Samstag, 16. März 2019

Dantesk

Endemische Gier

Die Begegnung des Erzählers mit dem bei Feuertod aus seiner Heimatstadt verbannten Dichter Dante in der Gonzagagasse zu Wien scheint folgenlos zu bleiben, gleichwohl aber hat, nur wenig später, die Szene im von einem wahrhaft höllischen Lärm umbrandeten Stehbuffet der Ferrovia Venedig einen unverkennbar dantesken Zuschnitt. Höllisch ist der Lärm, wie immer interessiert bei Dante das Inferno mehr als das Paradies. Es scheint, als sei die ganze sündhafte Menschheit hier versammelt, einige aber sind dem Himmel näher. Die Kassiererinnen sitzen auf erhobenem Posten, thronende Frauen, nur mit einer Art Schürze bekleidet, mit lockigem Haar und halbgesenkten Blick. Die auf einer angehobenen Plattform stehende Kellnerschaft in ihren frisch gestärkten, weißen Leinenjacken gleicht nicht anders als die ihnen verwandten Schwestern, Mütter und Töchter hinter den Registrierkassen einer eigenartigen Versammlung höherer Wesen, die nach einem dunklen System Gerichtstag hielten über ein von endemischer Gier korrumpiertes Geschlecht. Ob es sich um Angestellte des Himmels oder der Hölle handelt, läßt sich weder bei den Kassiererinnen noch bei den weißgekleideten würdevollen Männern mit letzter Sicherheit entscheiden. Sometimes I think it's a sin when I feel like I'm winnin' when I'm losin' again: und umgekehrt. Als ihm sein Cappuccino serviert wurde, war es dem Erzähler einen Augenblick zumute, als hätte der mit dieser Auszeichnung den bisher bedeutendsten Sieg seines Lebens errungen. Man muß sich vor Augen halten, daß der Erzähler sich hier zum einzigen Mal im ganzen Prosawerk in eine Konkurrenz begibt, in ein Menschengewühl, ja geradezu in einen Kampf. Das berauschende Siegesgefühl ist aber nicht von Dauer. Die Menschenmenge verwandelt sich in einen weiten Kreis abgeschnittener Köpfe, darunter wohl auch der seine, drauf und dran, in einem Schindergraben zu fallen. Ohne Zweifel führen Teufel das Regiment, und wie bei Dante sind sie Schergen eines rundum gerechten Gottes.

Ein trivialer Anlaß, die Bestellung eines Cappuccinos, wird mit groteskem Humor in schwindelnde Höhe phantasiert zu einer Frage von Leben und Tod und ewiger Verdammnis, eine akkurate Kurzfassung der Commedia Divina ergibt sich auf diese Weise naturgemäß nicht. Das Paradies entfällt, ohnehin hat es noch nie jemand gesehen, das Purgatorium, dieses prätentiöse Zwischending späten Datums, bleibt unbeachtet, die Hölle wird auf einen einzigen Höllenring, den der abgeschnittenen Köpfe reduziert. Für elaborierte Ordnungschemata nach Dantes Vorbild ist die moderne Gesellschaft inzwischen zu komplex oder zu windig, wie man es auch ausdrücken mag.

Samstag, 9. März 2019

Heraklit

Feuergeist

Man kann nur staunen über Heraklits des Dunklen Helltsichtigkeit, wenn er das Feuer der Vernunft und die Vernunft dem Feuer zuordnet. Er konnte noch nichts wissen vom Wunder des aus dem Kohlenstoff entstandenen, auf Verbrennung beruhenden Lebens, das nach dem Tode im Incineritore Communale dann endgültig in Flammen aufgeht. Er konnte noch nichts wissen von der neuzeitlichen Vernunft, die sich aus der selbstverschuldeten Unvernunft befreien sollte. Zunächst verbündete sie sich unter Hegels Regie mit dem luftigen ideellen Weltgeist, bald aber schon wurde die neue Vernunft von Marx auf die harten materiellen Tatsachen verwiesen und damit erneut auf das Feuer, die Stahlkocher waren die Speerspitze des nun unmittelbar als Feuergeist im Proletariat angelangten Weltgeistes. Aber auch im Proletariat sollte seine Bleibe nicht von Dauer sein und auch nicht die der Vernunft. Nie wieder Vernunft hatte Luhmann, kaum weniger hellsichtig als Heraklit, schon frühzeitig gerufen. Vom brucia continuamente müssen wir so schnell wie möglich die Finger lassen, die Suche nach einem neuen Partner für die Vernunft läuft noch.

