freitag, 30. November 2018

Nation

Schlaflos

Von der Terrasse herauf drang der Lärm der Musik und das Stimmengewirr der großteils schon angetrunkenen Gäste, bei denen es sich, wie er zu meinem Leidwesen feststellen mußte, fast ausnahmslos um seine ehemaligen Landleute handelte. Schwaben, Franken und Bayern hörte er die unsäglichsten Dinge untereinander reden, und waren ihm diese, auf das ungenierteste sich breitmachenden Dialekte schon zuwider, so war es ihm geradezu eine Pein, die lauthals vorgebrachten Meinungen und witzigen Aussprüche einer Gruppe junger Männer aus seiner unmittelbaren Heimat mit anhören zu müssen. Tatsächlich wünschte er sich in diesen schlaflosen Stunden nichts sehnlicher, als einer anderen oder, besser noch, gar keiner Nation anzugehören. – Die Nation hat schon seit langem keinen guten Ruf mehr, und zumal die deutsche, so heißt es, soll einen jeden, wenn er nur an sie denkt, um den Schlaf bringen. Auch der Dichter äußert sich harsch und unnachsichtig. Die Angehörigen anderer Nationen, insbesondere solcher Nationen, die die längste Zeit keine waren, sind oft konzilianter, milder im Urteil: Was die Weisheit meiner Nation anbelangt, so gehen die Meinungen auseinander, ale nikt nie powie, że jej jest za dużo – von einem Übermaß an Weisheit aber hat noch nie jemand gesprochen.

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