Frisch aus deutschen Landen
Über Selysses Eßverhalten wissen wir nicht viel, bei der Auswahl eines Restaurants pflegt er übertriebene Sorgfalt an den Tag zu legen und gerät dann doch regelmäßig in das falsche. In Verona scheitert der Versuch, eine Pizza zu verzehren, in Lowestoft kämpft er mit einem panierten Fisch und unterliegt. Das sind in der Prosa die Begegnungen mit der internationalen Gastronomie, in der Lyrik sehen wir uns mit der deutschen Küche konfrontiert:
Seit Jahr und Tag unverändert das interregionale Küchenlatein das herzhafte Bistrofrühstück der Schnittkäse der gekochte Schinken das Rührei die Nußnugatcreme das Eintopfgericht des Tages die deftige Goulaschsuppe das Nürnberger Rostbratwürstchen der Kartoffelsalat die Frikadelle mit Brötchen die Rinderroulade nach Hausfrauenart der Schokoriegel zur Auswahl die gesalzene Erdnuß die Beukelaer Prinzenrolle der Nordhäuser Doppelkorn der uralte Asbach der finessenreiche Gau Köngernheimer Vogelsang und das Rotkäppchen trocken.
Wenn der eine oder andere vielleicht zunächst zustimmend nickt und, sofern nicht vegetarisch ausgerichtet, bei der Rinderroulade gern dabei wäre, werden ihm doch bei den Salznüssen Bedenken kommen und die negative Signalwirkung des Rotkäppchensekts kann er nicht überhören, auch wenn er einwenden könnte, daß der Rottkäppchencamenbert vor einer Reihe von Jahren im Feinschmeckerland Frankreich in den Himmel gelobt wurde, dort, wo schon die Säuglinge zum Zwecke der Geschmackbildung mit Roquefort und ähnlich anforderungsreichen Produkten in Kontakt gebracht werden.
Es bleibt die Frage, ob jede einzelne der aufgeführte Positionen dem Verdikt des Dichters anheimfällt, oder ob es eher die Zusammenstellung, die Abfolge ist. Beim Frühstück ist ohnehin der Kaffee entscheidend, da will man um Einzelheiten nicht streiten. Neben der Roulade ließe sich auch für eine gelungene Frikadelle durchaus ein gutes Wort einlegen, die Salznüsse bleiben naturgemäß unberührt in ihrem Schälchen und auch die Prinzenrolle ist nichts anders als ein Notbehelf. Doppelkorn und Asbach wird man gern drangeben, den letzteren umso leichter, wenn einem, selbst mehr in Richtung Obstbrand: Pflümeli, Mirabelle, Birne, Sanddorn - orientiert, auch ausgesuchte, sogenannte edle Weinbrände nicht munden. Der Köngernheimer wird vielen unbekannt sein, über das Unbekannte nihil nisi bene.
Über Selysses Eßverhalten wissen wir nicht viel, bei der Auswahl eines Restaurants pflegt er übertriebene Sorgfalt an den Tag zu legen und gerät dann doch regelmäßig in das falsche. In Verona scheitert der Versuch, eine Pizza zu verzehren, in Lowestoft kämpft er mit einem panierten Fisch und unterliegt. Das sind in der Prosa die Begegnungen mit der internationalen Gastronomie, in der Lyrik sehen wir uns mit der deutschen Küche konfrontiert:
Seit Jahr und Tag unverändert das interregionale Küchenlatein das herzhafte Bistrofrühstück der Schnittkäse der gekochte Schinken das Rührei die Nußnugatcreme das Eintopfgericht des Tages die deftige Goulaschsuppe das Nürnberger Rostbratwürstchen der Kartoffelsalat die Frikadelle mit Brötchen die Rinderroulade nach Hausfrauenart der Schokoriegel zur Auswahl die gesalzene Erdnuß die Beukelaer Prinzenrolle der Nordhäuser Doppelkorn der uralte Asbach der finessenreiche Gau Köngernheimer Vogelsang und das Rotkäppchen trocken.
Wenn der eine oder andere vielleicht zunächst zustimmend nickt und, sofern nicht vegetarisch ausgerichtet, bei der Rinderroulade gern dabei wäre, werden ihm doch bei den Salznüssen Bedenken kommen und die negative Signalwirkung des Rotkäppchensekts kann er nicht überhören, auch wenn er einwenden könnte, daß der Rottkäppchencamenbert vor einer Reihe von Jahren im Feinschmeckerland Frankreich in den Himmel gelobt wurde, dort, wo schon die Säuglinge zum Zwecke der Geschmackbildung mit Roquefort und ähnlich anforderungsreichen Produkten in Kontakt gebracht werden.
Es bleibt die Frage, ob jede einzelne der aufgeführte Positionen dem Verdikt des Dichters anheimfällt, oder ob es eher die Zusammenstellung, die Abfolge ist. Beim Frühstück ist ohnehin der Kaffee entscheidend, da will man um Einzelheiten nicht streiten. Neben der Roulade ließe sich auch für eine gelungene Frikadelle durchaus ein gutes Wort einlegen, die Salznüsse bleiben naturgemäß unberührt in ihrem Schälchen und auch die Prinzenrolle ist nichts anders als ein Notbehelf. Doppelkorn und Asbach wird man gern drangeben, den letzteren umso leichter, wenn einem, selbst mehr in Richtung Obstbrand: Pflümeli, Mirabelle, Birne, Sanddorn - orientiert, auch ausgesuchte, sogenannte edle Weinbrände nicht munden. Der Köngernheimer wird vielen unbekannt sein, über das Unbekannte nihil nisi bene.
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