Sajęsz fikszyn
Dort, wo keine Automobile fahren, in Venedig, denkt der Erzähler nach über das bevorzugte Fortbewegungsmittel der Neuzeit. Es ist in dieser Stadt ein anders Aufwachen, still bricht nämlich der Tag an, durchdrungen nur von einzelnen Rufen, vom Hinauflassen eines blechernen Rolladens, vom Flügelkatschen der Tauben. Wo immer wir auch in einem Hotelzimmer erwachen, in Wien, in Frankfurt oder in Brüssel, horchen wir, die Hände unterm Kopf verschränkt, nicht auf die Stille, sondern mit wachem Entsetzen auf die Brandung des Verkehrs, die zuvor schon stundenlang über uns hinweggegangen war. Das also ist, denkt man, der neue Ozean. Unaufhörlich, in großen Schüben, über die gesamte Breite der Städte kommen die Wellen daher, werden lauter und lauter, richten sich weiter und weiter auf, überschlagen sich in einer Art von Phrenesie auf der Höhe des Lärmpegels und laufen als Brecher aus über den Asphalt und die Steine. Aus diesem Getöse entsteht jetzt das Leben, das nach uns kommt und das uns langsam zugrunde richtet. Vermehrt sieht man schon Fahrzeuge ohne Insassen auf den Straßen, führerlose Traktoren auf den Feldern. In den frühen und mittleren Jahren der Rzeczpospolita Ludowa konnte im Land von einer prägenden Wirkung des Automobils nicht die Rede sein, in den ländlichen Bezirken dominierten noch die Panjewagen, zur Kirche kam man am Sonntag auch über längere Strecken zu Fuß, na piechotę. Automobile sind in Stachuras Prosa kaum vertreten, ruch umiarkowany bardzo, der Verkehr war sehr maßvoll, ein Automobil habe ich bemerkt und ein Fuhrwerk. Eine verhängnisvolle Umgestaltung der Welt durch das Automobil zeichnet sich nicht ab. Von der Bibliothekarin in der rollenden Bücherei auf Stanisław Lem angesetzt, bekennt Pradera, an Sajęsz fikszyn liege ihm insgesamt nicht viel. Das gegebene Verkehrsmittel für Reisen in Polen war die Eisenbahn. Die vielen Auslandsreisen des Dichters – Siekierezada, das Buch vom Winter der polnischen Waldmenschen wurde wundersamer Weise zur Sommerszeit in Mexiko geschrieben – sind in der Prosa nicht berücksichtigt.
Dort, wo keine Automobile fahren, in Venedig, denkt der Erzähler nach über das bevorzugte Fortbewegungsmittel der Neuzeit. Es ist in dieser Stadt ein anders Aufwachen, still bricht nämlich der Tag an, durchdrungen nur von einzelnen Rufen, vom Hinauflassen eines blechernen Rolladens, vom Flügelkatschen der Tauben. Wo immer wir auch in einem Hotelzimmer erwachen, in Wien, in Frankfurt oder in Brüssel, horchen wir, die Hände unterm Kopf verschränkt, nicht auf die Stille, sondern mit wachem Entsetzen auf die Brandung des Verkehrs, die zuvor schon stundenlang über uns hinweggegangen war. Das also ist, denkt man, der neue Ozean. Unaufhörlich, in großen Schüben, über die gesamte Breite der Städte kommen die Wellen daher, werden lauter und lauter, richten sich weiter und weiter auf, überschlagen sich in einer Art von Phrenesie auf der Höhe des Lärmpegels und laufen als Brecher aus über den Asphalt und die Steine. Aus diesem Getöse entsteht jetzt das Leben, das nach uns kommt und das uns langsam zugrunde richtet. Vermehrt sieht man schon Fahrzeuge ohne Insassen auf den Straßen, führerlose Traktoren auf den Feldern. In den frühen und mittleren Jahren der Rzeczpospolita Ludowa konnte im Land von einer prägenden Wirkung des Automobils nicht die Rede sein, in den ländlichen Bezirken dominierten noch die Panjewagen, zur Kirche kam man am Sonntag auch über längere Strecken zu Fuß, na piechotę. Automobile sind in Stachuras Prosa kaum vertreten, ruch umiarkowany bardzo, der Verkehr war sehr maßvoll, ein Automobil habe ich bemerkt und ein Fuhrwerk. Eine verhängnisvolle Umgestaltung der Welt durch das Automobil zeichnet sich nicht ab. Von der Bibliothekarin in der rollenden Bücherei auf Stanisław Lem angesetzt, bekennt Pradera, an Sajęsz fikszyn liege ihm insgesamt nicht viel. Das gegebene Verkehrsmittel für Reisen in Polen war die Eisenbahn. Die vielen Auslandsreisen des Dichters – Siekierezada, das Buch vom Winter der polnischen Waldmenschen wurde wundersamer Weise zur Sommerszeit in Mexiko geschrieben – sind in der Prosa nicht berücksichtigt.
Ihren Sonntagsausflug unternehmen Mundek und Witek in einem Pekaes-Bus. Zur damaligen Zeit, den Eindruck konnte man haben, standen in Polen oft mehr Fahrzeuge am Straßenrand zum Rad- oder Filterwechsel oder wegen einer anderen Havarie, als daß sie auf der Fahrbahn unterwegs waren. Kaum haben die beiden Reisenden im hinteren Teil des Fahrzeugs Platz genommen, nehmen sie auch schon Rauch und Brandgeruch wahr. Der Fahrer beruhigt und versichert, wenn der Rauch zunehme, würde er anhalten. Diese schlichte Auskunft gibt den Fahrgästen, schon am Rande der Panik, ihren frohen Mut zurück. Wer Unzufriedenheit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Volksrepublik heraushört, hört falsch, dafür hatte der Dichter weder Zeit noch Sinn. Angesichts der metaphysischen Belastung des Menschen läßt man den Alltag besser freundlich vorüberziehen, zapalmy lepiej i nie przemujmy się, man zündet sich eine Zigarette an und nimmt sich das Ganze nicht zu Herzen, wir wollen nicht Geld zählen, sondern unser Los wägen. Es kann nicht verwundern, wenn Stachura auf Photographien wie ein Schatten wirkt, so als wäre er bestenfalls zur Hälfte anwesend.
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