Arrivai a Torino sotto l’ultima neve di gennaio, comme succede ai saltimbanchi e ai venditore di torrone. (Pavese, Tra donne sole)
Call me Ishmael. (Melville, Moby Dick)
Nichts ist einfacher als ein Buch zu schreiben, so Pavese, man schreibt den ersten Satz und muß dann nur noch die Folgerungen aus ihm ziehen. Kein Autor aber wird wohl einen ersten Satz hinschreiben, ohne zumindest schemenhaft eine weiterreichende Vorstellung seiner Arbeit im Sinn zu haben, den Leser hingegen trifft der erste Satz ohne Vorbereitung. In den drei gewählten Beispielen hat er es jeweils mit einem Icherzähler oder auch einer Icherzählerin zu tun. Nicht einsehbar ist zunächst die Stellung des Icherzählers, agiert er als Protagonist oder als Komparse wie Anton Lawrentjewitsch G-w in Dostojewskis Dämonen, tritt er vielleich nur zeitweise auf? In zwei der drei Beispiele wird eine Jahreszeit genannt, eine tiefgreifende Verwandtschaft ergibt sich daraus aber nicht. Wenige Sätze weiter, noch auf der ersten Seite, heißt es in den Ringen des Saturn: Mich beschäftigte in der nachfolgenden Zeit das lähmende Grauen, das mich verschiedentlich überfallen hatte angesichts der selbst in dieser entlegenen Gegend bis weit in die Vergangenheit zurückgehenden Spuren der Zerstörung. Offenbar handelt das Buch vom Menschen in der Welt und weniger von der Welt des Menschen. Wie das expandierende All könnte das Buch sich endlos erweitern, schon jetzt, so wie das Buch vorliegt, erleben wir China und Afrika, die Fische und die Seidenraupen, warum nicht auch Australien, Südamerika, die Raubvögel und die Echsen. Tra donne sole handelt, wie sich schon bald zeigt, ausschließlich von der Welt der Menschen und folgt einem schmalen Pfad, der von Rosettas Selbstmordversuch zum gelungenen Suizid wenige Monate später führt. Der Pfad ist asphaltiert mit Nichtigkeiten, Zeitvertreib, Lebensvertreib möchte man sagen, der Autor verweigert jede Skizzierung einer irgendwie gelingenden Lebensform. Es gibt keinen parallel verlaufenden und besser ausgebauten Weg, so als gebe es über die Welt der Menschen neben Tod und Nichtigkeiten nichts zu sagen.
Call me Ishmael. Einer der kürzesten Eingangssätze überhaupt und für viele der konkurrenzlos schönste. Wenn auch mit einem Handlungsverlauf versehen, ist Moby Dick zweifellos ein Buch über den Menschen in der Welt. Bücher dieses Genres haben oft eine mehr oder weniger ausgeprägte misanthropische Grundhaltung. Die Menschheit schrumpft zusammen auf die Mannschaft der Pequod, und am Ende ist Ishmael gar der einzige Überlebende. Der siegreiche Wal taucht ab in die Tiefe, er wird die Harpune abschütteln und fortan unbehelligt eins sein mit der Welt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen