Im Wandel der Zeit
Als die Barke in den Hafen von Riva einfährt, hatte der Jäger Gracchus schon seit vielen Hundert Jahren nicht mehr gejagt. Auch den Jäger Hans Schlag mit seiner am Oberarm eintätowierten kleinen Barke treffen wir nicht auf der Jagd, vielmehr im Wirtshaus bei der Beobachtung des Gangs seiner Uhr, im Holzschopf mit der Romana und schließlich tot auf dem Grund des Tobels. Vermutlich handelt es sich beim Jäger Schlag um eine Mutation des Jägers Gracchus, der sich auf diese Weise seinen Tod erschlichen hat. Auch heute noch bricht in Korsika jeden September das Jagdfieber aus. Ungeachtet des Umstandes, daß es kaum noch etwas zu jagen gibt, scheint sich die gesamte männliche Bevölkerung an dem längst ziellos gewordenen Zerstörungsritual zu beteiligen, die älteren Männer vorwiegend im blauen Zivil eines Arbeitsanzugs, die jüngeren in einer Art paramilitärischer Ausrüstung. Die Beute ist allem Aufwand zum Trotz minimal. Nirgends und noch nie hat sich Modianos junger Held so unwohl gefühlt wie in Begleitung seines Vaters auf Reynoldes Jagdparty, einer Chasse à Courre. Den Karabiner in der Hand denkt er daran, Reynolde die Birne wegzublasen, oder dem Duc, oder Landry, oder Jean Gé. Die Überlebenden kämen dann angerannt mit den Hunden und den Treibern, und obwohl die Sologne der Schauplatz ist, wäre alles wie in Warschau. Noch weiter im Osten waren für Konstatin Lewin und Nikolai Rostow die Jagdfreuden zu ihrer Zeit noch weitgehend ungetrübt.
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