Vigoleis
Der Dichter erwärmt sich für Kellers Prosa, die sich dahinbewegt auf ihrer schönen, Satz für Satz vor uns aufgerollten Bahn und verschweigt, daß er selbst diese Kunst der schönen Sätze noch deutlich weiter treibt. Andere gehen andere Wege, Stachura weicht den schönen Sätzen bewußt aus, wie sollte es auch anders sein bei jemanden, der sich selbst und die Welt fortwährend am offenen Herzen operiert. Bernhard besteht darauf, Schönheit nur aus Häßlichem zu gewinnen, zerrt und dreht und quält die Sprache, bis er sein Versprechen eingelöst hat. Wenn man auf Vigoleis Thelen als eine bis dahin unbekannte Größe stößt, mag man ihn nach Aussehen und Satzbau für einen sich des Hochdeutschen bedienenden Schweizer halten, der die Sätze zu einem unbekannten Volkstanz zwingt - man denke nur, ein Beispiel unter tausenden, an die das Satzklima bestimmende Wortschöpfung: hinaufentartet -, Schweizer auch, weil in seinem großen Buch gleich zu Beginn von einem gewissen Zwingli - ein lebendiger Zwingli, nicht der Reformator - die Rede ist. Tatsächlich aber wurde Vigoleis in Süchteln am Niederrhein geboren, also fast als Westfale, wenn auch längst nicht als Ostwestfale, war doch in Süchteln vor nicht allzu langer Zeit noch die holländisch Sprache dominant, ein Idiom, das im übrigen auch Vigoleis perfekt beherrschte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen