Freitag, 25. März 2016

Abschenkung

Hammerwerfen

Ende September erhielt ich aus dem Verkauf der Liegenschaft Oelling einen größeren Geldbetrag, von dem ich selbst keinen Gebrauch machen, den ich aber sogleich einem guten Zweck zuführen wollte: als Kaskade geht der noch lange andauernde Eingangssatz über uns hinweg, und schon ist die Summe - ein und eine halbe Million, allerdings in dem Groschen näher als der Mark stehenden Schillingen - zum Zwecke der Versorgung entlassener Strafhäftlinge beim Dr. Undt angelangt, der den Spender seinerseits bittet, ihm über mehrere Stunden andauernde Wahrnehmungen des Tages zu berichten, der dem Tag, an welchem er diese Zeilen in die Hand bekommt, vorausgegangen ist. Von der Schenkung - deren Sinn nach Umfang und Zielgruppe niemand in Frage stellt - ist im weiteren nicht mehr die Rede, sondern nur noch vom Watten und den damit verbundenen Fragen. Die Schenkung samt der Bitte um Auskunft ist wie die beschleunigende Drehung im Wurfkäfig, und dann fliegt die Prosa als Hammer und fliegt, bis sie ihm seinen Kopf zertrümmert, mein Herr.

In der Auslöschung steht die Abschenkung nicht am Anfang, sondern am Ende, der Hammerwurfeffekt bleibt aus. Die Schenkung leitet sich einigermaßen folgerichtig aus dem bis dahin Verhandelten ab: Empfänger ist die Israelitische Kultusgemeinde zu Wien. Für einmal hat Bernhard versucht, politisch korrekt zu sein, und doch ist die Abschenkung von Wolfsegg nicht von allen Kritikerinnen beifällig aufgenommen worden. Das Wegschenken des Anwesens sei nichts anderes als eine explizite Verweigerung, die Last der österreichischen Geschichte zu tragen - unwillkürlich tritt das Bild einer langen Reihe österreichischer Lastenträger vor Augen, einer von ihnen Murau-Bernhard. Und nicht genug mit der verweigerten Last, im Grunde, heißt es weiter, würden die Ermordeten durch das Geschenk beleidigt und ein zweites Mal ermordet, Liquidation überall. Während einige der Meinung sind, mit der Evidenz eines literarischen Werkes lasse sich nicht streiten, gewinnen andere starken Tobak daraus und wissen alles besser.

Beim Stiften und Schenken kann man nicht umsichtig genug sein, mag sich auch Wittgenstein gesagt haben. Daß er seinen ihn beim Leben und Denken störenden Reichtum, um ihn bloß loszuwerden, einfach den nicht weniger reichen Verwandten überschrieben hatte, war aber auch nicht allen recht. Hätte er nun wiederum nicht besser Gutes getan, etwa für Strafgefangene oder andere Bedürftige? Der Major Le Strange ist noch vorsichtiger, er verschenkt, stiftet oder überträgt gar nichts. Vielleicht hatte er gehofft, sein großes Vermögen, das er in keiner Weise nutzt, würde verwahrlosen und vergehen wie der große Garten. Tatsächlich aber erbt die Haushälterin (57) bei seinem Tod mehrere Millionen Pfund. Niemand wird die Stirn haben und Florence Barnes, die ihrerseits nach dem Kauf eines Bungalows kaum noch weitere Einfälle zum Geldausgeben hat, das Erbrecht absprechen, allenfalls die Frage einer gerechten Erbschaftssteuer könnte neu aufflammen.

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