Mittwoch, 15. März 2017

Cheal fags

Kein Monopol


An Mangel an Zigaretten (cheal fags, wie es in schöner irisch-englischer Fügung heißt) sei er gestorben, behauptet in Verkennung wissenschaftlich erwiesener Wahrheit einer der Bewohner von Mairtín O’Cadhains Friedhof. Verantwortlich für seinen Tod macht er die Ladenbesitzerin, die ihm den Tabak verweigert hatte, als er knapp bei Kasse war: mein Tod ruht auf deinen Schultern, Joan - tá mo bhás ort, a Shiúán! Einräumen muß man, daß die Wissenschaft ein zweischneidiges Schwert ist. Helmut Schmidt, wie jeder weiß ein haltloser Raucher, hatten die Ärzte abgeraten - nicht daß er sie um Rat gefragt hätte – im hohen Alter von der Zigarette abzulassen, ein somatischer Schock könne anderenfalls die Folge sein. Der Dichter hat im Gespräch eingestanden, Rauch dringe schon mal unter der Tür seines Arbeitszimmers hervor nach draußen, in der Prosa aber verhält er sich abstinent, warum? Daniel Craig hatte sich verwundert gezeigt, daß er als James Bond jedwedem nach Belieben die Rübe wegblasen durfte, während schon der bloße Gedanke an Fags streng untersagt war. So sind unsere Werte, politische Korrektheit kann aber kaum der Grund für den narrativen Rauchverzicht des Dichters sein, läßt er doch ungeniert Neger, Zigeuner, Krüppel und Irre durch sein Werk ziehen. Zu vermuten sind ästhetische Gründe, ein abschreckendes Beispiel könnte Joris-Karl Huysmans‘ La Cathédrale gewesen sein, ein Buch, in dem das wiederkehrende Zünden einer Zigarette das einzige reale Lebenszeichen des Protagonisten ist. Nicht zu beanstanden ist die Plazierung des Tabaks in der Kriminalliteratur. Holmes veranstaltet in Phasen intensiven Nachdenkens wahre Rauchorgien und Elliott Gould sieht man in Robert Altmans genialer Verfilmung des Long Goodbye vom Anfang bis zum Ende nie ohne Zigarette im Mundwinkel. Ernst Herbeck hat die einerseits glasklare und dann doch wieder rätselhafte Wahrheit gültig notiert:
Die Zigarette
ist ein Monopol und muß
geraucht werden. Auf Dassie 
in Flammen aufgeht

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