Freitag, 14. Oktober 2022

Spending Money

 Arme Reiche

 

Wie man es auch versucht, in der deutschen Übersetzung ist der Drive von Chandlers Prosa nicht zu bewahren, darum läßt man es am besten gleich: The first time I laid eyes on Terry Lennox he was drunk in a Rolls-Royce Silver Wraith outside the terrace of The Dancers. The parking lot attendant had brought the car out and he was still holding the door because Terry Lenox´s left foot was still dangling outside, as if he had forgotten he had one. He had a young-looking face but his hair was bone white. You could tell by his eyes that he was plastert to the hairline, but otherwise he looked like any other young guy in a dinner jacket who had spending too much money in a joint that exists for that purpose and for no other. Die Worte des Dichters müssen sich dagegen nicht beeilen, ruhig und gelassen breiten  die Sätze sich aus undkommen zu einem ähnlichen Ergebnis: Er hat sich viel an Plätzen wie Saratoga Springs und Palm Beach aufgehalten, weil er in Luxushotels wie dem Breakers, dem Poinciana oder dem American Adelphi ungeheure Mengen Geld durchbringen konnte, woran ihm offenbar vorab gelegen war. Wer möchte Luhmann ins Wort fallen, wenn er Geld zum bestfunktionierenden gesellschaftlichen Medium erklärt, ohne naturgemäß die allgemeine Glückseligkeit der kassierenden und zahlenden Menschheit zu verkünden, das wäre der Systemtheorie ohnehin von Grund aus fremd. Da sind einerseits die Armen und andererseits die mit zu viel Geld Geschlagenen, das Leid der Armen wurde literarisch intensiv im neunzehnten Jahrhundert behandelt, das Leid der Überreichen vorzugsweise im zwanzigsten. Wittgenstein hatte, wie man heute gern sagt, ein Zeichen gesetzt und seinen Reichtum verschenkt, auch weil er ihn beim Denken störte. Naturgemäß hat er sein Vermögen nicht den Armen zukommen lassen, da hätte er wohl nur deren Leid gegen sein Leid ausgetauscht. So trügerisch das Geld sein mag, ohne Geld sind die heutigen Großgesellschaften nicht möglich. Bevor Columbus in Amerika vor Anker ging, war dieses Land eine geldfreie Zone und noch zu Chandlers Zeit gab es endlos viele Enklaven der Geldlosigkeit. Chandler war daran nicht interessiert, die Indianer waren, wie sich mehrfach zeigt, nicht Marlowes Freunde, überflüssiges Volk, um das mindeste zu sagen. 

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