Samstag, 15. Februar 2025

Indianer heute

Crow


In der damaligen Zeit gab es für uns, die wir Kinder waren, nichts Wichtigeres als die Indianer. Weil man als Weißer kein Indianer sein konnte, wollte man wenigstens so viel wie möglich von den Indianern wissen. Man lernte, daß die Inder anders als man ursprünglich glaubte, keine Indianer waren und die Indianer selbst verstanden sich gar nicht als Indianer, sondern als Navajos, Apachen, Irokesen, Miamis und vielen andere mehr noch. Die verschiedenen Stämme konnten einander oft nicht leiden. Inzwischen, also in unserer Zeit, gelten auch die Indianer als Amerikaner und sind von anderen Amerikanern kaum noch zu unterschieden. Der, um den es hier geht, nennt sich Crow und behauptet, ein Apache zu sein, von der Gestalt her kann man ihn als solchen ansehen. Man zweifelt aber, daß man ihm glauben kann, schon weil sein offizieller Name ganz anders lautet. Crow arbeitet naturgemäß in unserer Zeit nicht mit Pfeil und Bogen, sondern mit dem Revolver. Er ist, was Treffsicherheit anbelangt, kaum zu überbieten. Ist er tatsächlich ein Indianer, ein Apache zumal, oder tut er nur so? Jedenfalls erledigt er mit dem Revolver eine Reihe von Schwerstverbrechern, seine Angabe, er sei ein Apache, ist glaubwürdig, aber nicht nachgewiesen. Er erledigt die Gangster und hilft den Verwirrten. Der Nachweis des Apachentums bleibt aus, viele aber sind von seinem Apachentum überzeugt. 

Freitag, 14. Februar 2025

Landschaft

Befreiung

Il Diavolo Sulle Colline, man hat den Eindruck, daß es nicht um die Menschen und nicht um die Städte geht, sondern um die Spiele der Landschaft und der Vegetation. Turin ist ein Zentrum Oberitaliens, wird aber kaum wahrgenommen, wahrgenommen werden die umgebenden Landschaften und ihre Bepflanzungen. Abseits der Straßen ist alles von einem Bromberdickicht und den  Baumstämmen überwuchert und in die Hänge hineingeschnitten, die ganz auf dem Tuff steil abfielen. Auf ein paar verödete, grasüberwachsene Weinberge im Wald ergab sich ein Gedränge von Obstbäumen, Schlingpflanzen, Feigen- und Kirschbäumen, Weiden und Akazien, Platanen und Holunder und mehr. Wo der Aufstieg zum Hügel begann, waren Wald, große, dunkle Hainbuchen und Pappeln zu sehen. Wenn man wieder in die Sonne hinaustrat, verlor die Vegetation ihre Schwere und mischte sich ein in ungewöhnliche Pflanzen wie Oleander, Magnolien, einige Zypressen und merkwürdigen Bäumen, die bislang in den Lichtungen noch nie jemand gesehen hatte und die nur gelegentlich auftauchen in den Lichtungen, und auch die, die jenseits der Böschungen blasse Kürbisse erkennen ließen, in den Weinbergen am Greppo ernteten die Drosseln. Aus den Pinien herausgegangen, jagte man an den Hügeln herunter. Man kann Abschließend erwähnen, daß die nur wenige Zeilen umfassende Kurzgeschichte Mistero beim Zugriff auf die Pflanzen und Wälder noch intensiver ist. -  Im Alter von kaum mehr als vierzig Jahren hat der Autor Pavese, dem Leben der Landschaft und der Vegetation  zuliebe, die Welt verlassen.                        

