Sonntag, 27. Juli 2025

Wortkarg

Gerede

Manche haben kein Interesse am Reden, sie öffnen lieber nicht den Mund und bleiben still, andere, ob nun Fürsten oder Arme, können den Mund nicht zumachen, sie reden den Tag entlang und, ohne daß er, der Fürst, es bemerkt, er redet und redet, er ist nur froh, wenn er weiterhin nur weiterreden kann es ist nur froh, wenn niemand ihn stört, der Hund weiß schon, daß er nicht bellen darf. Tag- und Nachtredner gehen naturgemäß einander aus dem Weg, der eine wohnt hier, der andere dort, der Gedanke, sie würden sich treffen und miteinander sprechen, ist für sie grotesk. Worüber und wovon sie reden kommt niemanden zu Gehör. Fürsten die man für wortkarg hält, sind überrachsenderweise erst dann still, wenn sie am dritten Tag übernachtet sind und erschöpft einschlafen. Wie wäre die Menschheit, wenn alle pausenlos reden würden? Daß gilt für Männer und für Frauen, für Frauen vielleicht noch mehr, die Männer glauben das und schätzen sich selbst für verhältnismäßig wortkarg ein.

THE RAIN

Der Regen

   

THE RAIN, wer liebt nicht diesen Klang der Sprache, der Regen selbst beruht aber nicht auf Klängen, auch wenn ein starker Regen gewisse Klänge, wenn man es so sagen will, erklingen läßt, Klänge sind naturgemäß. Klänge sind nicht die eigentliche Eigenschaft  des Regens, ohne Regen gibt es kein Wasser, so daß die Menschen ebenso wie für die Tiere ohne Leben wären, man wüßte nichts vom Leben, man wüßte von Garnichts. Ohne das Wasser gäbe es nichts, nicht die Blumen, nicht die Wälder, nicht die Tiere, nicht die Menschen, gar nichts. Man lebt nur für eine kurze Zeit, die Blumen nur für eine sehr kurze Zeit, die Wälder für eine lange Zeit, wenn man sie nicht zerstört, einige Tiere leben lange, andere nur kurz, einige Menschen leben verhältnismäßig lang, einige sterben unmittelbar nach der Geburt, einige leben länger, so oder so ist das Leben nur kurz, ohne das Wasser, den Regen, the rain, gäbe es kein Leben.

Samstag, 26. Juli 2025

Ein Tag

Denke daran!

 

Minely try dni, drei Tage sind vergangen, drei Tage, aber nur der dritte Tag ist ein lebendiger Tag, der vergangene zweite Tag und der vergangene dritte Tag verschwinden im Dunkel, niemand kann sagen, ob es noch einen vierten Tag nach dem dritten Tag geben wird. Der Eine Tag beginnt am Morgen mit der aufgehenden Sonne und endet am Abend und schließlich im Dunkel der Nacht, man weiß nicht, ob es noch einen Neuen Tag geben wird. Der Eine Tag verliert sich in den vergangenen Tagen, die Tag um Tag stärker im Dunklen verschwinden, man verwechselt den vergangenen fünften Tag mit dem vergangenen sechsten Tag, die vergangenen Tage verschwinden endgültig im Dunkel der Vergangenheit, einige besondere Tage sind auch nach langer Zeit noch im Licht. Die Menschen erleben den Einen Tag unterschiedlich, die einen erleben ihn Tagtägich, die anderen erleben ihn dann und wann, die wiederum anderen leben am Einen Tag vorbei.

Schimpansen

Mensch und Affe

 

Der Schimpanse, und keineswegs der Nasenaffe, der als Nasenaffe durchaus auch ein flinker Geselle ist, der Schimpanse ist jedenfalls der Affe, der dem Menschen am nächsten steht. Der Mensch steht dem Schimpansen, dem klügsten Affen, nahe und das sollte der Mensch auch wissen. Menschen und Affen haben teilweise die gleichen Interessen und das wissen die Schimpansen auch, zum Beispiel sind sie vom Handy bezaubert, hingerissen geradezu, verstehen können sie das Handy aber kaum. Der Versuch zu sprechen ist bei den Schimpansen gescheitert, immerhin verstehen die klügsten Schimpansen immerhin  einige Worte und nicken mit den Köpfen. In vielen Dingen möchten die Schimpansen wie die Menschen sein, noch aber sind sie nicht ganz so weit gekommen. Lieben die Menschen und die Schimpansen einander? Sie sind es beiderseits interessiert, von Liebe kann man aber nicht allgemein sprechen, einzelne Menschen, besonders einzelne Frauen, lieben die Schimpansen, die geliebten Schimpansen lieben dann auch diese Menschen. Sollen aus den Schimpansen Menschen werden? Dann schon eher werden  Menschen zu Schimpansen. Die Schimpansen haben keine Kanonen und insbesondere keine Atomgeräte erfunden, geschweige denn noch Schlimmeres, wenn es das geben sollte, sie wollen es auch nicht. Ein gutes Zusammenkommen von Schimpanse und Mensch ist dringend notwendig und zu erhoffen. Wie in hundert Jahren einerseits die Menschen und andererseits die Schimpansen noch leben, man kann es nicht wissen, vielleicht ist die Erde schon leer und und tot und tot auch jegliches Lebewesen.

Schönheit

Autoren

 

Die Schönheit ist wichtig, für die Frauen sehr wichtig, für die Männer weniger, die Schönheit der Frauen ist besonders für die Männer schön. Eine weniger schöne Frau leidet oft an ihrer geringeren Schönheit, Männer leiden weitaus weniger an ihrer vielleicht nur geringen Schönheit, es stört ihr Leben kaum. Die polnischen Männer und Autoren sind, so heißt es, im Durchschnitt schöner als die deutschen Autoren. Da kaum ein Deutscher oder auch eine Deutsche einen polnischen Autor kennt, weiß der Deutsche oder die Deutsche auch nicht, welche Polen die schöneren polnischen Autoren sind, naturgemäß kennen sie auch nicht deren Werke. Wer den fraglichen, inzwischen gestorbenen Autor, nicht kannte, konnte den Autor auch nicht erkennen. Lesen konnten sie den lesenswerten polnischen Autor schon gar nicht.                  

