Montag, 25. Juli 2016

Unzulänglich

Poignant


Wenn der Großvater und die Mathild ihr Spiel beendet und die Karten niedergelegt haben, um ihre langandauernde Gespräche zu beginnen, bleibt das Kind noch eine Weile sitzen, kann sich aber von den wenigsten der erörterten Dingen eine zulängliche Vorstellung machen. György Korim, der Protagonist in Krasznahorkais Roman Krieg und Krieg, lebt in New York in einer Art Wohngemeinschaft. Jeden Morgen redet er in der ungarischen Sprache auf eine puertoricanische Mitbewohnerin ein, die des Ungarischen naturgemäß nicht mächtig ist. Der ungarische Vortrag ist sehr unzureichend mit erläuternden, eigens aus dem Wörterbuch zusammengestellten und daher oft ein wenig schrägen englischen Einschüben gespickt, die sich vom ungarischen Text zweifellos weitaus aprupter abheben als von dem der deutschen Übersetzung. In einem dreiseitigen Erguß etwa zu Gott, der Welt und zum Grund der Dinge finden sich als Verständnisbrocken: The original thread, the violence, the holiness, God, what's happened, und poignant. Es ist ausgeschlossen, daß sie, die dem Vortragenden immer den Rücken zukehrt und sich am Herd zu schaffen macht, sich daraus einen Reim machen kann. Während das Kind meistens hinausgeht, kurz nachdem die Unterhaltungen zwischen dem Großvater und der Mathild begonnen haben, macht die Puertoricanerin keine Anstalten, den Raum zu verlassen. Alles in allem sind die ungarischen Ausführungen noch das Beste, was ihr im Leben widerfährt.

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