Gestaltlos
Einerseits
verabscheut Bereyter die, wie er sagt, katholische Salbaderei, andererseits
gilt er seit langer Zeit als gottgläubig. Seine Gottgläubigkeit könnte ein
Gerücht ohne jedweden realen Hintergrund sein, aber das ist eher unwahrscheinlich,
irgendetwas muß das Gerücht schließlich ausgelöst haben. Daß er allein den
Katholizismus verabscheut und sich als Protestant oder bei anderen Formaten des
Christentums wohlgefühlt hätte, ist ebenso unwahrscheinlich. Auch ein Wechsel zum Islam kommt ernsthaft nicht
Betracht, anders als Cassius Clay oder Cat Stevens hat Bereyter seinen
Geburtsnamen nicht erneuert. Auch die Annahme er habe sich in den durchaus interessanten Schöpfungsmythos der Navajoindianer vertieft,
wäre abwegig. Seine freie Zeit verbringt Bereyter keineswegs auf
gottesdienstlichem Gelände, sondern vorzüglich beim Schachspiel mit dem Schuhmacher Colo, der allgemein als ein
atheistischer Philosoph galt. Wo blieb da ein Terrain für Bereyters geheimnisvollen Glauben? Die
Situation ist nicht mehr die gleiche wie vor tausend Jahren, die Entwicklung
der Welt, die evolutionären Schübe sind inzwischen bekannt, aber was steht
dahinter, wer oder was leitet sie? Parallel zum Wissen hat sich auch das Unwissen weiter aufgebläht, Fragen ohne Aussicht auf Antwort aber erzeugen
Hilflosigkeit, die wiederum provoziert als Rettung einen Glauben unbestimmter
Art. Ein gestaltloser Glaube, wie man ihn bei Bereyter vermuten kann, ist
längst nicht jedermanns Sache. Man kann den verborgenen Gott weder anbeten noch auch nur um Regen oder Sonnenschein bitten, das obliegt inzwischen dem Wissen der Meteorologen.
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