Unter Menschen
Der Dichter
lebt nicht mit Menschen, er trifft sie und verliert sie wieder. Immerhin, zusammen
mit Clara sucht er zunächst eine Wohnung und bewohnt sie für einige Zeit mit
ihr. Dann aber kauft Clara ein Haus, das für uns verschlossen bleibt, Claras
Spur verliert sich weitgehend.
Mit Malachio, dem Astronomen aus Venedig, war der Erzähler in einer Bar an der Riva ins Gespräch gekommen, sie unternehmen eine gemeinsame Bootsfahrt, zum Abschied ruft Malachio: Ci vediamo a Gerusalemme, was naturgemäß nicht wörtlich zu nehmen ist. Es ist eine geschlossene Episode mit Anfang und Ende. Gleiches gilt für Cornelis de Jong, Fachmann für Zuckerrohr- und Zuckerrübenanbau, den der Erzähler in der Bar des Crown Hotels in Southwold kennenlernt. Nach Darlegung seiner einschlägigen Kenntnisse verlieren wir und wohl auch der Erzähler ihn für immer aus den Augen. Ähnlich scheint es bei Luciana Michelotti zu sein, dann aber läßt der Erzähler wissen, sie sei ihm als resolut und lebensfroh in Erinnerung geblieben ist, sie war ihm also bereits bekannt. In einem gängigen Roman würde die Vorgeschichte zumindest skizziert, hier unterbleibt es. An ihrem Ausgang hat diese Episode eine Pointe, für einen Augenblick scheint es, als würde sie, die Episode, sich nicht schließen, es war, als habe der Brigadiere die beiden getraut und sie könnten miteinander hinfahren, wo sie wollten. Diese von einem Gefühl der Glückseligkeit erfüllte Vorstellung hält allerdings nur einen kurzen Augenblick an, Luciana, die chauffiert, läßt den Dichter an der nächsten Autobushaltestelle aussteigen. Ein kurzer Moment der Ewigkeit e finita la commedia. Urplötzlich läßt der Erzähler uns wissen, er sei mit Salvatore Altamura verabredet, von dem bislang niemand gehört hatte. War der Erzähler mit im vertraut, oder hatte er das Treffen telefonisch anberaumt, ohne ihn von Angesicht zu Angesicht zu kennen? Dann bliebe die Frage, woran er ihn erkennt, als er ihn an einem Tisch vor der Bar, dem verabredeten Ort, antrifft. Man könnte, immerhin denkbar, ein Erkennungszeichen verabredet haben. Wie dem auch sei, Altamura berichtet von der weiteren Entwicklung der GRUPPE LUDWIG, äußert sich noch zu der Oper Aida und ihren Aufführungen in Verona, dann verabschiedet er sich auf Nimmerwiedersehen, Ende der Episode. Alec Garrard hat der Erzähler offenbar schon mehrmals besucht, wie es zur ersten Begegnung kam und wie sie verlaufen ist, bleibt ungesagt. So langsam, wie es mit dem Tempelbau vorangeht, verläuft jede Begegnung, da sich wenig Neues zeigt, wohl so ähnlich wie die vorausgegangene, eine offene und gleichwohl immer wieder geschlossene, gestufte Episode.
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