Donnerstag, 3. Juni 2021

Misterium z smutną prawdą

Mysterium mit trauriger Wahrheit

 

Der Heiligen Georg und der Jäger Gracchus beleben als mythisches Duo die Schwindel.Gefühle. Nach Kafkas Berechnung war der Jäger mit seiner Barke bei der Einfahrt in den Hafen von Riva schon mehr als tausend Jahre unterwegs, da ihm aus schiffahrtsrechtlichen Gründen die Pforte zum Tod versperrt war. Parallel spielten sich zu dieser Zeit noch andere mythische Begebenheiten vergleichbarer Dauer ab.

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Die Hand war nach Westen ausgestreckt. Von unten erinnerte sie an einen von unten aufragenden Baum mit fünf nacktem Ästen. Vor dem Hintergrund des leuchtendblauen Himmels sah es aus wie ein Blitz oder wie eine Art Peitsche mit fünf Riemen. Für einen Maler konnte es auch einen geschlachteten Stier mit fünf nach oben gestreckten Beinen darstellen oder ein Fenster, aus dem sich Köpfe herausstrecken. Alle Leute aber behaupteten, es sei sicher eine Blume, die schönste Blume, die man jemals gesehen hatte. Die Finger dieser Blume waren sehr lang und seltsam dünn. Knochen mit Haut überzogen wie ein besonders enger Handschuh. Auf dem längsten Finger, mehr oder weniger in der Mitte, war ein großer Ring aufgesteckt mit einem großen Rubin geformt als ein Herz. Der Ring zeigte mit dem Finger nach unten. Blut tropfte aus ihm, Tropfen für Tropfen. Das Blut tropfte auf einen weißen, am Boden abgestellten ovalförmigen Teller. Der Teller war aber immer sauber. Nach jedem Tropfenfall kroch ein schmutziger Mensch herbei und leckte den Teller ab. Dann verschwand der noch immer schmutzige Mensch, und an seine Stelle trat ein anderer Mensch, um den in der Zwischenzeit gefallenen Tropfen abzulecken. Der Spaß dauerte schon tausend Jahre. Die Leute behaupten noch immer, es sei ganz sicher eine Blume, und kriechen weiter zum weißen, ovalförmigen Teller, um die herabfallenden Blutstropfen abzulecken.

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Einem Brief von 25. Oktober 1957 beigefügt, Manuskript in der Bibioteka Gdańska PAN hinterlegt.

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