Freitag, 8. März 2019

Bahnhofsmenschen

Zum Weltfrauentag

Nicht alle, die einen Bahnhof betreten, sind Reisende. Bahnhöfe sind da für die Abfahrt, die Ankunft, den Aufenthalt, für Genuß und Verzehr und diverse andere Verrichtungen, und es gibt die Menschen, die all das möglich machen. Die wenigen Reisenden sind inzwischen aus dem Wartesaal des Antwerpener Bahnhofs verschwunden – wurden sie an Indizien wie dem Reisegepäck verläßlich als Reisende identifiziert? – im Buffetraum gegenüber sitzt noch ein einsamer Fernet-Trinker, eher kein Reisender, sicher kann man aber nicht sein, vielleicht ist sein Anschlußzug ausgefallen, und er muß lange warten. Ortsfest mit übereinandergeschlagenen Beinen auf ihrem Barhocker hinter dem Ausschank und ebenso einsam wie der Fernet-Trinker ist in jedem Fall die Buffetdame, die mit vollkommener Hingabe und Konzentration ihre Fingernägel feilt. Klarer ist die Situation im Bahnhof Innsbruck. Ein Dutzend Sandler waren da versammelt und eine Sandlerin. Sie bildeten eine bewegte Gruppe um einen Kasten Gösser-Bier, der wundersamerweise, gewissermaßen aus dem Nichts hervorgezaubert, auf einmal in ihrer Mitte stand. Niemand rechnet damit, daß sie über kurz oder lang einen Zug besteigen, niemand auch wird in diesem Fall auf Gendergerechtigkeit pochen und die geringe weibliche Präsenz anprangern. Gleichwohl kann auf die angemessenere Verteilung im Stehbuffet der Ferrovia hingewiesen werden. Als eine Art feste Insel ragte das Buffet heraus aus der wie in einem Ährenfeld schwankenden Menge der Menschen. Aus Leibeskräften mußte man zunächst sein Begehren zu den auf erhobenen Posten sitzenden Kassiererinnen hinaufschreien, die nur mit einer Art Schürze bekleidet, mit lockigem Haar und halbgesenkten Blick in völliger Ungerührtheit über den Häuptern der Bittsteller schwebten und willkürlich, wie es schien, irgendeinen der von den einander durchdringenden und sich überschlagenden Stimmen vorgebrachten Wünsche herausgriffen, sodann den Preis des Verlangten hinausriefen in den Raum und huldvoll und verächtlich zugleich einem das Zettelchen und das Wechselgeld aushändigten. Einmal im Besitz des inzwischen einem schon lebenswichtig erscheinenden Billets mußte man sich in die Mitte der Cafeteria hinüberkämpfen, wo die männlichen Angestellten dieses ungeheuren Gastronomiebetriebs hinter einem kreisförmigen Buffet mit Todesverachtung geradezu dem andrängenden Volk gegenüberstanden und ihre Arbeit mit einer Gelassenheit erledigten, die vor dem Hintergrund der allgemeinen Panik die Wirkung eines zerdehnten Zeitablaufs hervorbrachte. Der Eindruck, daß hier Gericht gehalten wurde über ein korrumpiertes Geschlecht, wurde noch dadurch verstärkt, daß den weißgekleideten, würdevollen Männern, die im Inneren des Kreises offensichtlich auf einer erhöhten Plattform sich befanden, das Buffet nur etwa bis zur Hüfte reichte, den Außenstehenden hingegen bis unter die Schultern, wo nicht gar bis zum Kinn. Im Prager Bahnhof, um erneut den Schauplatz zu wechseln, setzt man weniger auf Versorgung als auf Unterhaltung, ohne allzu großen Erfolg. Auf einer etwas erhöhten, gut zehn mal zwanzig Meter messenden Plattform stehen in mehreren Batterien gewiß an die hundert in debilem Leerlauf vor sich hindudelnde Spielautomaten.