Arzt

 und Sohn

Üblicherweise gehen die Patienten zum Arzt und nicht der Arzt zum Patienten, es sei denn, daß dafür ein plötzlicher Anlaß vorliegt. Vor einigen Jahren noch war es noch üblich, besonders in abliegenden Gegenden, daß die die Ärzte zu den Patienten fuhren, sie fuhren meist noch um Mitternacht los, um dann in der Mittagszeit wieder in der Praxis zu sein. Diesmal begleitete ihn sein Sohn bei der Fahrt, der Vater hatte ihn eingeladen, geh mit, du wirst Dinge lernen, die du bislang nicht kennst, komm jetzt, das waren die väterlichen Worte. Sie waren Leise, weil die Schwester noch schlief. Gegen Mitternacht war es zu Schlägereien gekommen, die, abgesehen von dem Polizeilichen, einen Ärztlichen Eingriff notwendig machten. Sodann mußte ein heillos Betrunkener gerettet werden, und dann kam das nächste zur Untersuchung und zu retten und dann wieder das nächste. Die Fahrten von Ort zu Ort, von Kilometern zu Kilometer, von Krennhof und zum Gradenbach und so weiter und schließlich zurück, verbrauchten viel Zeit, die Patienten in der ärztlichen Praxis warteten schon ungeduldig, der Vater rief den ersten Patienten in die Praxis, für den Sohn war der Tag ein Abenteuer gewesen.

Holz

fällen

 

Wer sich, wie in Polen, mit der Siekierezada, der Axt, auskennt, muß auch das Holzfällen nicht umgehen, eins ist wie das andere, so oder so ist man froh, froh erregt, all das wußten die Künstler nicht. Von der Siekierezada als besonderer Form des Holzfällens ist weiter nichts zu erklären, als solches aber geht das Holzfällen, wenn man es vor Augen hat,  noch über die übliche Kunst hinaus, ja, ohne Holzfällen verständlicher Weise versteht das nicht jeder ohne weiteres, man muß lernen, daß es ohne das Holzfällen keine Kunst gibt, die Kunst kann nur dann erscheinen, wenn man den Klang des Holzfällens hört, das Fundament sozusagen der Kunst, nur aus den Klängen des Holzfällens kann die Musik entstehen und mit ihr die anderen Formen der Kunst. Bevor sie das erfaßte, hatte die hervorragende Künstlerin Susana nur den schlimmen Schmerz der Hilflosigkeit gespürt und sich umgebracht.  

Donnerstag, 24. Juli 2025

Kinder

 Neue Welt

 

Noch vor nicht allzulanger Zeit hatten die Frauen zehn, wenn nicht zwölf Kinder, die jetzt schon älteren erinnern sich noch, derlei findet man heute nicht mehr, ein allenfalls zwei Kinder sind besser gar kein Kind, die Frauen sollen ja nicht anders sein als die Männer, alles was die Männer können sollen oder wollen und können die Frauen auch, sie können es noch besser. Die Kinder denken naturgemäß anders, besonders dann, wenn es sie nicht gibt, sie lieben die Eltern lieben aber auch die Spielgefährden, darauf kann man keine Rücksicht nehmen, zudem lieben die Knaben meistens nicht die Mädchen und die Mädchen nicht die Knaben. Die Wirtschaft wird von den vielen Frauen und Männern und den wenigen Kindern naturgemäß angeregt, alle und besonders die Frauen haben Geld im Portemonnaie, man kann sich alles leisten. Drei- oder viermal  im Jahr fährt man in den Urlaub und lernt die Welt kennen, die Welt scheint angesichts der immer wenigeren Menschen immer größer und wertvoller zu werden. Bei Frauen mit drei Kindern kann man nur noch mit dem Kopf schütteln, gottseidank können die Männer in der Regel keine Kinder in die Welt setzen. Angesichts der wenigen noch lebenden Menschen haben die Tiere deutlich mehr Platz. Abgesehen von einigen Haustieren wie Hunde und Katzen freuen sich die Tiere sehr, oft allerdings freuen sich die Tiere untereinander nicht, die Welt kann nicht alle zufriedenstellen.

Klug oder unklug

 Ungeklärt

  

Der eine hält sich für klug und den anderen halten sie für dumm, genauso hält sich der andere für klug und den einen für dumm. Vermutlich ist der eine in bestimmten Fragen klug, in anderen Fragen nicht, dem anderen geht es ebenso. Einige, zum Beispiel Quantentheoretiker, mischen sich nicht ein, einerseits interessiert es sie nicht für anderes, andererseits halten sie ihre allem vorausgehende Klugheit für selbstverständlich. Man weiß aber, daß viele Wissenschaftler in ihrem Sektor sehr klug sind, einige in anderen Sektoren dagegen geradezu dumm. Der Heiland mischt sich nicht ein, er sieht diese Fragen als obsolet an, es kommt ihm nicht auf Klugheit an, sondern auf den Glauben. Einige Menschen werden von Erkrankungen auf die Frage der Klugheit erlöst. Kein Mensch beherrscht  eine allseitige Klugheit, die Menschen sind nicht klug genug für sie Frage einer umfassenden Klugheit und freuen sich über ihre Freiheit.

Fröhlich

Unfröhlich

 

I tak to jest. Wesolo bylo, ale juz nie bylo, to znaczy nie jest : So war es. Es war fröhlich, jetzt aber schon nicht mehr, will sagen, es ist es nicht mehr fröhlich. Die Stimmung der Menschen ist mal so und mal so, man geht ins Theater, ist hingerissen, und dann mißfällt es ihnen plötzlich gründlich, andere, zum Beispiel Bernhard, sind nie und in keiner Weise  zufrieden, ihnen  mißfällt alles. Die Mütter sind froh, wenn sie ein Kind gebären, aber nicht alle Mütter, einige sind überfordert. Die Männer laufen frohgemut zum Fußballfeld und verliehen das Spiel und sind niedergeschlagen. Mit dem Frohsinn ist es nicht einfach, einige lächeln und sind traurig, andere lassen sich nichts anmerken. So wie die Menschen sind auch die Tiere, besonders die Hunde, mal bellen sie fröhlich und dann wieder verärgert. Bei den Katzen weiß man nicht, was sie denken und was man von ihnen denken soll, sie schauen gleichgültig und sind still, es sei denn sie fauchen und geraten plötzlich außer Rand und Band. 

