Himmelfahrt
Von Bereyter
heißt es, er sei gottgläubig, ist das ein bloßes Gerücht, oder steckt eine
Wahrheit dahinter? Fromm ist er, wie der Weihwasserkrieg zeigt, jedenfalls
nicht auf die katholische Weise. Wann immer der Katechet den heiligen Stoff
nachfüllen will, hat Bereyter das schon auf schnöde Weise mit der Gartengießkanne
erledigt.
Heidegger stellt
der Weltarmut des Tieres das Weltverlangen des Menschen gegenüber, G. Dux
erläutert das näher mit der im Falle des Menschen der biologischen
Instinktsteuerung durch Enkulturation aufgesetzten geistigen Verhaltensteuerung,
die nach einem umfassenden Weltbild verlangt. Als zuständig für diese Leistung erweist
sich die Religion, die gleichzeitig mit dem Menschen die Weltbühne betritt, tausende
Religionen, jede Ethnie hat ihre eigene, kein Stamm, kein Volk ohne Religion und keine Religion ohne kosmologische Abteilung. Die Religionen
können tolerant untereinander sein wie etwa im Falle Roms, wo man gegen
ständige zusätzliche Importe aus den frisch eroberten Regionen nichts einzuwenden
hatte. Sie konnten aber auch wechselseitiges Befremden erwecken, so etwa im Fall
der Navajos. Als christliche Missionare ihnen vortrugen, Gott habe in sieben
Tagen die ganze Welt erschaffen, um sich anschließend exklusiv nur noch um die
Menschen zu kümmern, konnten sie guten Gewissens bestätigen, etwas derart Abwegiges
noch nie gehört zu haben. In der Schöpfungsgeschichte der Navajos sind unter andern
Insekten prominent vertreten, in Zeiten des Bienensterbens bedenkenswert.
In der Neuzeit
gesellte sich zur innerreligiösen Konkurrenz die von Glauben und Wissen.
Kopernikus, Keppler und Newton waren fromme Leute und keineswegs angetan von
der sich ihnen aufdrängenden Erkenntnis, nicht die Sonne drehe sich um die
Erde, sondern die Erde um die Sonne. Fast noch mehr entsetzte sie das zutiefst unwillkommene Ergebnis, daß die Umläufe nicht in der allein gottgefälligen
Weise des Kreises, sondern in schrägen Ellipsen erfolgen. Aufwendige mathematisch-geometrische
Rettungsversuche des Kreisverkehrs blieben ohne Erfolg. Die Wissensproduktion schreitet
inzwischen unaufhaltsam und längst schon ohne Skrupel fort, Christi und Mariae
Himmelfahrt sind in der traditionellen Form nicht mehr
vorstellbar. Das heißt nicht, Wissen habe den Glauben verjagt, jedem Wissen
hängt ein Unwissen an, philosophisch-religiöse Grundfragen wie die, warum Etwas
und nicht, imgrunde einleuchtender, vielmehr Nichts ist, sind nach wie vor
ohne Antwort. Eine religiöse Ermattung gerade in den führenden Industrie- und
Wissenschaftsländern ist aber unverkennbar.
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