Arme Reiche
Wie man es auch
versucht, in der deutschen Übersetzung ist der Drive von Chandlers Prosa
nicht zu bewahren, darum läßt man es am besten gleich: The first time I laid
eyes on Terry Lennox he was drunk in a Rolls-Royce Silver Wraith outside the
terrace of The Dancers. The parking lot attendant had brought the car out and
he was still holding the door because Terry Lenox´s left foot was still
dangling outside, as if he had forgotten he had one. He had a young-looking
face but his hair was bone white. You could tell by his eyes that he was
plastert to the hairline, but otherwise he looked like any other young guy in a
dinner jacket who had spending too much money in a joint that exists for that
purpose and for no other. Die Worte des Dichters müssen sich dagegen nicht
beeilen, ruhig und gelassen breiten die Sätze sich aus undkommen zu einem ähnlichen Ergebnis: Er
hat sich viel an Plätzen wie Saratoga Springs und Palm Beach aufgehalten, weil
er in Luxushotels wie dem Breakers, dem Poinciana oder dem American
Adelphi ungeheure Mengen Geld durchbringen konnte, woran ihm offenbar
vorab gelegen war. Wer möchte Luhmann ins Wort fallen, wenn er Geld zum
bestfunktionierenden gesellschaftlichen Medium erklärt, ohne naturgemäß die
allgemeine Glückseligkeit der kassierenden und zahlenden Menschheit zu verkünden, das wäre der Systemtheorie ohnehin von
Grund aus fremd. Da sind einerseits die Armen und andererseits die mit zu viel
Geld Geschlagenen, das Leid der Armen wurde literarisch intensiv im neunzehnten
Jahrhundert behandelt, das Leid der Überreichen vorzugsweise im zwanzigsten. Wittgenstein
hatte, wie man heute gern sagt, ein Zeichen gesetzt und seinen Reichtum
verschenkt, auch weil er ihn beim Denken störte. Naturgemäß hat er sein
Vermögen nicht den Armen zukommen lassen, da hätte er wohl nur deren Leid gegen
sein Leid ausgetauscht. So trügerisch das Geld sein mag, ohne Geld sind die heutigen
Großgesellschaften nicht möglich. Bevor Columbus in Amerika vor Anker ging, war
dieses Land eine geldfreie Zone und noch zu Chandlers Zeit gab es endlos viele Enklaven der Geldlosigkeit.
Chandler war daran nicht interessiert, die Indianer waren, wie sich mehrfach zeigt,
nicht Marlowes Freunde, überflüssiges Volk, um das mindeste zu sagen.
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