Israel

Palästina

 

Israel. Man hatte die Juden in einem großen, unfaßbaren Umfang ermordet, von einer sogenannten Wiedergutmachung konnte nicht wirklich die Rede sein, man tat sein Bestes es wieder gutzumachen und war bald schon stolz, daß man sein Bestes tat. Unlängst konnte man wieder sein Bestes tun, die Hamas hatte Israel grauenhaft überfallen, man mußte helfend eingreifen. Andere Länder griffen ein, wurden aber zunehmend stiller und schauten Palästina genauer an, war Palästina allein schuldig und Israel allein unschuldig? Man mußte und muß genauer hinschauen. Eins nach dem anderen schauten die Länder genauer hin, ein Land aber zunächst nicht, der Stolz, immer noch die Guten zu sein überragte. Man schloß die Augen, nicht allein sie waren geschlossen, man war bald schon allein mit seinem Stolz. Man schaute um sich und war allein, man schaute um sich und verstand die anderen nicht, die nun nur noch den Kopf schüttelten. Nicht alles was gut und richtig war, bleibt gut und richtig, die israelischen Kinder hungern, die Eltern hungern auch, die Welt ist nicht mehr so, wie man glaubte daß sie ist.

Dienstag, 22. Juli 2025

Mgla

Nebel

 

Mgla, was ist nur mit dem Nebel? Der Nebel ist überall, auch wenn man Klarheit vermutet, man glaubt die Welt zu sehen und dank der Wissenschaft immer mehr zu sehen von ihr, man glaubt schließlich alles zu sehen, tatsächlich aber sieht man nur weniges, man lebt im Nebel des Unerreichbaren, kann sich das ändern? Nicht so lang wie die Menschen nur Menschen sind. Man muß sich fragen, warum die Menschen die Welt tiefgründiger sehen als alle andere Lebewesen, die Menschen vermögen mehr als die Tiere, einige Tiere aber kommen den Menschen nah, und sie mögen den Menschen, die wohl alles übertrumpfen, Götter sind die Menschen damit aber nicht. Der Mensch mag die führende Position annehmen, er ist aber weit entfernt von der Kenntnis der Welt, der Stolz der Menschen ist weit überzogen und unangebracht. Ein gottähnliches Wesen mag alles oder kann jedenfalls vieles klären, nicht aber die Menschen auf ihrem derzeitigen Weg. Pieknie jest na swiecie, es wäre schöner in der Welt, wenn der Nebel sich weiter und weiter zurückziehen wollte. 

Montag, 21. Juli 2025

Ohne Zigarette

noch einmal:

  

Der Tag ist vorüber und man weiß nicht, wo der Tag geblieben ist, es fehlt der Rhytmus, es fehlt der Rückblick auf den Tag. Man muß gar nicht rauchen, man zündet nur eine Zigarette und hält sie zwischen den Fingern und raucht weiter nicht, man schaut nur auf die  Zigarette und paßt auf, daß sie bis zum Ende nicht ausgeht. Man pausiert, man sitzt auf einer Bank oder auf dem Boden, man schaut in die Ferne, man kann meinen, die Welt sei neu. Das wiederholt man je nach Bedürfnis, man hat damit den Tag im Griff, gesundheitliche Schäden sind bei dieser Vorsicht nicht zu erwarten. Wer längere Zeit mit der Zigarette gelebt hat, kann ohne sie leben, er hat den Tagesrythmus dann auch ohne sie im Griff. Aus dem frohen Raucher wird ein froher Nichtraucher. Bei Frauen ist es schwieriger, sie rauchen zwei der drei Tage lang und geben es wieder auf. Das müßte wissenschaftlich geprüft werden. Vielleicht aber sind die Frauen nur schneller, wo die Männer zehn Jahre benötigen, reichen ihnen zehn Tage. 

Gehweg

Jetzt und Damals

 

Man ahnte nichts und dann traf man auf dies Bild, man sieht das Bild und auf dem Bild hohe Bäume, eine Straße, einen Gehweg, eine Frau (es ist wohl eine Frau, vielleicht aber doch ein Mann, man erkennt es nicht so recht), eine Frau also, die man in der Ferne kaum sieht, geschweige denn erkennt, man ist hingerissen von diesem Bild, das Bild ist zwanzig oder vierzig, vielleicht  sechzig Jahre alt, man möchte für einen Augenblick in diesem Bild, in dieser Zeit leben. Wie ist das Leben der Frau weitergegangen, wahrscheinlich ist die jetzt schon längst tot, die Zeit ist gnadenlos. In dem Bild erlebt man die den den Gehweg entlanggehende Frau, man möchte das Jetzt beiseite legen und für einige Zeit im Damals der Frau leben. Man folgt der Frau in einem geringen Abstand, die Bäume waren wie sie jetzt noch sind, da hat sich kaum etwas verändert, sollte man in dieser Zeit bleiben? Es ist uns nicht gegeben in der Zeit zu bleiben, die Zeit geht gnadenlos vorüber, sie geht an uns vorbei, nur in Bildern kann man sie festhalten, sie erleben. Die Frau sieht man auf der linken Seite des Bildes, sie ist sichtbar, aber nicht erkennbar, man erkennt auch nicht, ob sie von uns fort oder zu uns hin läuft, auf der rechten Seite des Bildes jedenfalls, sieht man, weitaus größer als die Frau, Stachura und seine Mutter. Stachura hat seinen Arm um die Mutter gelegt, sie hält mit der Hand ein Fahrrad, von dem sie abgestiegen ist, man kann nur ungefähr schätzen, wann das war. Den Photografen sieht man naturgemäß nicht auf dem Photo.

Freundschaft

Zwei Männer

 

Männer haben Freunde, Frauen haben Freundinnen, Männer haben auch Freundinnen und die Frauen Freunde, das ist aber eine andere Frage, zudem geht es im Augenblick nur um zwei befreundete Männer, der eine von ihnen ist der Cousin Ludwig Wittgensteins, er selbst heißt Paul Wittgenstein, Ludwig Wittgenstein wird in diesem Zusammenhang kaum beachtet. Die Freundschaft beruhte nicht zuletzt auf der gemeinsamen Begeisterung für die Klassische Musik, für die ihm nichts zu teuer war. Paul begeistere sich im übrigen aber auch für die Autorennen der Formel-Eins, die den Freund gar nicht interessierte. Aber  es ging ihm keineswegs vorzüglich um die Autorennen, sondern um die armen Leute, für die er sein ganzes nicht geringes Geld hergab, die mehr als reichen Wittgensteins mußten einsprengen. Er half den Armen und liebte seine Frau Edith, wenn ihm dann selbst das Geld ausging, hatte er kostbare Einrichtungsstücke für dreimarkfünfzig hergegeben. Im fortgesetzten Alter war fast immer einer von den beiden, Paul und der Cousin, wenn der eine krank und im Krankenhaus war,  der ander gesund zu haus und dann umgekehrt, der Kranke kaum noch den Gesunden und der Gesunde traf kaum noch den Kranken, die Freundschaft war dadurch nicht eingeschränkt. Nicht alle Freundschaften verlaufen so getreu. Paul starb um einiges früher als sein Freund. 