Diese Einseitigkeit, Versorgung hier, Unterhaltung dort, ist längst überwunden. Inzwischen sind einige Bahnhöfe so einnehmend gestaltet, daß man die Reisenden, die diesen Ort aus zwingenden Gründen wieder verlassen müssen, bedauern muß. Das war in den sechziger Jahren, als Selysses Austerlitz in Antwerpen traf und Szerucki durch die Straßen Warschaus ging, noch anders. Szerucki ging durch die Straßen Warschaus, weil er in dem Arbeiterhotel, wo man ihn untergebracht hatte, keinen Schlaf finden konnte, und weil das Verlangen nach einem Humpen Bier immer unwiderstehlicher wurde. Nur im Bahnhof aber wird verläßlich auch zur späten Stunde noch Bier ausgeschenkt. Er ging eine breite Straße entlang, oder, besser gesagt, ich ging auf einem breiten Trottoir, ungefähr fünf Meter breit, zwischen wohlgepflegten Alleebäumen, die daneben verlaufende Straße war fünfmal so breit. Auf beiden Seiten ergingen sich die Menschen, zu zweit, zu dritt, auch in größeren Gruppen, die Männer außen, lachende Frauen in der Mitte. Gleich als er den Bahnhof betritt, macht sich das weibliche Element auf andere Weise eindringlich geltend. Mitten in der großen Halle schlägt eine Frau einem Mann ins Gesicht und läuft davon, er bleibt regungslos stehen, fixiert von den Blicken der anderen. Die Schlange am Ausschank ist so lang wie samstags die beim Fleischer, nun aber schäumt das Bier in Szeruckis Krug. So ist es immer und überall, jedni się śmieją, inni stoją cicho.

Montag, 4. März 2019

Geworfen

Emigrationsreifeprüfung

Wir seien geworfen in diese Welt, wurde gesagt, konkret von Wurf anstelle von Geburt wird aber nur bei bestimmten Tierarten gesprochen, bei Hunden und Katzen etwa, Tiere, für die Mehrfachgeburten die Regel sind. Neugeborene Vertreter der Gattung Homo sapiens, Einzelgänger im Normalfall, werden, wenn sie denn für einen Augenblick als Geworfene gelten mögen, sogleich schon aufgefangen und als Erdenbürger begrüßt, als neue Bürger auf Erden, als Angehöriger einer menschlichen Gemeinschaft im Kleinen und im Großen, einer Gemeinschaft, die unverzüglich mit ihrer Prägearbeit beginnt. In rasendem Tempo errichtet sich um den Erdenbürger herum die Sprache, bald kennt er seinen Namen und der lautet nicht Kaspar Hauser. Unterstützung wird auch bei der körperlichen Entwicklung gewährt, der kleine Mann, die kleine Frau genießen die Begeisterung der Umstehenden über die ersten Schritte im aufrechten Gang, man applaudiert ihr, nun steht die Erdenbürgerin tatsächlich auf der Erde, sie hält inne, und, verwundert noch immer über das Geworfensein in diese seltsame Welt, läßt sie sich fallen. Der nächste Schritt ist die Gewöhnung an die modernen Verkehrsmittel. Das Kind hat sich auf seinem Dreirädchen meist auf der untersten des Emporiums fortbewegt, in den Schluchten zwischen des Ladentischen, Kästen und Budeln und durch die Vielfalt an Gerüchen hindurch unter denen der des Mottenkampfers sowie der der Maiglöckchenseife immer die hervorstechendsten gewesen sind. Ein friedlicher Abschluß seiner Erdeneinbürgerung ist Paul Bereyter nicht beschert gewesen, da sich schon bald die Nazis der Juden und des Emporiums der Bereyterfamilie angenommen haben. Der Dichter erzählt bevorzugt von Menschen, die als junge Erdenbürger exiliert wurden, bevor sie die Emigrationsreifeprüfung hatten ablegen können. Austerlitz begegnet uns gleich auf dem Einband der Taschenbuchausgabe im Kostüm des Rosenkavaliers noch in der Frühphase des Erdenbürgerwesens. Schon bald wird ihm der gesamte bisherige Abschnitt seines Lebens mitsamt dem Kostüm und der in Prag erlernten Sprache weggeschnitten, weiße Taschentücher, mit denen die zurückbleibenden Eltern den ins Exil fahrenden Kindern nachwinken, flattern gleich einer auffliegenden Taubenschar dem Zug hinterdrein. Seine zweite Kindheit in Wales ist wie das Leben in einer schwarzen Box, in die erst mit dem Erinnerungserlebnis in der Liverpool Station Licht einzudringen beginnt. Von Adelwarth heißt es, er habe nie eine Kindheit gehabt. Schon als Fünfjähriger ist er zusammen mit der kaum älteren Schwester Minnie auf den Wochenmarkt geschickt worden zum Verkaufen der von ihnen am Vortag gesammelten Pfifferlinge und Preiselbeeren. In den Herbst hinein haben die beiden manchmal wochenlang nichts anderes getan als Hagebutten heimzuholen, sie einzeln alle aufzuschneiden und die roten Fruchtschalen durch die Presse zu treiben. Wer mag entscheiden, was nachteiliger ist, eine abgebrochene Kindheit oder gar keine. Selwyns Kindheit ist, genauer betrachtet, weder das eine noch das andere. Die Eingewöhnung in England gelingt geradezu nahtlos, dank der wunderschönen jungen Lehrerin Lisa Owen, der er jedes Wort von den Lippen abliest, erlernt er das Englische wie im Traum. Später erlauben ihm die üppigen Einnahmen als Chirurg, vor allem aber das Vermögen seiner Frau Hedi zeitweise ein sogenanntes Playboydasein. Die karge frühe Kindheit in einem litauischen Dorf nahe Grodno, die Jahre im Cheder, der sanfte Kinderlehrer, das ist aber keineswegs vergessen und erscheint schließlich als das wahre, gestohlene Glück. Bei Aurachs Abschied flattern keine weißen Taschentücher im Wind. In der Erinnerung sieht er die Eltern beim Hinausfahren auf das Oberwiesenfeld im Fond des Mietwagens sitzen, auf dem Oberwiesenfeld draußen aber sieht er sie schon nicht mehr. Er hat die Eltern nicht wieder gesehen.

