Donnerstag, 8. Juli 2021

Gottgläubig

Himmelfahrt

Von Bereyter heißt es, er sei gottgläubig, ist das ein bloßes Gerücht, oder steckt eine Wahrheit dahinter? Fromm ist er, wie der Weihwasserkrieg zeigt, jedenfalls nicht auf die katholische Weise. Wann immer der Katechet den heiligen Stoff nachfüllen will, hat Bereyter das schon auf schnöde Weise mit der Gartengießkanne erledigt.

Heidegger stellt der Weltarmut des Tieres das Weltverlangen des Menschen gegenüber, G. Dux erläutert das näher mit der im Falle des Menschen der biologischen Instinktsteuerung durch Enkulturation aufgesetzten geistigen Verhaltensteuerung, die nach einem umfassenden Weltbild verlangt. Als zuständig für diese Leistung erweist sich die Religion, die gleichzeitig mit dem Menschen die Weltbühne betritt, tausende Religionen, jede Ethnie hat ihre eigene, kein Stamm, kein Volk ohne Religion und keine Religion ohne kosmologische Abteilung. Die Religionen können tolerant untereinander sein wie etwa im Falle Roms, wo man gegen ständige zusätzliche Importe aus den frisch eroberten Regionen nichts einzuwenden hatte. Sie konnten aber auch wechselseitiges Befremden erwecken, so etwa im Fall der Navajos. Als christliche Missionare ihnen vortrugen, Gott habe in sieben Tagen die ganze Welt erschaffen, um sich anschließend exklusiv nur noch um die Menschen zu kümmern, konnten sie guten Gewissens bestätigen, etwas derart Abwegiges noch nie gehört zu haben. In der Schöpfungsgeschichte der Navajos sind unter andern Insekten prominent vertreten, in Zeiten des Bienensterbens bedenkenswert.

In der Neuzeit gesellte sich zur innerreligiösen Konkurrenz die von Glauben und Wissen. Kopernikus, Keppler und Newton waren fromme Leute und keineswegs angetan von der sich ihnen aufdrängenden Erkenntnis, nicht die Sonne drehe sich um die Erde, sondern die Erde um die Sonne. Fast noch mehr entsetzte sie das zutiefst unwillkommene Ergebnis, daß die Umläufe nicht in der allein gottgefälligen Weise des Kreises, sondern in schrägen Ellipsen erfolgen. Aufwendige mathematisch-geometrische Rettungsversuche des Kreisverkehrs blieben ohne Erfolg. Die Wissensproduktion schreitet inzwischen unaufhaltsam und längst schon ohne Skrupel fort, Christi und Mariae Himmelfahrt sind in der traditionellen Form nicht mehr vorstellbar. Das heißt nicht, Wissen habe den Glauben verjagt, jedem Wissen hängt ein Unwissen an, philosophisch-religiöse Grundfragen wie die, warum Etwas und nicht, imgrunde einleuchtender, vielmehr Nichts ist, sind nach wie vor ohne Antwort. Eine religiöse Ermattung gerade in den führenden Industrie- und Wissenschaftsländern ist aber unverkennbar.  

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