und wir
Religion, sagte Pieretto, das heißt begreifen, wie alles zugeht. Dazu hilft das Weihwasser nicht. Man muß mit den Leuten reden, sie begreifen, wissen, was jeder will. Alle wollen etwas im Leben, sie wollen etwas tun, was sie nie so richtig konnten. Nun, für jeden ist in diesem Wollen Gott. So gestaltet es Cesare Parese in einer seiner Erzählungen. Gott sei die absolute Freiheit und Gewißheit, man fragt nicht, ob er existiert. Gott ist für viele nicht mehr begreifbar, heißt es, letztlich gar nicht mehr. Christi Himmelfahrt ist nicht mehr möglich, weil es offenbar keinen Himmel gibt. Was bislang von allen als die Welt verstanden wurde, ist nur ein winziger Fleck im unbekannten All. Die Kenntnis der unendlichen Welt verbreitet sich nur unwesentlich, das Ganze ist für den Menschen kaum übersichtlicher als für einen Hund oder für einen Elefanten. Das vermutete Ewige Leben der Menschen erweist sich als kaum dauerhafter als die Lebensdauer verschiedener Tierarten, die Lebensdauer bestimmter Tierarten geht weit über die der Menschen hinaus. Soviel auch die Wissenschaft hervorbringen mag, es bleibt ein kleiner Fleck in einer unverständlichen Welt. Spätere Supermenschen, wenn es die denn gibt, mögen mehr verstehen, wir werden es nicht erleben. Angesichts der Kürze des Lebens läßt es sich ohne weiteres noch weiter verkürzen. Pavese hatte sein Leben nach eigenem Urteil im Alter von vierzig Jahren beendet, das genügte ihm. Die Welt, so heißt es, kann noch schneller verschwinden als der einzelne Mensch, mit einem Schlag.
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