Mittwoch, 12. Februar 2025

Geständnis

Kluge und weniger Kluge

Man trifft nur selten wirklich kluge Leute, jedenfalls trifft man sie nicht allzuoft, aber schließlich trifft man sie doch ab und zu, bei Licht gesehen wirklich aber nur selten, sehr selten nur, wenn man hinschaut, und auch dann ist es nicht sicher. Man trifft kluge Leute, aber auch nur wenige, vielleicht nur einen unter hundert, und auch das nur, wenn die jeweilige Situation es zuläßt. Die Klugen sehen alles noch am besten, die Dummen schauen nur ratlos vor sich hin und sehen gar nichts, aber auch das ist letztlich nur meine Ansicht und genauer weiß ich es ehrlich gesagt nicht. Ich selbst muß mich an mein Lachen gewöhnen, obwohl ich gar nicht zu den Klugen gehöre und über andere nichts zu lachen habe. Ich bin auch gar nicht besonders klug und meistens verstehe ich die klugen Dinge nicht einmal. Nur selten gibt es etwas zu lachen und dann auch meist nur, wenn man über mich selbst lacht, das gilt vor allem auch für mich. Ich hoffe, viele verstehen das besser als ich, der es kaum versteht.

Dienstag, 11. Februar 2025

Polonia

und anderes

Für die Anwesenden läßt Victoire, eine noch sehr junge Frau, besser gesagt noch ein Mädchen, wissen, daß sie de tout son coeur das Land Polen, die Polen und die roten polnischen Schlößchen liebt, so innig wie kein anderes Land und seine Menschen. Sie selbst lebt nicht in Polen. Man unterstellt ihr, sie sei nur begeistert von den polnischen Mazurka Tänzen. Victoire wiederspricht dem nicht, das sei, so sagt sie, in gewissen Sinne richtig, aber nicht das Eigentliche. Zu reden, und das wisse nicht nur sie, sei vielmehr vom Unglück der Polen. Die ständig harte Umgang der Russen mit den Polen zerstöre deren Leben und eben das erfülle das Herz der Frauen mit Teilnahme und Mitleid, weitaus geringer allerdings das im Durchschnitt weniger fühlsame Herz der Männer. Vielleicht seien aber auch die Männer inzwischen aufgewacht. Victoire erlebt ihr Leben weiter, sie erkrankt, gesundet sich aber wieder. Einige Zeit später steht ihre Hochzeit an, zu der es dann aber nicht kommt, der Bräutigam bringt sich um aus Gründen, die nicht sie betreffen. Das Land Polen und die polnischen Menschen vergiß Victoire auch weiterhin nicht.

Stadt und Land

Unterschiede

Die Menschen sind unterschiedlich, Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Reiche und Arme, Bewohner der Stadt und Bewohner des Landes. Die Bewohner des Landes und die der Stadt werden unterschiedlich geformt, wenn man es so ausdrücken will. Einige wenige wechseln vom Land zur Stadt (miesto) und umgekehrt von der Stadt zum Land, die meisten aber bleiben da, wo sie sind. Die Städter sprechen nur mit einigen wenigen Bekannten, sie können ja auch schlecht mit allen sprechen oder sie begrüßen. Wenn man aneinander vorbeigeht, ist das normal, man kann nicht die vielen begrüßen, die man nicht kennt. Anders sieht es auf dem Lande aus. Schon nach kurzer Zeit kennt man fast jeden, auch wenn man nicht jedem nahe kommt, die Mehrzahl kommt jedenfalls gut miteinander zurecht. Stadt und Land, jedes hat seine Vor- und seine Nachteile.

Pogoda

Veränderung

Pogoda: Ein jeder weiß im Groben den Verlauf des Jahres, der Frühling macht sich bereit für das wärmere Wetter, dann kommt der Sommer als die warme Jahreszeit, der Herbst ist der Gegenteil des Frühlings, der Winter ist kalt und ohne Blätter und Blumen. Im Winter fällt Schnee, es regnet im ganzen Jahr, ab und zu zuviel und ab und zu wenig, alles in allem aber richtig. Der Winter hat viel Dunkel, die Sonne ist auch im Sommer blaß und dann wieder leuchtend. So war es und so soll es den Menschen zu Willen bleiben. Aber kann man das auch noch glauben, ist alles noch sicher oder hat sich die Welt schon verändert und verändert sich weiter? Mal scheint es so, als würde es bleiben, wie es jetzt noch ist, aber vieles spricht dafür, daß es sich geändert hat und sich weiterhin ändern wird, nicht nur zu unserem Guten.

