Noch heute, so Selysses, reue es ihn, die Einladung zur Teilnahme am Rahmenprogramm der Bregenzer Festspiele angenommen zu haben, in deren Zentrum eine Aufführung der Oper
Nabucco stand. Unschlüssig ist er dann mit seiner Freikarte in der Hand auf dem Vorplatz herumgestanden, bis die letzten Besucher in den Eingängen verschwunden waren, unschlüssig, weil es ihm mit jedem vergehenden Jahr unmöglicher wurde, sich unter ein Publikum zu mischen; unschlüssig, weil er den Chor der verkleideten KZ-Häftlinge nicht sehen wollte, und unschlüssig, weil er hinter dem Pfänder ein großes Gewitter heraufziehen sah. Inzwischen wissen wir, daß es noch weitere gute Gründe gab, der Aufführung nicht beizuwohnen. Die ins Wasser gebaute Bühnenanlage ist imposant, die Toilettenanlagen sind großzügig und sauber, zugleich aber ein Treffpunkt dunkler Gestalten. Ob nun
Nabucco oder
Tosca und auch wenn die Inszenierung vielleicht nicht von so öden Einfällen wie dem der Choristen in Zebraanzüge geplagt ist, das Kunstverständnis bleibt niedrig. Dem Publikum, die Bilder zeigen es unmiverständlich, geht es vor allem darum, mit einem Glas Sekt in der Hand seine Garderobe zur Schau zu tragen, gesehen und gesehen zu werden. Darunter gemischt haben sich in nicht geringer Zahl Verbrecher von internationalem Format, die, warum auch immer hier, an diesem Ort der Kultur, untereinander ihre Pläne abstimmen wollen und ihre Attentate planen auf unsere Lebensweise und unsere Werte. Niemand mag sich ausdenken, was alles hätte geschehen können, wenn Daniel Craig alias James Bond nicht beherzt durchgegriffen und, dabei geschickt die Mittel nutzend, die uns die moderne Technik an die Hand gibt, den Standort von dem Teil des Übels zumindest, für das er die Zuständigkeit beanspruchen konnte, befreit hätte.
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