Donnerstag, 29. Oktober 2009

Nach der Natur

Das Elementargedicht Nach der Natur wird eröffnet mit einem Blick auf die Tafeln des Lindenhardter Altars und selbst hat es mit den in einer eigenen Weise skizzierten Lebensbildern des Malers Matthias Grünewald (1475/80 –1528), des Naturforschers im Eismeer Georg Wilhelm Steller (1709 – 1746) und des sebaldnahen Erzählers und Wanderers (1946 – 2001), den wir hier Selysses nennen, die Gestalt eines Tryptichons. Fünfhundert Jahre, damit ist die für Sebalds Werk übliche historische Tiefe bereits vorgegeben. Die gesamte Geschichte aber ist vor der Natur und, so bleibt zu ergänzen, auch nach ihr. Die Erstausgabe von Nach der Natur ist mit Photographien versehen von Landschaften, die, so der Eindruck, nicht geeignet sind dafür, daß ein Mensch sie aufsucht. Wie unser eigenes Leben kurz aufblitzt zwischen zwei dunklen Ewigkeiten, so auch das der Gattung, eine einfache Feststellung und zugleich eine Sehnsucht des Dichters. Sicher nicht seine einzige Sehnsucht, noch mehr als in dem Elementargedicht wird in den nachfolgenden Prosawerken die Struktur der Sätze eine eigene Ewigkeit einfordern, und uns für die Zeit der Lektüre vor dem Dunkel bewahren.




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