Montag, 10. Februar 2025

Bücher

Bibilothek auf Rädern

Janek Pradera, alias Edward Stachura, ist vermutlich der einzige Intellektuelle unter den Holzfällern, der einzige wohl auch, der sich für eine Objazdwa Biblioteka, eine Bibliothek auf Rädern interessiert, jedenfalls ist er der einzige, der sie aufsucht. Auf dem Weg dahin zeigt sich wieder einmal der Mgla, der gefährliche Nebel, den er aber bewältigt. In der Bibliothek wird er ohne Verzögerung empfangen. Die Bibliothekarin bietet ihm eine Reihe von Autoren an, Kraszewski, Sienkiewicz, Golubiew, schließlich Stanislaw Lem, wie wär es denn speziell mit Lem? Lem kannte er seiner Aussage zufolge kaum. Nicht, daß er die genannten Bücher verachten würde, es ist aber nicht das, was ihm in diesem Augenblick vorschwebt. Wie wäre es mit Romanzen?  Eigentlich schon, aber oft sei es so grausam das könne er nicht leiden, spielt er nur mit uns. Er entscheidet sich schließlich für den Lato  lesnych ludzi, den  Sommer der Waldmenschen von Maria Rodziewiczówna, angesichts der Jahreszeit eher schon den Lima lesnych ludzi, den Winter der Waldmenschen. Marii Rodziewiczówna ist sicher nicht die bedeutendste Autorin, schon gar nicht im Vergleich mit Stachura. Vieleicht aber darf Pradera denn doch nicht als Stachura verstanden werden, vielleicht aber spielt er auch nur mit der Bibliothekarin. Die Bibliothek ist inzwischen nicht mehr so still wie zuvor, eine Reihe von Kindern sind erschienen, sie müssen die  Unterrichtsbücher für das neue Jahr beschaffen. Pradera bezahlt den Lato  lesnych ludzi, bedankt sich bei der Bibliothekarin und verläßt die Objazdwa Biblioteka.

Bäume

Stilles Leid

Die Hasen und andere Tiere können dank ihrer Schnelligkeit ihren Feinden entkommen, Bäume haben diese Möglichkeit nicht, man rühmt aber ihre Festigkeit, allerdings sind sie untereinander im Kampf um das Licht, auf das sie angewiesen sind. Die Mammutbäume müssen sich nicht fürchten, allerdings sind auch sie verschiedenen Krankheiten unterworfen. Unversehens und ohne daß man sich dergleichen hätte vorstellen können, brach eine Erkrankung der Ulmen aus, eine Krankheit, die sehr schnell zum Tod der Ulmen führte, so schnell, daß man es kaum glauben konnte, kam es zum Verdursten  der Bäume. Das war der Anfang und nicht das Ende. Die Kronen der der Eschen lichteten sich mehr und mehr, die Eicheln wurden vermehrt abgeworfen. Die Buchenbestände wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Herbst kam es zu extrem schweren Stürmen, an die vierzehn Millionen Bäume fielen dem zum Opfer. Es blieb nicht bei den Buchen, es erfaßte auch Eichen, die Pappeln, schließlich alle Bäume, am Ende war das ganze Gelände kahl und nicht wieder zu erkennen. Am Ende der Tage wird es wohl überall so sein.

Hasewinkel

Vom Hasen

Sich möglichst lange und unbemerkt stillhalten, ist ein Rat, den man ernst nehmen muß. Viele folgen ihm, Menschen aber mehr noch und mit großem Erfolg viele Tiere, die Tiere, die sich, anders als die Löwen, nicht auf ihre Kräfte verlassen können. Gekonnt und erfolgreich ist der Hase, völlig zu Unrecht spricht man vom Angsthasen. Der Hase weiß, daß er vielen unterlegen ist, den Hunden, den Katzen, den Menschen. Solange er glauben kann, daß man ihn nicht entdeckt hat, bleibt er in seinem Versteck, er spürt genau, wann sein Versteck kein Versteck mehr ist, so daß er herauskommen muß. Nun beginnt ein ganz anderes Verhalten. Vielen entweicht er einfach aufgrund seines hohen Geschwindigkeitsvermögens, anderen, die ebenso schnell oder schneller als er sind, entkommt er mit den bekannten Hakenschlagen. Was Angst sein soll, ist lediglich ein Spiel mit den Feinden. Der Hase kann sich seiner so gut wie sicher sein, kaum ein anderes Tier ist so wenig gefährdet wie der Hase.