Die frühen Wunden heilen schwer oder gar nicht und können im Alter, nach langer Latenz, wenn sie schon längst als vernarbt gelten, tödlich aufbrechen. Selwyn, Bereyter, Adelwarth und Aurach suchen den Tod, als wir Austerlitz zum letzten Mal sehen ist er auf der Suche nach seinem Vater und nach Marie de Verneuil, seine Ende wird uns vorenthalten oder bleibt uns erspart.

Sonntag, 3. März 2019

Höhenrausch

Winzige Partikel


Gebürtig im Alpenvorland und seit langem zuhaus im englischen Flachland, kennt der Dichter nicht den Höhenrausch. Bei seinen Reisen nach Norditalien unterliegt er keinen alpinistischen Versuchungen, der höchste Punkt, den er erklimmt, ist die oberste Galerie des Mailänder Doms, und man kann nicht sagen, daß er dort glücklich wird, die Schwindelgefühle verstärken sich. Als der Reisende das Abteilfenster herabreißt, rast der Zug bereits der Ebene entgegen, auch wenn im Augenblick noch bläulichschwarze Steinmassen in spitzen Keilen bis an den Zug herangehen. Die Oktoberwochen verbringt er in einem Hotel weit oberhalb von Bruneck am Ende der Vegetation. Am Ende der Vegetation herrscht noch kein Höhenrausch, der Großvenediger, vorsorglich von unten betrachtet, taucht auf geheimnisvolle Weise aus einer grauen Schneewolke aus. Die Heimreise führt von der mäßig hochgelegenen Ortschaft Oberjoch weiter hinunter noch nach W. Als Aurach den Grammont besteigt, zieht ihn der Blick auf die unter ihm liegende Welt so unwiderstehlich an, daß er befürchtete, sich in sie hineinstürzen zu müssen. Vielleicht hätte er es tatsächlich getan, wäre nicht auf einmal ein um die sechzig Jahre alter Mensch mit einem großen Schmetterlingsnetz vor ihm gestanden und hätte gesagt, es sei jetzt an der Zeit, an den Abstieg zu denken, wenn man in Montreux noch zum Abendmahl zurechtkommen wolle. Es geht dem Schmetterlingsmann wohl weniger um das Abendbrot als um die generelle Einsicht, im Gebirge sei es immer besser, herab als weiter hinauf zu steigen. Der Onkel Kasimir, Blechschmied von Beruf, hat als Einwanderer in Amerika viel zu tun gehabt in den Gipfelregionen der Wolkenkratzer. Er hat die Kupferspitzhauben auf das General Electric Building gesetzt und war ein Jahr lang mit den durch die Rundungen und Schräglagen unglaublich schwierigen Stahlblecharbeiten auf dem Chrysler Building beschäftigt. Naturgemäß hat er durch das Herumturnen zweihundert bis dreihundert Meter über der Erde sehr gut verdient. Eine Höhenbegeisterung aber, die im Rahmen der Freizeitgestaltung zu alpinistischen Unternehmungen in den Rocky Mountains geführt hätte, war bei ihm ebensowenig zu verzeichnen wie bei den Kollegen aus dem Lager der Mohawk und ebensowenig eine genetische Übertragung der auf eine gleichmäßige Verteilung winziger Partikel in den Gleichgewichtszentren der Ohren zurückzuführenden absoluten Freiheit von Schwindel und Schwindelgefühlen auf den Neffen. Naturgemäß ist Selwyns Bericht vom Tod seines Freundes im Gebirge nicht geeignet, dem Dichter die Bergsteigerei näherzubringen, wenn man auch nie wissen kann, wie junge Leute solche Erzählungen aufnehmen und was sie in ihnen bewirken. Der Höhenrausch des Fliegens ist dem des Bergsteigens nicht ohne weiteres zu vergleichen, Gerald Fitzpatrick hat mit seinen Flügen über die Alpen hinweg aber gleichsam die Synthese erreicht. Von einem der Ausflüge in der Cessna ist er dann nicht zurückgekehrt.

