Sabots
Kleine Sebaldstücke
Sabots
Geldprobleme
Adroddwr mag in Wien Lebensform und Erscheinungsbild eines Clochards annehmen, die Begleichung der Hotelrechnung bereitet keine Schwierigkeiten, Geld zählen muß er weder im Großen noch im Kleinen. Markanter ist der Abschied des Millionärs Le Strange vom großen Geld. Noch in recht jungen Jahren zieht er sich auf sein Landgut zurück. Er gönnt sich eine Haushälterin, sieht aber, obwohl er seine Garderobe völlig abgetragen hatte, vom Erwerb neuer Textilien ab und geht in Kleidern aus früheren Zeiten herum, die er bei Bedarf aus den Kästen auf dem Dachboden seines Hauses hervorholt. Le Strange zeigt sich einmal umgeben von allerlei Federvieh als der heilige Franziskus und dann wieder in einer im Garten ausgehobenen Höhle als der heilige Hieronymus in der Wüste. Kamel und Nadelöhr, ein gottgefälliges Leben ist selbst ohne Gott mit dem Zählen des großen Geldes nicht vereinbar.
Mir gegenüber saßen eine Franziskanerin von vielleicht dreißig oder fünfunddreißig Jahren und ein junges Mädchen mit einer aus vielen farbigen Flecken geschneiderten Jacke um die Schultern. Das Mädchen war in Brescia zugestiegen, die Franziskanerschwester hatte in Desenzano bereits im Zug gesessen. Die Schwester las ihr Brevier, das Mädchen, nicht minder versenkt, einen Bilderroman. Von vollendeter Schönheit waren sie beide, dachte ich mir, abwesend und anwesend zugleich, und ich bewunderte den tiefen Ernst, mit dem sie jeweils die Blätter umwendeten. Einmal blätterte die Franziskanerschwester um, dann das junge Mädchen und dann wieder die Franziskanerschwester.