Samstag, 8. Februar 2025

Mörderische Nacht

Schlaflos

Für ihn war es eine mörderische Nacht, mörderisch. Ich konnte nicht schlafen. Seltsame Dinge gingen ihm durch den Kopf. Er konnte nicht Lesen, geschweige denn Schreiben. Er steckte sich eine Zigarette an und weiter nichts. Er hätte seiner Frau schreiben können, aber er konnte es doch nicht, ihm fehlte die Kraft. Er legte sich nieder um zu schlafen, um vier morgens stand er wieder auf, trank etwas und rauchte eine Zigarette. Um einiges später zog er sich an und ging nach draußen. Er kehrte in eine Kneipe ein um etwas zu essen und zu trinken. Er zahlte und trat wieder hinaus. Was tun? Im Kino lief ein nur wenig später ein Film, er wollte ihn aber nicht sehen.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Vom Wetter

und von anderem

Mal scheint die Sonne, mal nicht, mal regnet es, mal nicht, mal fällt Schnee, mal nur wenig und mal gar nicht, die Menschen können es nicht ändern, obwohl manche es glauben. Oft war die Sonne noch zu sehen, jetzt ist alles schon ganz ohne Glanz. Die Situation ist nie so perfekt wie man es erhofft. Gerade schien noch die Sonne, da fängt es an zu regnen, der Schnee fällt in der Nacht und bedeckte das Land und es wird immer schlimmer. Wer glaubt, man habe die Welt im Griff, der täuscht sich. Was man weiß ist, daß das Licht des Lebens immer dunkler wird, man weiß es, will es aber nicht wahrhaben. Man sollte sich schon vorbereiten an das Ende.

Grenzstadt

Vorzug der Bescheidenheit

Nicht nur verschiedene Länder sehen aufeinander herab. Unser Städtchen ist klein und einsam, vergessen und doch vorhanden. Die großen Städte sind weit entfernt, die Bewohner sind froh über die Stille, in den kleinen Städtchen fühlen sie sich wohl. Die über das Land verstreuten zehn kleineren Städtchen bilden insgesamt keine große Stadt, die großen Städte bevorzugen ihrerseits mit ihrer Weitsicht Gebiete nahe der endlosen See. Die kleinen Städtchen mögen nicht so reich sein, die Bewohner sind aber glücklich und vielleicht glücklicher als alle anderen. Die großen Städte würden auf sie hinabsehen, nehmen sie aber letztlich gar nicht wahr. Die Hauptstadt ist ein besonderer Artikel, auch die Regierungsbeamten kümmern sich aber kaum um das kleine Städtchen, man übersieht es geradezu. Jedes Glück hat einen besonderen Klang. Der höchste Beamter ist der Obersteuernehmer, auch er ist mit seiner Pfeife im Mund rücksichtsvoll gegenüber den Bewohnern der kleinen Städtchen.

Dienstag, 4. Februar 2025

Vom Wesen des Todes

Immer schon

Schon das Kind erlebt den plötzlichen Gedanken des Sterbens, Erwachsene haben angesichts ihrer vielen Aufgaben kaum Zeit für derartige Überlegungen, das Leben geht unbeachtet dahin. Irgendwann aber spürt jeder sein Alter und die nur noch geringe Lebenszeit. Alte Menschen spüren mehr und mehr den Tod, von Tag zu Tag kommt er ihnen näher. Die Idee vom ewigen Leben ist längst nicht mehr einleuchtend, der Tod ist das Maß aller Dinge. Man denkt und redet vor sich hin und plötzlich denkt man an den Tod. Da mögen  unerwartete Dinge aufleben, die man so einfach nicht wieder los wird, der Tod kommt näher und man wird ihn nicht wieder los. Immer wieder breitet sich der Gedanke des Todes aus, die Nähe des Todes kommt immer noch näher. Sollte man das Leben aufgeben, bevor der Gedanke des Todes immer tödlicher wird? Nicht zuletzt die Dichter und Schriftsteller neigen zu einem frühzeitigen Tod, man kennt das.

