Воскресение
Requiescat in pace, ein frommer Wunsch und mehr nicht. Überall ziehen sie auf Korsika herum, die Toten, in kleinen Banden und Gruppen und manchmal in regelrechten Regimentern. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie normale Leute, aber sowie man genauer hinschaut, verwischen sich ihre Gesichter oder flackern, gerade wie die Gesichter der Schauspieler in einem alten Film. Kaum anders ist es im keltischen Wales. Dort gehen Toten fast immer alleine, manchmal ziehen sie aber auch in kleinen Schwadronen herum: in bunten Uniformröcken oder in graue Umhänge gehüllt hat man sie schon gesehen, wie sie zwischen den Feldmauern, die sie nur knapp überragten, mit leisem Rühren der Trommel hinaufmarschierten in die Hügel über dem Ort. Aber auch wenn sie in den Gräbern verharren, sind die Toten beweglich. Von den Zuständen auf irischen Friedhöfen, lebensnah vor Augen geführt in dem Meisterwerk Cré na cille, wollen wir hier erst gar nicht reden. Generell gilt, daß die Toten gerade wie die Lebendigen, wenn es ihnen zu eng wird, nach draußen in eine weniger dicht besiedelte Gegend ziehen. Auf Dauer hilft das allerdings wenig, denn es kommen ja immer neue hinzu, in unendlicher Folge. In jedem Kubikmeter Abraum, den man aus einer Grube entfernt, mögen die Gerippe von durchschnittlich acht Menschen gefunden werden. Über die solchermaßen mit dem Staub und den Knochen zusammengesunkenen Leiber versetzte Erdschicht hinweg wächst dann eine neue Stadt, oft in einem immer verwinkelter werdenden Gewirr fauliger Gassen und Häuser, zusammengebacken aus Balken und Lehmklumpen und jedem sonstigen verfügbaren Material. Hier nun setzt der naturwissenschaftlich orientierte Venezianer Malachio ein mit seinen Überlegungen. In der letzten Zeit hatte er viel nachgedacht über die Auferstehung und insbesondere über die Bedeutung des Satzes, demzufolge unsere Gebeine und Leiber dereinst übertragen werden in das Gesichtsfeld Ezechiels. Lösungsansätze, die in einer Fachzeitschrift veröffentlicht weden könnten, hat er naturgemäß bislang keine gefunden.
Requiescat in pace, ein frommer Wunsch und mehr nicht. Überall ziehen sie auf Korsika herum, die Toten, in kleinen Banden und Gruppen und manchmal in regelrechten Regimentern. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie normale Leute, aber sowie man genauer hinschaut, verwischen sich ihre Gesichter oder flackern, gerade wie die Gesichter der Schauspieler in einem alten Film. Kaum anders ist es im keltischen Wales. Dort gehen Toten fast immer alleine, manchmal ziehen sie aber auch in kleinen Schwadronen herum: in bunten Uniformröcken oder in graue Umhänge gehüllt hat man sie schon gesehen, wie sie zwischen den Feldmauern, die sie nur knapp überragten, mit leisem Rühren der Trommel hinaufmarschierten in die Hügel über dem Ort. Aber auch wenn sie in den Gräbern verharren, sind die Toten beweglich. Von den Zuständen auf irischen Friedhöfen, lebensnah vor Augen geführt in dem Meisterwerk Cré na cille, wollen wir hier erst gar nicht reden. Generell gilt, daß die Toten gerade wie die Lebendigen, wenn es ihnen zu eng wird, nach draußen in eine weniger dicht besiedelte Gegend ziehen. Auf Dauer hilft das allerdings wenig, denn es kommen ja immer neue hinzu, in unendlicher Folge. In jedem Kubikmeter Abraum, den man aus einer Grube entfernt, mögen die Gerippe von durchschnittlich acht Menschen gefunden werden. Über die solchermaßen mit dem Staub und den Knochen zusammengesunkenen Leiber versetzte Erdschicht hinweg wächst dann eine neue Stadt, oft in einem immer verwinkelter werdenden Gewirr fauliger Gassen und Häuser, zusammengebacken aus Balken und Lehmklumpen und jedem sonstigen verfügbaren Material. Hier nun setzt der naturwissenschaftlich orientierte Venezianer Malachio ein mit seinen Überlegungen. In der letzten Zeit hatte er viel nachgedacht über die Auferstehung und insbesondere über die Bedeutung des Satzes, demzufolge unsere Gebeine und Leiber dereinst übertragen werden in das Gesichtsfeld Ezechiels. Lösungsansätze, die in einer Fachzeitschrift veröffentlicht weden könnten, hat er naturgemäß bislang keine gefunden.
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