Bibilothek auf Rädern
Janek Pradera, alias Edward Stachura, ist vermutlich der einzige Intellektuelle unter den Holzfällern, der einzige wohl auch, der sich für eine Objazdwa Biblioteka, eine Bibliothek auf Rädern interessiert, jedenfalls ist er der einzige, der sie aufsucht. Auf dem Weg dahin zeigt sich wieder einmal der Mgla, der gefährliche Nebel, den er aber bewältigt. In der Bibliothek wird er ohne Verzögerung empfangen. Die Bibliothekarin bietet ihm eine Reihe von Autoren an, Kraszewski, Sienkiewicz, Golubiew, schließlich Stanislaw Lem, wie wär es denn speziell mit Lem? Lem kannte er seiner Aussage zufolge kaum. Nicht, daß er die genannten Bücher verachten würde, es ist aber nicht das, was ihm in diesem Augenblick vorschwebt. Wie wäre es mit Romanzen? Eigentlich schon, aber oft sei es so grausam das könne er nicht leiden, spielt er nur mit uns. Er entscheidet sich schließlich für den Lato lesnych ludzi, den Sommer der Waldmenschen von Maria Rodziewiczówna, angesichts der Jahreszeit eher schon den Lima lesnych ludzi, den Winter der Waldmenschen. Marii Rodziewiczówna ist sicher nicht die bedeutendste Autorin, schon gar nicht im
Vergleich mit Stachura. Vieleicht aber darf Pradera denn doch nicht als
Stachura verstanden werden, vielleicht aber spielt er auch nur mit der Bibliothekarin. Die Bibliothek ist inzwischen nicht mehr so still wie zuvor, eine Reihe von Kindern sind erschienen, sie müssen die Unterrichtsbücher für das neue Jahr beschaffen. Pradera bezahlt den Lato lesnych ludzi, bedankt sich bei der Bibliothekarin und verläßt die Objazdwa Biblioteka.
Montag, 10. Februar 2025
Bücher
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