Sonntag, 20. Juli 2025

Leben

und Tod 

 

Die Mutter war tödlich krank, der Vater nicht, aber beiden haben sich umgebracht, ihre Kinder, inzwischen jugendliche Männer, wollten ebenfalls sterben, die Ärzte ließen es nicht zu. Der eine Jugendliche war sehr krank und starb dann doch trotz der Ärzte, der andere überlegte, wie er denn auch den Tod erreichen kann, wie kommt er heraus aus dieser Situation. Er erreichte ihn, den Tod, schließlich denn doch und er war glücklich. Herrlich die Stille der Eltern und auch ihrer Nachfahren, man trifft sich in der wunderbar stillen Leere des Todes. Zu leben ist schlimmer als der Tod, man kann den Tod nur auch den anderen noch Lebenden empfehlen. Nur verstänislose Menschen rühmen das Leben .

Samstag, 19. Juli 2025

Eltern

und die Kinder

Eltern haben zunächst ein Mädchen oder einen Jungen, das ist verständlich und übersichtlich. Wenn es dann zwei Kinder sind, und zwar zwei Jungen oder zwei Schwestern, treten meistens keine Probleme auf, auf Dauer schon eher mit den beiden Knaben. Wenn es ein Mädchen und ein Knabe sind, herrscht meist Frieden, die Eltern freuen sich. Wenn es zwei Knaben oder zwei Mädchen sind, ist die Situation schon wieder komplizierter. Wenn es drei Kinder sind, sind es meistens zwei Mädchen und ein Knabe oder zwei Knaben und ein Mädchen, die Situation ist in der Regel günstig, das einsame Mädchen wird in der Regel von den Knaben  sowie auch von den Eltern vergöttert. Wenn es vier Kinder sind, Mädchen und Knaben, ist die Situation schon ein wenig unübersichtlich. Vor hundert Jahren waren Elternpaare mit zehn und mehr Kinder nicht selten, dafür haben wir heutzutage keinen Überblick mehr und können nichts dazu sagen.  

Sonntag, 13. Juli 2025

Menschen Tiere und Götter

 Wer versteht Was

 

Das Sprechvermögen, also auch das Denkvermögen, so Wittgenstein, ließe den Menschen als Menschen erkennen, andere Lebewesen hätten kein Sprechvermögen dieser Art, wie kann man dem wiedersprechen. Ein Hund bellt, er bellt unterschiedlich, er bellt, weil er sich freut, er bellt vor Wut aus Angriffslust, wenn es hinausgehen soll ins Gelände bellt er vor Glück, er heult und springt voller Freude, das ist ein erster Beginn der Sprache aber keine Sprache. Auch die fortentwickelte, menschennahen Schimpansen, sie hören uns zu und möchten uns verstehen, so daß wie sie verstehen, sie können nicht sprechen, einige können aber nach einiger Zeit eine Zahl von Worten verstehen, die Sprache aber, um auf Wittgenstein zurückzukommen, ist ein besonderes Geschenk an die Menschen. Ein Geschenk Gottes heißt es auch, was aber haben die Götter uns verschenkt? Das ewige Leben, oder das immer neue Leben, das sollen Erkenntnisse sein, es sind aber nur Hoffnungen und Wünsche, unerfüllte und unerfüllbare Hoffnungen und Wünsche, das Leben der Lebewesen ist das Leben aber auch das Sterben. Wie aber sind die Regewürmer, die Hunde und die Menschen zum Leben gekommen. Irgendetwas muß hinter dem Leben und auch hinter dem Tod stecken, Irgendetwas aber was? Die Wissenschaft arbeitet Tag und Nacht.  

Dienstag, 8. Juli 2025

Künstlerinnen

Das Leiden der Kunst

 

Die Kinder kommen zur Welt, sie wachsen und werden größer, sie gehen zur Schule, sie entscheiden sich für einen Beruf, die Männer meist im technischen Bereich, die Frauen meist in modischen Dingen, einige, Frauen und Männer, entscheiden sich für ein Leben als Künstlerin oder, entsprechend, als Künstler, jedenfalls für einen Beruf dieser Art. Joana, über ihre Kindheit und Jugend wissen wir nichts, entscheidet sich für die schöne Kunst als Tänzerin und Schauspielerin, sie erfährt, das dieser Beruf der schwierigste überhaupt ist, aber auch der schönste. Die Anforderungen des Berufs waren für sie keine Schwierigkeit, schwierig war nur das kenntnislose und in seiner Kenntnislosigkeit mißratene Publikum. Sie hatte wahrhaftig ein anders Publikum verdient als dieses Publikum, das man kaum Publikum nennen kann. Joana hätte ja lachen können über dieses Publikum und sich nach einem anderen Publikum umsehen, aber dafür fehlte ihr der Wille und die Kraft, sie ist ratlos und bringt sich um, Einzelheiten erfährt  man nicht. War das nötig, mußte das sein, konnte man ihr, der Joana, nicht helfen? Es bleibt im Dunklen. Bei Joanas Beerdigung wurde der Bolero gespielt, den sie so geliebt hatte wie nichts anders.

Montag, 7. Juli 2025

Sprache

 des Vaterlands 

 

Die Sprache ist unser Vaterland, unsere Heimat, unser Glück, die unterschiedlichen Sprachen sorgen für weitere unterschiedliche Sprachen, nur so können wir unser Leben leben. Das Leben der einen gleicht nicht dem Leben der andern, daß eins das andere nicht gleicht, ist leicht übertrieben, aber nur so ergibt sich eine reichhaltige Welt, auf die wir angewiesen sind. Nirgendwo wird es greifbarer als in der Prosa von Thomas Bernhard. Wie er mit der deutschen Sprache umgeht können Sprecher und Schreiber anderer Sprachen nur beneiden, sie können, wie man sagt, den offenen Mund nicht wieder schließen. Die Sätze schlängeln sich dahin und finden kein Ende: Ich war seit Monaten nicht mehr gewohnt gewesen, mich mit einem Menschen auf die meinen Geistesanlagen entsprechende Weise zu unterhalten, auf die Dauer mußte mich der Umgang nur mit den Einheimischen und auch  der alleinige Kontakt mit dem Moritz schließlich, der zweifellos, wenn auch nicht  gebildet ... und so weiter und so fort,  Seite um Seite. Reicher ist die deutsche Sprache noch nie gewesen.   

