Montag, 26. Oktober 2009

Die Ringe des Saturn

Die Ringe des Saturn sind fest in des Selysses Hand. In zehn Kapiteln durchwandert er den Südosten Englands, Somerleyton, Lowestoft, den Saints, Southwold, die Heide von Dunwich. Und doch entgleitet ihm das Geschehen immer wieder. Eine Miniatureisenbahn entführt ihn und uns bis an den kaiserlichen Hof in China in das Zentrum vorweltlicher Machtausübung der Kaiserin Tz’u-hsi. Eine Fernsehsendung der BBC, über der er einschläft, läßt Selysses und uns in einer Art Wiedergutmachung auf den Spuren Joseph Conrads bis nach Sibirien und dann ins Herz der Finsternis am Kongofluß reisen. Wir lernen Chateaubriand und Swinburne besser kennen, als wir sie bislang kannten, Thomas Browne vor allem auch und Edward FitzGerald, viele bizarre Gestalten sodann, von denen wir zuvor noch nie etwas gehört hatten, wie den Major George Wyndham Le Strange in einer Art Trauermantel aus verschossenem veilchenblauen Taft mit vielen Knöpfen und Ösen, oder Alec Garrad, der den Tempel von Jerusalem in verkleinertem Maßstab naturgetreu nachbaut und schon lange Jahre damit beschäftigt ist. Wir erfahren mehr über den Hering, als wir je zu träumen wagten. All das macht uns glücklich trotz der vielen schrecklichen Dinge, die wir vor allem hören müssen. Ein Faden hält alles zusammen, der endlose, den der Seidenwurm spinnt. Das ganze letzte Kapitel ist diesem Lebewesen gewidmet, das zu den unscheinbarsten überhaupt zählt.

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