Mein großes Fest
Der greise
Portier geleitete den späten Gast über eine wunderbare Mahagonistiege – man hatte
auf ihr gar nicht das Gefühl des Treppenaufstiegs, sondern schwebte gleichsam
hinan - in die oberste Etage, wo er ihm ein
geräumiges Zimmer anwies. Stachura, sozusagen noch im Vorraum seines
Dichtertums, beschert seinem jugendlichen Erzähler ein ähnlich verzaubertes Erlebnis.
* * *
In das Hotel kam man durch die Tür. Dann bat ein älterer Herr zum Lift, ein Lift mit einer einladenden Innenausstattung und einer mit Plüsch überzogenen Bank. Die höheren Stockwerke erreichte man auf eine anmutige Weise wie bestimmte Gipfel, die man nicht auf eine mühselige Art erklimmt, sondern durch eine Art Emporschwimmen zur Bergeshöhe, allerdings hier, im Lift, mit offenem Mund und ohne Atembeschwerden, wie an den Haaren gezogen von einem Hundegespann, aber so weich, daß nichts zu spüren war, im Lift war es still, niemand scharrte mit den Füßen. Dann öffnete der ältere Herr die Tür des Lifts, denn schon war das vierte Stockwerk erreicht, er sagte bardzo dobrze, bitte sehr, und weiter ging es. Den Korridor entlang ging ich wie über einen Teppich oder wie in warmen Schuhen durch den Schnee oder wie barfuß am Strand, dabei las ich die Zimmernummern: 133, 134, 135 – das war mein Zimmer. Mit einem Schlüssel öffne ich regulär die Tür, nicht etwa mit einem Dietrich, was soll mir ein Dietrich, und betrete mein Zimmer: eine Offenbarung. Ein Tisch, Metallstühle, seltsam und schön, zwei Sessel, man kann sich in einen Sessel fallenlassen, ein Schrank, Fenster, Vorhänge Schnüren zum Öffnen oder Schließen, und Betten, drei Betten, mein Gott, in eins dieser Betten werde ich am Abend zurückkehren, nun aber ist es Zeit, sich für das Abendbrot vorzubereiten, zum Wasserhahn also, besser gesagt zu den Wasserhähnen, es sind nämlich zwei, einer oben rot, der andere blau: warmes Wasser und kaltes Wasser. Ich liebe diesen Wechsel, mal warm, mal kalt, mal Sommer, mal Winter und ein Handtuch für beides gleichzeitig, für Frühling und Herbst.
Und jetzt zum Mittagessen! Ich überprüfe den Umschlag mit den Gutscheinen für Frühstück, Abendbrot und eben das Mittagessen, zu dem ich eile, denn es ist Mittagessenszeit, wie mir scheint, irgendwo zwischen 13 und 14 Uhr essen normale Leute ihr Mittagsmahl, und für zwei Tage bin ich ein normaler Mensch und esse regelmäßig: Frühstück, Mittagsmahl und Abendbrot und dann gehe ich schlafen, mein Gott, ich suche keine Schlafgelegenheit bei Bekannten, für zwei Tage gehe ich in mein eigenes Zimmer, wähle aus zwischen den verschiedenen Betten, vielleicht nehme ich das Bett in der Mitte, das Bett zwischen Betten, unter der Decke ruht mein armer ramponierter Körper, mir wird wohl sein in dem Bett, für mich zumindest wird es ein Dampfschiff sein, ein Hochzeitshaus, in dem die Gäste verstorben sind. Meine Stirn wird sich langsam abkühlen, am Kissen wird sie sich abkühlen, es wird sicher eine schöne, großartige Zeit sein.
Am Morgen werfe ich die Decke ab, munter wie ein Erdhörnchen, gehe zum Fenster, ziehe an der Schnur, schaue vom vierten Stockwerk herab auf Posen, das schöne gastfreundliche Posen, dann schaue ich auf die Kräne, die Wasserkräne: kalt und warm Sommer und Winter, ich liebe diesen Wechsel, ich gehe hinunter zum Frühstück, wenig später nur zum Mittagessen, ertrinke im Frühstück, später dann im Mittagsmahl.
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Moje wielkie świętowanie wurde 1959 in einer Zeitschrift veröffentlicht und hat nicht den Weg in die zu Lebzeiten des Autors in Buchform publizierten Erzählbände gefunden. Die Erzählung hat den Charakter einer Etüde im Stachura-Klang, so etwa in der Schilderung der wundersamen Himmelfahrt im Lift oder des überwältigenden Luxus von zwei Wasserhähnen, der eine kalt, der andere warm, so wie Sommer und Winter, Sommer und Winter der Waldarbeiter später dann in Siekierezada. Die Reifeprüfung aber war noch nicht abgelegt.
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