Heimweh

und anderes Leid

Die Arbeit war für diese Jahr erledigt, alle trafen sich noch einmal um dann nach Hause zu ihrer Frau zu fahren. Sie stehen auf, reden noch ein wenig miteinander und wollen sich verabschieden, da ist er plötzlich da, kommt hineingestürmt, er ruft, besser gesagt schreit: Gdzie ona? Gdzie ta suka? - Wo ist sie, wo ist die Hure? Die sogenannte Hure ist seine Frau. Alle schweigen, nur er nicht, er schreit weiter: Wo ist die Hure? Er schlägt um sich, beginnt alles im Saal zu zerschlagen, Peresada, klein aber gewitzt, greift ein, schiebt einen der Stühle vor sich her und weicht Kaziuk, das ist dessen Name, aus. Kasiuk wütet weiter, Reresada weicht weiter aus, Kasiuk ist erschöpft, no to fairand, nun ist aber Feierabend, sagt Peresada eher leise als laut, Kasiuk fällt in sich zusammen. Der Saal ist zerstört, Kasiuk wird viel bezahlen müssen, von der Suka, ob sie das nun ist oder nicht, erfährt man weiter nichts. Die Arbeiter konnten jetzt nach Hause zu ihren Frauen fahren und taten es auch.

Hilfsbereit

Sein leid

 

Alle kümmerten sich um ihn und wollten ihm helfen. Seine ehemalige Frau (man weiß nicht, ob er sie oder sie ihn verlassen hatte) war bereit ihm, der zwei Finger bei einem Sturz verloren hatte, einen ihrer Finger für ihn zu opfern, er hat dieses Angebot nicht für wahr genommen. Nach und nach erscheinen sie alle, eine  Reihe von Hilfsbereiten kommen noch hinzu, vor allem die Mutter, dann die Freunde, die Brüder und die Schwestern, alle besuchen ihn und wollen ihn ermuntern, es wird schon bald wieder werden, sagen sie, bald wird es wieder sein, wie es war, er wird bald wieder schreiben, bald wieder reisen, alles wird dann wieder sein, wie es war, sie trösten ihn, das Leben ist noch lang, und so weiter, er weiß es besser, der Tod kommt und er ist nah, er ist ein seltsamer Gehilfe, vielleicht hat er recht.

Sonntag, 6. Juli 2025

Papierosy

I zapalismy

  

Ktorys z nas wyjal papierosy i zapalismy, einer von uns holte die Zigaretten hervor und wir zündeten sie an. Man hat etwas erfahren, denkt nach, und zündet eine Zigarette an, man hat gearbeitet, sei es mit den Büchern, sei es mit den Geräten, die Stimmung ist gewährleistet, man ruht sich aus, schaut in die Ferne und spricht dann wieder einige wenige Worte. Die Zigarette kann man so und anders betrachten, vielfach betrachten. Man ist allein, hat gearbeitet und ruht sich aus mit der Zigarette, man ist zu zweit oder auch zu dritt, auch Frauen rauchen, aber in eher geringer Zahl, vielleicht zu dritt, eine Frau und zwei  Männer. Auch Männer, Frauen umso mehr, zünden oft Zigaretten und rauchen sie kaum oder gar nicht, die Atmosphäre des Rauchens genügt ihnen. Zeige- mit Mittelfinger, das gilt als besonders elegant, man betrachte nur den besonders eleganten, leider längst toten James Dean. Die Zigarette wird gezündet  und dann nur noch zurückhaltend weiter geraucht. In einigen Ländern sollte das Rauchen verboten werden, man kann es verbieten aber nicht verhindern. Nichtraucher haben oft Scheinzigaretten zwischen den Fingern. And the smoke of still another cigarette.

Erledigung

Vom Geld

Eine wichtige Sache war zu erledigen, es ging um viel Geld, der verstärkt fallende Schnee sollte sie nicht behelligen. Wasilij war der Manager, Nikita der Gehilfe, der ihm auf der Fahrt half. Nach einiger Zeit hatten sie im Schneefall die Richtung verloren, Gott sei Dank stießen sie auf ein kleines Dorf. Man empfing sie freundlich, gab ihnen zu Essen und zeigte ihnen den rechten Weg. Nun schien alles gut und klar zu sehen und doch trafen sie nach einiger Zeit im Schnee wieder auf eine falsche Spur. Da es schon dunkel wurde konnten sie nicht weiterfahren, mußten anhalten und so gut wie möglich im kalten Schnee übernachten. Der an solche Dinge gewohnte Gehilfe kam besser zurecht als der reiche Mann. Beim hell werdenden Morgen zäumten sie das Pferd und fuhren weiter. Es ging zunächst gut voran, dann waren sie wieder auf einem falschen Weg. Schließlich schien aber nach allen Anstrengungen das Ziehl erreichbar. Wasilij nahm keine Rücksicht mehr auf Nikita und ritt allein dem Ziel entgegen. Das war naturgemäß sehr schandhaft. Er sah das ein und kehrte zurück. Er rettete Nikita und kam selbst um.

Land der Länder

Länder die man liebt

 

Wo ist das Land der Länder, wo möchten wir wohnen und unbehelligt leben? In Europa und auch in Spanien, oder in Frankreich, Italien, Polen und anderen, England war man aus Europa ausgestiegen, blieb aber doch noch dabei. Unter anderem Rußland mit seinen hervorragenden Erzählern schien uns für einige Zeit nahe zu sein, das ist jetzt aber nicht mehr der Fall. Vermutlich ist das Land der Länder gar nicht in Europa. Sucht man das Land der Länder im Norden oder im Süden, im Osten oder im Westen. Viele wollen da sein und bleiben, wo sie geboren worden, die Frauen vielleicht noch mehr als die Männer, von den Kindern nicht zu Reden. Nicht wenige sehen das Land der Länder in einem der Länder, die nicht gefärdet sind, viele Länder waren nicht oder kaum gefärdet, das ist nun anders. Man geht nach Haus und kennt die Welt nicht mehr. Wird alles untergehen, was wichtig und kostbar war?

Besserung

 nicht gelungen

 

Maria fährt nach Danzig (Gdansk) um ihn dort zu besuchen, er war verwundet nach einem schlimmen Sturz, sie möchte wissen, ob es ihm schon besser geht, es geht ihm nicht besser. Sie spricht  mehr als freundlich zu ihm, das tröstet ihn ein wenig aber er schätzt ihre Hilfe nicht so, wie es sein sollte. Was peinigt ihn, wie lange wird es noch andauern? Er plaudert mit Maria und Maria mit ihm. Sein eigenes Leben leben ist nicht leicht, und was kann dann noch kommen? Die meisten leben weiter so wie sie sie immer schon lebten, man folgt der vergehenden Zeit ohne viel zu denken, aber der, der denkt, wie kann er so weitermachen? Das Leben ist freundlich und dann wieder nicht. Tausende von Jahren sind so vergangen und kaum etwas hat sich verändert. Er fühlt sich verlassen wie ein verlassener Hund, ein angebundener Hund, der seine Kette zerrissen hat, sein Herr ist so verloren wie die Kette. Ob er sich noch auf dem Boden halten kann? Maria und die andere Freunde können ihm nicht helfen.

Samstag, 5. Juli 2025

Frankreich

 Länder

 

Die Franzosen leben vorwiegend in Restaurants, abgesehen vom Schlaf, so war es jedenfalls zu unserer Zeit, als wir dort lebten, inzwischen mag es anders sein, wir sind lange nicht mehr dort gewesen, es gilt auch nur für das Leben in den großen französischen Städten, auf dem Lande, oga jekutu, geht es wohl anders zu. Wir leben längst nicht mehr in Frankreich, so daß wir vermutlich Einiges falsch sehen, es wäre hohe Zeit, sich erneut umzusehen, dafür sind wir aber zu alt, wir können auch nicht mehr so recht französisch sprechen. Sehnsucht haben wir auch nach der Bretagne, wo man ursprünglich  nicht französisch spracht, die Bretagne hatte und hat ihrer eigenen Sprache. Wir lesen die französischen Bücher und sind glücklich. Die Franzosen sind ein sehr zu beachtendes Volk.

Verloren

Ende

Die Arbeit ist nach Wochen abgeschlossen, er kann ohne weitere Zeitverschwendung nach Hause fahren, besser gesagt zu seiner Liebsten. Es eilt ihm, er geht nicht umständlich durch den entfernten Ort, sondern durch den entschieden kürzeren Waldweg. Das Wetter macht es ihm aber unerwartet immer schwieriger dem Waldweg zu folgen, es schneit, man kann im Schnee kaum noch mehr etwas erkennen, inzwischen ist er schon länger unterwegs als er auf dem ordentlichen Weg gewesen wäre. Da er den Weg nicht mehr erkennen kann, kann er auch nicht mehr umkehren, er würde sich vollends verlaufen. Seine Liebste weiß von nichts und erwartet ihn mit den nächsten Zug, sie ist endtäuscht, als er nicht eintrifft. Sorgen aber macht sie sich noch nicht, sie weiß nicht, daß das Wetter für ihn immer beängstigender wird. Sie wußte noch nichts, er erwartete schon das Schlimmste. Das Ende ist nicht bekannt.

Dem Tod nahe

 noch nicht  

 EDWARD STACHURA - nakanapie.pl

Er wachte auf am Morgen, die Schmerzen waren schlimmer als je zuvor. Um acht Uhr war er aufgestanden, er blieb aber bis zehn Uhr auf der Couch ohne sich zu rühren oder seine Lage zu verbessern. Schließlich stand er auf und aß ein wenig von dem, was die Mutter ihm hingestellt hatte. Sein Zustand war nach dem Schlaf noch bedauerlicher als zuvor. Er denkt an seine Mutter, mit der er im Augenblick in einem heruntergekommenen Haus lebt, man würde aber schon überleben, lacht die mehr als gutherzige Mutter. Man hält sich, so zum Sohn, für besser als die anderen, man sollte versuchen, besser zu sein als man selbst ist und man sollte nicht resignieren an sich selbst. Was fehlt ihm? nur wenig. Er will die Worte nicht verlieren, die Wörter sind sein Leben, sein längst schon gebrechliches Leben. Das Schreiben hält ihn aufrecht, das Schreiben ist das Zusammensein mit dem Leben der anderen, besonders mit den Kranken und den Leidenden.

Rauchen

schön aber schädlich, schädlich aber schön 

He slapped a cigarette in his mouth and lit it. Man hat das Rauchen von den Indianern gelernt, seitdem raucht man, vorher rauchte man nicht. Ursprünglich hat niemand gedacht, daß das Rauchen schädlich sei, inzwischen weiß es jeder. Man soll nicht mehr Rauchen, jedenfalls nicht mehr so viel Rauchen, heißt es, einige Länder wollten das Rauchen verbieten, das ist ihnen aber nicht gelungen. Nicht jeder raucht, es wurden zunächst weniger die rauchten, dann wurden es wieder mehr. Rauchen die Raucher des Rauchens wegen? Einige rauchen des Rauchens wegen, andere nicht, sie erholen sich, so überraschend das klingen mag. Sie haben gearbeitet und ruhen sich jetzt für einen Augenblick aus, wie kann man diese kurze Zeit eher genießen als mit einer Zigarette (ander Formen des Rauchens als die Zigarette sind rückläufig, zum Beispiel das Zigarrenrauchen). Jemand hat  ein Problem zu lösen, er weiß nicht recht, wie er das tun kann, er zündet zunächst eine Zigarette an, denkt zunächst noch gar nicht weiter nach, und dann kommt die Lösung des Problems mit Hilfe der Zigarette ganz von selbst. Oder man fährt in den Urlaub, genießt die Schönheit der Gegend und zündet eine Zigarette an, es mag die einzige Zigarette für die Urlaubszeit sein. Oder man führt den Hund aus, und während der im Wald hin und her galoppiert sitzt er auf einem Stein oder einem gefällten Baum und raucht seine Zigarette und freute sich mit dem Hund und so weiter. Naturgemäß rauchen nicht nur Männer, sondern auch Frauen, sie sind aber vernünftiger und rauchen weniger oder auch gar nicht, sie sind auch gesundheitlich angreifbarer von der Zigarette, trotzdem, die Zigarette mag für die eine ein Vorteil und für die andere ein Nachteil sein, ein ungerechter Nachteil. Generell sollte man das Rauchen jedenfalls nicht übertreiben.

