Samstag, 9. Februar 2019

Erinnerungskultur

Das sage ich

Weder mit der sogenannten deutschen Vergangenheitsbewältigung, noch mit der sogenannteren deutschen Erinnerungskultur, geschweige denn mit der allersogenanntesten deutschen Aufarbeitung des Geschehens ist der Dichter imgrunde zufrieden. Da gibt es, sagt er, zum Beispiel in Hannover so Sachen wie eine antifaschistische Stadtrundfahrt, all diese wunderbaren Sachen, die etwas sehr Deutsches haben. In der Literatur finden sich Formen der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die gut gemeint sind, aber furchtbar danebentreffen. Es gibt wenige Schreibmodalitäten, die dem Problem gewachsen sind. Eher findet man sie schon anderswo, in anderen Ländern mit offenerem, klarerem Blick. Myślę, że o tamtym nie powinno mówić, ich denke, daß man darüber nicht reden sollte. Man sollte ganz allgemein nicht vom Krieg reden, nicht von den schrecklichen Lagern, nicht von diesen Öfen, denn das ist der Nullpunkt. Darüber zu reden ist eine große Profanierung des vergossenen menschlichen Blutes. Tak mówię, das sage ich. Mehr nicht, die Unüberbietbarkeit des Schweigens. Der Erzähler hört auf den Namen Sted und gibt damit die größtmögliche Nähe zu Stachura, dem Autor der Erzählung zu erkennen. Sted hat sich so in den frühen sechziger Jahren geäußert. Zu dieser Zeit hatte der Major Le Strange, der an der Befreiung von Bergen Belsen beteiligt gewesen war, nach Kriegsende aber den Dienst quittiert und sich auf seine Güter zurückgezogen hatte, Le Strange also hatte bereits Florence Barnes als Haushälterin engagiert, unter der ausdrücklichen Bedingung, daß sie die von ihr zugerichteten Speisen gemeinsam mit ihm unter Wahrung vollständigen Stillschweigens, im gemeinsamen Schweigen mithin, einnehme.

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