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Der Nachtzug von Wien nach Venedig war diesmal, mitten in den Ferialmonaten, dermaßen überfüllt, daß er die ganze Fahrt über stehen oder zwischen den sich türmenden Koffern kauern mußte mit der Folge, daß er nicht in den Schlaf, sondern in die Erinnerung versank, Erinnerungen an die erste, sieben Jahre zurückliegende Italienreise. Geschwinder als er es je für möglich gehalten hätte verging ihm über seinen Aufzeichnungen die Zeit, und er kam erst wieder zu Bewußtsein, als der Zug von Mestre aus auf dem Eisenbahndamm die Lagune überquerte. Alles in allem war die Fahrt kommoder als die im fast leeren Nachtzug sieben Jahre zuvor. Der Zug, der Jan Pradera an seinen neuen Arbeitsplatz bringen soll, ist sicher nicht weniger überfüllt. An einem Sitzplatz im Abteil, sofern es Abteile gibt, ist Pradera auch nicht gelegen. Er sitzt im Gang auf seinem Rucksack und raucht Zigaretten, mit aller Vorsicht, um niemanden Textilschäden oder gar Brandwunden zuzufügen. Auch Praderas Sinnen ist auf die Vergangenheit gerichtet, von Erinnerung an vergangene Zeit kann aber nicht gesprochen werden, eher von einem noch nicht abgeschlossenen, noch fortwährenden Augenblick am 8. Januar des Jahres 1967, den es gilt rückgängig zu machen. Dostał się pod koła, pokatulkało go i kaput, er geriet unter die Räder, wurde zerquetscht und kaputt. Alle Passagiere reden von dem Vorfall auf den Gleisen des Breslauer Bahnhofs, vom Unfalltod Zbigniew Cybulskis, der versucht hatte, auf den schon fahrenden Zug aufzuspringen, wie er es schon hunderte Male getan hatte, eigentlich immer, wenn sich die Gelegenheit ergab, es war sein Markenzeichen. Pradera beteiligt sich nicht an dem Palaver der Reisenden. Er hat zwei das Geschehene auslöschende Szenarien vor Augen. Einmal ist er selbst gerade auf den Zug aufgesprungen und reicht Cybulski die helfende Hand. Dann wieder sieht er sich mit ausgebreiteten Armen auf dem Bahnsteig, und verhindert lachend, daß Cybulski den Zug noch erreicht. Przeklęty bądz, żegarze, w którym czas nie może być cofniony, verflucht sei die Uhr, die die Zeit nicht zurücklaufen läßt. Für einen kurzen Augenblick, für wenige Stunden, für einen Tag, wenn es hoch kommt, das muß doch möglich sein. Maßlos aber wäre die Erwartung, die Uhr könne sieben Jahre zurücklaufen. Salvatore Altamura unterrichtet Adroddwr über das Treiben der GRUPPE LUDWIG, an eine rückwirkende Löschung der sinnlosen Taten der beiden jungen Leute denkt niemand.
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