Montag, 5. Mai 2025

Dolochow

Krieg und Frieden

Es schwiert nur so von Fürstinnen und Fürsten, von Gräfinnen und Grafen, da ist es eine Erholung, Dolochow, den adeligen Sohn armer Eltern (nicht alle Adeligen sind reich) anzutreffen. Ohne weiteres ließe sich ein allein ihm gewidmetes Buch schreiben. Er ist auch ein Adeliger, aber darauf legte er kaum einen Wert. Berühmt in seinen Kreisen wird er vielmehr durch sein zügellosen Umgang, zum Beispiel trinkt er in wenigen Minuten wagemutig außen auf einem offenem Fenster sitzend von der dritten Etage aus eine komplette Flasche Rum, bevor er lebendig zurückkehrt unter dem Jubel seiner Kumpanen, die ihm zujubeln. Er liebt nur seine Mutter, sie ist sein ein und alles, die anderen liebt er so wenig wie er sie verachtet, sie sind ihm gleichgültig. Er ist kein Menschenfreund und kein Menschenfeind, die Menschen gefallen ihm nicht und sie mißfallen ihm nicht, sie sind ihm gleichgültig. Er verliert seinen Rang als Offizier, es bekümmert ihn wenig, er will nur leben wie er lebt. Für längere Zeit hört und sieht man nichts von ihm, er taucht erst wieder auf als der Krieg beginnt, als Soldat ist er wieder in seinem Element. Er hat bald wieder einen Rang ähnlich einem Offizier zurück, man kann nicht sagen, daß er über sich hinauswächst, er ist einfach so. Dolochow hatte einen erheblichen Anteil an der Niederlage der französischen Armee. Er führte jetzt einen Freikorbs an ohne sich dessen zu rühmen. Er stellte seine Leistung nicht besonders heraus, für ihn ähnelte sie seinem üblichen Umgang wie seinerzeit dem mit Rumflasche, mehr interessierte ihn auch diesmal offenbar nicht.

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