Montag, 18. Juni 2018

Futsch

Foutu

Das Christentum ist futsch, die Geschichte aber auch. Wurde das Gespräch mit François Bondy in deutscher Sprache geführt, so daß der elegante Satz unmittelbar Cioran zuzurechnen ist? - das Cioran vertrautere foutu ist allerdings, man muß es einräumen, nicht weniger ausdruckstark. Auch der Dichter, wenngleich er bei der Niederschrift seiner Eindrücke zu längeren Sätzen neigt, hätte an der knappen Prägnanz seine Freude gehabt. Glaube und Geschichte, ihre Niederlage ist ein und dieselbe Sache. Als die Philosophen nicht mehr übersehen konnten, wie angeschlagen der christliche Glaube war, versuchten sie mit Hilfe einer entsprechend gedeuteten Geschichte die Illusion einer auf den Menschen ausgerichteten Welt zu wahren, vergebliche Liebesmüh. Reine Freude bereitet diese Wahrheit niemandem, wer sieht schon gern den heiligen Franziskus mit dem Gesicht nach unten im Wasser treiben, und wer hätte sich, als am 13. April 1995 die Sonde in die Tiefe der Zeit gelassen wird, nicht gewünscht, daß etwas Kohärentes und Sinnvolles zutage käme. Der Dichter bewahrt für den eigenen Gebrauch San Giorgio, schon unter Pisanellos Strohhut von herzbewegender Weltlichkeit, als den hochseiltauglichen Giorgio Santini, Gracchus befördert auf seiner Barke pagane, noch nicht endgültig geprüfte und abgewiesene Einsichten.

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