Goldminen der City
Szczepan Twardoch gibt in Sztuka życia dla mężczyzn (Lebenskunst für Männer) einen Überblick über die derzeit tonangebenden Formen fortgeschrittener Männlichkeit in Polen und anderswo. Er unterscheidet zwischen Gentlemen, Yuppies, Yeppies (young experimenting perfection seekers) Hipsters, Dandys, Geeks und Survivalists. Ein tonangebendes Unterscheidungsmerkmal zwischen den Gruppen ist die Kleidung, ein allerdings nicht einfach zu handhabendes Merkmal, da die Kombination T-Shirt und Jeans die Unterschiede verwischend bei fast allen einen guten Ruf hat, wenn auch nicht bei den gleichen Gelegenheiten. So verzichtet der Hipster bei Beerdigungen, Hochzeiten und ähnlichen Anlässen in der Regel auf sein Lieblings-T-Shirt mit der Aufschrift Sexinstructor, first lesson for free. Auch Twardoch selbst, dessen Kenntnisse ganz offenbar nicht allein theoretischer Natur sind, ist nur schwer einer der von ihm genannten Gruppierungen zuzuordnen.
Pauschal von den Arbeitern in den Goldminen der City spricht der Dichter, dem auf dem Gebiet des Trendsettings ein Distinktionsverlangen und damit auch ein Distinktionsvermögen fehlt, wie es Twardoch auszeichnet. Zur frühen Abendstunde haben sie sich eingefunden an ihrem gewohnten Trinkplatz, alle einander ähnlich, in ihren nachtblauen Anzügen, gestreiften Hemdbrüsten und grellfarbenen Krawatten. Schwer ist es, die rätselhaften Gewohnheiten dieser in keinem Bestiarium beschriebenen Tierart zu begreifen, ihr enges Beieinanderstehen, ihr halb geselligen, halb aggressives Gehabe, das Freigeben der Gurgel beim Leeren der Gläser, das immer aufgeregter werdende Stimmengewirr, das plötzliche Davonstürzen des einen oder anderen.
Szczepan Twardoch gibt in Sztuka życia dla mężczyzn (Lebenskunst für Männer) einen Überblick über die derzeit tonangebenden Formen fortgeschrittener Männlichkeit in Polen und anderswo. Er unterscheidet zwischen Gentlemen, Yuppies, Yeppies (young experimenting perfection seekers) Hipsters, Dandys, Geeks und Survivalists. Ein tonangebendes Unterscheidungsmerkmal zwischen den Gruppen ist die Kleidung, ein allerdings nicht einfach zu handhabendes Merkmal, da die Kombination T-Shirt und Jeans die Unterschiede verwischend bei fast allen einen guten Ruf hat, wenn auch nicht bei den gleichen Gelegenheiten. So verzichtet der Hipster bei Beerdigungen, Hochzeiten und ähnlichen Anlässen in der Regel auf sein Lieblings-T-Shirt mit der Aufschrift Sexinstructor, first lesson for free. Auch Twardoch selbst, dessen Kenntnisse ganz offenbar nicht allein theoretischer Natur sind, ist nur schwer einer der von ihm genannten Gruppierungen zuzuordnen.
Pauschal von den Arbeitern in den Goldminen der City spricht der Dichter, dem auf dem Gebiet des Trendsettings ein Distinktionsverlangen und damit auch ein Distinktionsvermögen fehlt, wie es Twardoch auszeichnet. Zur frühen Abendstunde haben sie sich eingefunden an ihrem gewohnten Trinkplatz, alle einander ähnlich, in ihren nachtblauen Anzügen, gestreiften Hemdbrüsten und grellfarbenen Krawatten. Schwer ist es, die rätselhaften Gewohnheiten dieser in keinem Bestiarium beschriebenen Tierart zu begreifen, ihr enges Beieinanderstehen, ihr halb geselligen, halb aggressives Gehabe, das Freigeben der Gurgel beim Leeren der Gläser, das immer aufgeregter werdende Stimmengewirr, das plötzliche Davonstürzen des einen oder anderen.
Wenn der Dichter die Goldminenarbeiter in die Tierwelt verbannt, will er sich wohl nicht näher mit ihnen beschäftigen. Das muß uns aber nicht hindern, sie mit Twardochs Lupe genauer zu betrachten. Offenbar sind die Minenarbeiter unmittelbar vom Arbeitsplatz in den Pub und hatten noch nicht die Gelegenheit, ein für den Betrachter aufschlußreiches Outfit ihrer persönlichen Wahl anzulegen. Ein Gentleman im anspruchsvollen Sinn ist sicher nicht unter ihnen, aber den hat Twardoch auch nicht im Auge, ihm geht es um Poseure, die sich als Gentlemen darstellen. Deren bevorzugte Anzugsfarbe sei aber nicht nachtblau, sondern grau mit dazu passenden auf keinen Fall grellen Krawatten. Es ist nicht auszuschließen, daß sich unter den zahlreichen nachtblauen Anzügen auch der eine oder andere graue befunden hat, der im Interesse eines einheitlichen Gesamtbildes unerwähnt geblieben ist. Wahrscheinlicher ist aber, daß die Gentlemen um ihr Image rein zu halten, auf den Barbesuch verzichtet haben. Yuppie ist fast schon, wie Minenarbeiter, ein Oberbegriff, unter den, wenn nicht alle, so doch die meisten zu fassen sind, hilfreich wäre es, könnte man die in ihrem jeweiligen Appartement eingetroffenen nachtblau Gekleideten beim synchronen Wechsel hin zu Shirt und Jeans beobachten. Wer, vom Regelverhalten abweichend, den blauen Rock lediglich gegen einen gelben austauscht, wäre als Dandy einzuschätzen. Survivalists können wir unter den Blaumännern nicht vermuten und auch Yeppies und Geeks könnten sich wohl nur unter Androhung von Gewalt mit einem nachtblauen Anzug abfinden. Gleiches gilt im Grunde auch für die Hipster, die allerdings zu Ironie und Satire neigen, es kann daher nicht ausgeschlossen werden, daß sich der eine oder andere zu ironischen und satirischen Zwecken eines Blaurocks bedient.
Der Erzähler wirft nur einen kurzen Blick voller Verwunderung und Abneigung auf die Blauröcke, ein Blick, der sich kaum eignet für eine Gegenüberstellung mit Twardochs leidenschaftsloser und differenzierter Untersuchung. Hätte der Erzähler seine Beobachtungen ausgeweitet, wäre sein Augenmerk nicht unversehens in Anspruch genommen worden von einem Rucksack gleicher Machart, wie Wittgenstein ihn immer mit sich getragen hatte? Austerlitz hatte die Blauröcke offenbar gar nicht beachtet und im gleich einsetzenden Gespräch zwischen den beiden ist kein Platz für sie.
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