Griechen der Vorzeit

 Schulung

 

Plato und Aristoteles betreten die Schule von Athen, sie treten ein und sprechen zunächst nur untereinander, die bereits anwesenden beachten sie zunächst nicht, sie sind in ihr philosophischen Gespräch verwickelt, bald aber werden sie sich den Schülern zuwenden, die meisten Schüler sind still, um sie nicht zu stören, nur wenige sprechen leise miteinander. Die Schüler sind nicht etwa Kinder oder Jugendliche, sondern erwachsene Menschen, überwiegend Männer, falls nicht ausschließlich Männer, man kann es nicht sicher erkennen, die Frauen hatten und haben ihre Stärke auf einem anderen Feld. Sie, Plato und Aristoteles, wenden sich den Schülern zu, begrüßen sie, der Unterricht beginnt. Man kann das nicht mit dem heutigen Unterricht vergleichen, es ist weniger Unterricht als ein philosophische Gespräch das sich auf längere Zeit dahinzieht. Teilnehmer sind unter anderem Epikur, Sokrates, Heraklit und andere mehr, insgemein mehr als zwanzig Teilnehmer, eine vergleichbare philosophische Dichte gibt es heutzutage nicht mehr so leicht. Leider wurde die Gespräche für uns nicht schriftlich übermittelt, man hätte wünschen können, daß es so gekommen wäre.

Indianer

Helden der Kindheit

Einer schrie einen indianischen Kriegsruf heraus, wir bekamen einen Galopp in die Beine wie nie zuvor: Kafka erwähnt mehrfach die Indianer, aber wohl ohne ihnen tatsächlich näher zu kommen. Da mußte man sich, was dieser Frage anbelangt, eher schon an den gleichartigen Karl May wenden, der wiederum weit entfernt von Kafkas Prosakunst war, aber, wenn auch umständlich, so manches von den Indianern erzählt. Eine wissenschaftliche Erfassung der Indianer war noch weit entfernt, immerhin ergab sich ein erstes nach Europa getragenes Bild der amerikanischen Ureinwohnern. Vor allem die europäischen Jungend war entzückt und hingerissen. Sie spielten "Indianer" oft Stunde um Stunde. Cowboys und die Soldaten galten bei diesen Spielen als Feinde der Indianer. Am Ende des Spiels waren alle, die als Feinde galten, tot, die Indianer hatten allenfalls geringe Schürfwunden. Der nächste Tag verlief dann ebenso.  

Freitag, 4. Juli 2025

Krieg

 Krieg, kein Frieden

 

Krieg gibt es in unserer Zeit nicht und soll es auch nicht geben, vielleicht sind einige wenige Auseinandersetzungen in der Ferne, vor allem im Osten, nicht zu vermeiden, hier, bei uns, ist Frieden, und Frieden soll und wird es bleiben. In der Ferne gruselt es vielleicht ein wenig und es kommt uns wohl auch ein wenig näher, unser Frieden ist aber nicht gefährdet. Sollen wir und auf den Krieg einlassen, wenn es keinen Krieg gibt? In der Ferne gruselt es ein wenig, man hört es aber kaum, oder kommt es näher? Der Krieg jedenfalls wird uns nicht erreichen, alle wissen es. Was wissen wir denn aber, halten wir den nur die Augen zu?  Können wir noch länger abwarten, oder müssen wir etwas unternehmen, und was soll das sein? Krieg?

Bahnhöfe

Mit oder ohne Gefahr

Seit es die Eisenbahnen gibt, sind Bahnhöfe zentrale Stätten der Menschheit. Bahnhöfe sind nicht ohne Gefahr, während man auf den Zug wartet, kann viel Unheil geschehen. Ein mit seiner Mutter reisender kleiner Junge sucht die Toilette auf und wird zum einzigen Zeugen eines Mordes. Es gelingt ihm dem Gangster für den Augenblick zu entkommen, nicht aber seiner Angst und noch weniger der Angst seiner Mutter. Schließlich aber sind Mutter und Kind nicht mehr gefährdet, die Gangster müssen  büßen. Weniger aufregend aber durchweg interessant geht es am Bahnhof Antwerpen zu, nur einige wenige Reisende, vier oder fünf warten auf ihren Zug, der bald einfahren soll. Auffällig ist ein sich zugesellender Reisender in Wanderstiefeln und Arbeitshose, der als letzter in den Zug steigt. Seit längerer Zeit hat er mit niemanden gesprochen. Jetzt gesellt er sich alsbald zu diesem ein anderer auf den gleichen Zug wartender Reisender hinzu, dem er gleich und auch in Zukunft viel zu erzählen hat. Sein Wissen ist offenbar endlos. Die beiden Reisenden besteigen gemeinsam den Zug. Sie trennen sich notgedrungen alsbald, begegnen sich ihr Leben lang aber immer wieder. Gefährdungen, wie für den kleinen Jungen, haben sich auf diesem Bahnhof nicht ergeben. Die jeweiligen Situationen sind  ähnlich untereinander, zugleich aber sehr verschieden.

Welten

 Veränderungen

 

Die Welt hat im Westen einen neuen Präsidenten, an den man sich erst gewöhnen muß, soweit das möglich ist. Er ist immer wieder überraschend und fordert Dinge, die man nicht erwartet hat, die er aber gleichwohl in die Welt setzt. Viele sind von ihm begeistert, ungefähr gleich viele aber nicht. Die einen befürchten, daß die Welt untergeht, die anderen erwarten eine neue, bessere Welt. Fortwährend wechseln die einen zur anderen Seite, die anderen wieder zu jener Seite, viele aber bleiben auf der Seite, wo sie schon immer waren. Was wird sich schließlich ergeben? Auch weit entfernt lebende Bevölkerungen, zum Beispiel die Guarani, spüren aus der Ferne die neue Entwicklung. Auch weit entfernt im Norden, nahe Moskau, lebt ein Mann, den man ebensowenig durchschauen kann.