San Rocco

Einsam

Nicht dasein, sondern davonschweben auf seltsame Weise, man mag sich an den Geschichten der Der Nacht von San Rocco und anderen Erzählungen wie La casa in collina orientieren. Hatte die Neuzeit für Paveses Figuren noch nicht begonnen? Man trifft hier nicht auf Hochhäuser mit Ausnahme der oft halbleeren Hauptstadt Turin, und das auch nur, weil einige hier arbeiten müssen, ansonsten aber besucht der Autor nicht die großen Städte, die man nicht liebt, vielmehr die Dörfer, die man umso mehr liebt, vor allem aber die Hügel, die Hügel sind kostbarer als die Menschen. Man trifft hier keine Autos, keine Flugzeuge und nicht einmal Betten, hier leben keine Reichen, keine Arbeiter, nicht die Neuzeit, man trifft nicht die Kinder beim Schulbesuch und auch nicht die fortgeschrittenen Erwachsenen, vielmehr die Jugend, nicht die sechzigjährigen, allenfalls noch die fünfzigjährigen. Mehr als alles andere entzücken die Hügel, sie sind geradezu dem Herrn eigen. Ihre schönen Geheimnisse sind unter anderem die Tenne, die Maulbeerbäume und viele andere, nicht aber die Pastoren, wenn sie in der Kirche den kirchlichen Aufgaben und an anderen Orten die Tierzucht betreiben und dabei die Tiere unangemessen behandeln. Zwischen den Menschen, vorwiegend den Männern, sind die meisten Beziehungen anders als erhofft und keineswegs herzlich oder freundlich. Die Männer sind einsam, die Frauen bleiben im Hintergrund. Vieles wäre noch zu sagen.

Sonntag, 2. Februar 2025

Philosophie

Eigenwillig

Anders als andere Philosophen hielt er die kleinen, kaum beachteten Dinge für entscheidend. Kreisel zog er allen anderen Dingen vor. Kaum begann der Kreisel sich zu drehen, versuchte der Philosoph ihn abzufangen und wieder zu beruhigen. Die Kinder wollten ihren Spielgefährten zurück haben und lärmten wie wild, das beeindruckte ihn aber keineswegs. Der Kreisel drehte sich nämlich nur für eine ausschließlich auf der Erkenntnis kurzer Erlebnisse und der darauf beruhenden Erkenntnis des Allgemeinen. So kurz die Erlebnisse, so groß das Feld der Philosophie. Ob noch andere Philosophen ähnlich denken? Da zögert man.

Samstag, 1. Februar 2025

Gilgamesch

Vom ewigen Leben

Als das älteste Schriftstück überhaupt gilt die Erzählung des Gilgamesch, niedergeschrieben etwa um zweitausend Jahren vor Christi Geburt. Im Zentrum der Erzählung steht die Vorstellung vom ewigen Leben. Gilgamesch und sein Freund Enkidu sind zunächst beschäftigt, erfolgreich den mächtigen Humbaba zu töten, dann aber wenden sie sich selbst der Hoffnung des ewigen Lebens zu. Trotz aller diesbezüglicher Anstrengung sterben sie aber wie andere auch. Ohnehin wünschen sich nicht alle Menschen ein ewiges Leben, Cesare Pavese, um ihn zu nennen, hat im Alter von vierzig Jahren, auf dem Höhepunkt seines Dichtens und Schreibens, unerwartet und zum Entsetzen seiner Freunde das Leben beendet, es war ihm genug. Die Bemühung um das ewige Leben klingt zur Zeit von Plato und Aristoteles  ab, man kennt und erwartet allgemein das Sterben und den Tod. Eine Wende zum ewigen Leben ergab sich erst wieder mit Christi Geburt. Christus, seine Jünger und alle Gläubigen konnten über mehr als tausend Jahre wieder ein ewiges Leben erwarten. Nicht wenige erwarten auch heut zutage noch das ewige Leben, aber es werden mit jedem Tag immer weniger.