Montag, 21. September 2020

Ein und das andere

Geldprobleme
Wie mag es an den anderen Ecken und Enden der Welt aussehen? Wer lebt und wer stirbt, wer lacht und wer weint, wer fürchtet sich und wer fürchtet sich vor nichts, wer zählt das Geld, wer wägt sein Los? Tod oder Leben, Lachen oder Weinen, Furcht oder Furchtlosigkeit, das sind klare Verhältnisse. Kto liczył pieniądze, kto ważył swój los, in der letzten, Geld und Schicksal betreffenden Frage scheint der Gegensatz weniger klar zu sein. Geht es um den Reichen, der sich, die Goldwaage in der Hand, an seinem Reichtum ergötzt, oder fragt sich ein Armer, wie er mit den letzten Groschen die nächste Woche überstehen soll? Man soll sein Los wägen und nicht das Geld, der Arme begeht eine läßliche Sünde, wenn es denn eine ist, der Reiche paßt nicht durchs Nadelöhr. Das Reichtumsgeldzählen ist Stachuras Helden fremd und verschlossen, das Zählen der Groschen können sie nicht immer vermeiden. Der Zählvorgang hat aber immer ein entspanntes, spielerisches Element. Zwar wird das Entgelt für die Säuberung des Teiches exakt mit 981 polnische Gulden (Złotych) pro Person angegeben, vorwiegend aber um sich lustig darüber zu machen: gut sei der Lohn, wenn auch nicht hoffnungslos. Wenn weiter nach der Möglichkeit einer zusätzlichen Prämie gefragt wird, dann spaßeshalber und um das zuständige Verwaltungspersonal in Verlegenheit zu bringen. Mit dem kleinen Geld spielen sie, mit dem großen kommen sie nicht in Berührung, es sei denn mit dem Geld der Versicherung. Gelegentlich eines Sturmes bringen Szerucki und sein Gefährte die ohnehin baufällige Scheune zum Einsturz, um Babcia Potęgowa das Geld der Versicherung zuzuspielen. Dort, wo das Geld sitzt, muß man keine Scheu haben. Alle sind völlig unschuldig, Szerucki und sein Gefährte haben aus reinem Altruismus gehandelt, und Babcia Potęgowa ist ahnungslos.

Adroddwr mag in Wien Lebensform und Erscheinungsbild eines Clochards annehmen, die Begleichung der Hotelrechnung bereitet keine Schwierigkeiten, Geld zählen muß er weder im Großen noch im Kleinen. Markanter ist der Abschied des Millionärs Le Strange vom großen Geld. Noch in recht jungen Jahren zieht er sich auf sein Landgut zurück. Er gönnt sich eine Haushälterin, sieht aber, obwohl er seine Garderobe völlig abgetragen hatte, vom Erwerb neuer Textilien ab und geht in Kleidern aus früheren Zeiten herum, die er bei Bedarf aus den Kästen auf dem Dachboden seines Hauses hervorholt. Le Strange zeigt sich einmal umgeben von allerlei Federvieh als der heilige Franziskus und dann wieder in einer im Garten ausgehobenen Höhle als der heilige Hieronymus in der Wüste. Kamel und Nadelöhr, ein gottgefälliges Leben ist selbst ohne Gott mit dem Zählen des großen Geldes nicht vereinbar.

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