Mittwoch, 11. Januar 2017

Cheopspyramide

Pressekampagne

Mit einem Ausdruck völliger Verständnislosigkeit wandern die Reisenden durch die Straßen der alten Städte und durch die Säle der Museen, ob Kirchen, Statuen oder Gemälde, eins ist ihnen so lieb wie das andere, nur selten stößt man auf den für die Würdigung der Kunstgegenstände unabdingbaren Sachverstand. Grillparzer war von allen Sehenswürdigkeiten maßlos enttäuscht, selbst dem Dogenpalast in Venedig zollte er nur eine sehr bedingte Hochachtung. Trotz aller Zierlichkeit der Kunst in seinen Arkaden und Zinnen habe der Dogenpalast einen unförmigen Körper und erinnere an ein Krokodil. Hätte Grillparzer die ägyptischen Pyramiden besucht, wären sie in seinem Urteil kaum besser davongekommen. Sein Naturell hätte ihn aber vor dem Zorn bewahrt, in den hinein sich ein Pyramidenbesucher aus Koblenz zu steigern vermochte, der in den Pyramiden die größte Enttäuschung seines Lebens sah. Seine Enttäuschung rächte er dadurch, daß er über Monate seitenlange Inserate in allen wichtigen Zeitungen Deutschlands, der Schweiz und Österreichs veröffentlichte in welchen er alle zukünftigen Besucher vor den Pyramiden, vor allem aber vor der berühmten Cheopspyramide warnte. Seine Inserate haben auf die Ägyptenreisende naturgemäß nicht den erhofften Einfluß gehabt, im Gegenteil vergrößerte sich die Zahl derer, die Ägypten besuchten um das Doppelte. Hermann Samson wird nicht unter diesen Ägyptenbesuchern gewesen sein. Seine tiefe Liebe zu Verdis Aida fand Genüge daran, daß er das Todessinnbild der Pyramiden zum Insignium seines Exlibris wählte. Warum in die Ferne schweifen - das sollten wir alle beherzigen.

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