Samstag, 2. März 2019

Ein paar Gläschen

Für das Glück bestimmt


Der Erzähler ist uns vertraut als Mann mittleren Alters, als er 1966 nach Manchester fliegt, ist er allerdings, wie er selbst angibt, gerade erst zweiundzwanzig Jahre alt und mit Austerlitz trifft er in Antwerpen nur wenig später zusammen. Spärlich sind die Nachrichten über seinen Alltag als junger Mann, sowohl was seine berufliche Entwicklung als auch was die Freizeitgestaltung anbelangt. Ein Photo zeigt den noch jungen Autor mit verwegener Kappe als Billardspieler. Es ist nicht zu erkennen, ob er in einem privaten Billardraum spielt, ähnlich dem in Iver Grove, oder in einer Spielhalle oder im Hinterzimmer eines Etablissements wie in Lüttich das Café des Ésperances, ein Ort, wie er normalerweise von keinem vernünftigen Menschen aufgesucht wird. Zu seiner nicht geringen Überraschung aber trifft der Erzähler dort obendrein ein weiteres Mal auf Austerlitz, der es anscheinend mit der Vernunft auch nicht so genau nimmt. Für Szerucki, der Mann aus Chéruy, ist es nichts Ungewöhnliches, sich schon am Morgen in einem Lokal ähnlicher Güte ein paar Gläschen, parę kieliszków, zu genehmigen. Das Publikum in dem geräumigen Schankraum besteht ausschließlich aus Männern, die Gespräche sind die Gespräche wahrer Männer, Schweinigeleien mit anderen Worten, wie Szerucki sie auf den Tod nicht ausstehen kann, ein großer Jammer überkommt ihn dann immer. Plötzlich sitzt an einem der Tische eine Frau, sie ist schön und gut gekleidet. Er hat sie nicht eintreten sehen und auch nicht ihre zwei Begleiter, die jetzt hastig irgendetwas herunterschlingen. Die Frau ißt nicht, trinkt nicht, spricht nicht, paliła, sie raucht. Schnell sind die Esser fertig, die drei stehen auf und verlassen das Lokal. Ein älterer Mann setzt sich zu Szerucki an den Tisch, nicht ohne sich zuvor die Erlaubnis einzuholen. Er erteilt eine Reihe guter Ratschläge, in seinem Alter sei es Zeit für Szerucki, sich um irgendeine Art von Vermögensbildung, jakiś kapital, zu kümmern. Szerucki ist weder sonderlich interessiert noch über die Maßen belästigt, er kümmert sich um den Nachschub, Sto gram für jeden und dazu den obligatorischen Matjes, Śledź, Zwiebeln will er keine, das Mädchen am Ausschank beglückwünscht ihn, von Zwiebeln kommen nur Tränen, er aber sei für das Glück bestimmt.