Gott und die Welt

 Fanatiker

 

Einige Menschen leben gern allein (aikove), viele aber leben gern in großen Mengen, sie gehen zu Fußballspielen oder auch in die Kirche, die Kirchen sind inzwischen nicht mehr überfüllt, wenn nicht grade Weihnachten ist. Betrachtet man die Welt insgesamt, ist die Zahl der sogenannten Gläubigen nicht allzu gering, anders ist es naturgemäß, wenn es sich wie die Guarani um vergessene Gläubige (ahendu oje) in den Wäldern handelt. Die Zahl der Fußballanhänger und der Fanatiker anderer Ballformen kommt hinzu, ihre Anzahl ist enorm, enorm ist die Anzahl aber auch dann, wenn in diesem Jahr ein neuer Papst antritt. In diesen Tagen scheint die Zahl der Glaubensfanatiker nicht geringer zu sein als die der Fußballfreunde. Die modernen Gläubigen machen in diesen unseren Tagen in der Regel keinen besonders fanatischen Eindruck, denken sie überhaupt streng an Jesus den Herrn? Was das frühzeitige Beispiel Kants anbelangt und was seither den Glauben angeht, ist die Menschenwelt schon seit Jahren zurückhaltender. Fußball anstelle von Glauben war zu Kants Zeit allerdings noch keine Überlegung.

Der Mensch

 und Mensch

 

Was ist der Mensch? Man ist ein Mensch, aber man weiß nicht, was der Mensch ist. Man wird doch sich selbst als Mensch kennen und verstehen, heißt es, man kennt und versteht sich aber selbst am aller wenigsten. Man schaut sich die anderen an und denkt, die sind wie ich und ich bin wie sie, und dann denkt man wieder, je nach Laune, niemand ist so wie ich und keiner ist wie die anderen und sie sind doch alle gleich. Ich muß anders werden, denkt man, ich muß so werden wie die anderen, und dann denkt man wieder, nur das nicht und was sind denn die anderen? Jede andere ist ein anderer und doch der gleiche. Jeder Mensch ist rätselhaft und man selbst ist der rätselhafteste. Gott sei Dank hat man bislang noch nicht von den Mensch-innen gesprochen, es wird aber kommen, man ist sorgfältig. Unbestritten unterscheiden sich die weiblichen Menschen von den männlichen Menschen, das kompliziert die Sachlage. Sind die Hunde, die Katzen, die Affen so wie wir? Jedenfalls haben sie die gleichen oder jedenfalls die ähnlichen Probleme wie wir. Der liebe Gott, wer immer das sein mag, schaut von oben herab auf uns alle und lächelt nur, er weiß alles und wir wissen nichts, wie werden es aller unserer Anstrengungen zum Trotz nie wissen.

Anders

 Im Zug

 

Er saß still da, rauchte seine Zigaretten, achtete darauf, daß er niemanden mit der Glut beschädigte, er blieb still und sagte kein einziges Wort. Wie war es gewesen? Der Zug war eingefahren, die Männer waren auf den Wagen gestiegen, sie wollten zur Arbeit fahren, sie hatten auf dem Bahnsteig den Zug erwartet. Einer, der immer zu spät kam - nicht einfach jemand, sondern ein bekannter Schauspieler, wir kannten ihn gut - er also war wie immer schon auf den schon anfahrenden Zug aufgesprungen, er war diesmal aber gestürzt und war tot. Der Zug hatte längere Zeit angehalten und war dann wieder losgefahren. Die Gespräche im Zug waren dann sehr intensiv gewesen, was war da nur schief gelaufen, wie hatte das passieren können, warum gerade er, man hatte geredet und geredet, aber einer hatte geschwiegen und hatte seine Zigaretten geraucht. 

Donnerstag, 3. Juli 2025

Naß

 und Trocken

 

Regen und Trockenheit, es sollte ausgeglichen sein, der Regen am besten in der Nacht, Trockenheit  tagsüber, beides weder übermäßig oder zu gering. Zum Leid der der Menschen und auch der Tiere ist es nicht immer so, Trockenheit zerstört die Felder, langer Regen kann ganze Städte vernichten, die Trockenheit riesige Brände hervorrufen. Man könnte meinen, daß der Herrgott es so einrichtet, wie es sein soll, er tut es aber nicht. Vielleicht ist er unzufrieden mit seinem Volk und bestraft es, man hat dergleichen gehört, vielleicht kümmert er sich einfach nicht darum, vielleicht reicht auch sein Können und Vermögen nicht, wie auch immer, die Menschen müssen sich selbst kümmern. Was aber können sie tun, was haben sie in der Hand? Sie haben es nicht in der Hand, sie können allenfalls dies oder jenes Versuchen. Sie sollten Wasservorräte parat  halten und die Brände im Auge. Vielleicht sollte man die ganze Welt umgestalten, eine neue Welt finden, aber das ist nicht einfach.

Rennen

 Unerwartet

 

Überraschenderweise interessieren sich nicht wenige Literaten hohen Grades für Auto- und Motorradrennen. Die Motorradrennen gelten als besonders gefährlich, einige Literaten sehen aus einer gewissen Angst heraus das vielleicht tödliche Rennen erst nachträglich im Fernsehen, dann, wenn sie wissen, daß alles gutgegangen ist. Abgesehen davon ist ihnen aufgefallen, daß nur noch wenige Fahrer (man denke an den unvergessenen Jochen Rindt, das deutsche Ass im Rennsport) schwer verwundet ober gar tödlich enden, eindeutig wurden sowohl die Strecken als auch das Material verbessert, sie stürzen und ärgern sich nur, daß das Rennen für sie beendet ist, einige auch heben das Motorrad wieder auf und fahren weiter, für den Sieg können sie aber nicht mehr glauben. Mit den Rennwagen ist es ähnlich, stürzen aber im engen Sinn können sie nicht, sie fliegen aus der Piste und kollidieren mit einem anderen Wagen, meistens können dann beide nicht weiterfahren, verletzt werden die Fahrer heutzutage nur noch selten. 

Die Großmutter

Leben und Tod                         

                                      

Kafka bewunderte die Erzählung von der Großmutter (Jachukava) und das bedeutet einiges. Die Literaten, Kafka und Bozena Nemcova, beherrschten beide die tschechische Sprache, Kafka hat seine Schriften aber nur in der deutschen Sprache verfaßt, Nemcova nur tschechisch. Beide waren nicht ohne Ähnlichkeit in ihrem Schreiben und in ihrem Leben, beide sind nicht alt geworden und früh gestorben. Wir hören jetzt vom Leben der Großmutter: Eine Großmunter dieser Art und dieses Tun ist wohl nur denkbar, wenn der Großvater, den sie sehr geliebt hatte, nicht mehr unter den Lebenden ist, sie, die Großmutter hat nur noch die Kinder im Auge, die Kinder und Gott, die eigenen Kinder, aber auch die der anderen, sie bringt den Kindern die Liebe Jesu nahe, die Liebe Jesu war in dieser Zeit anders als heute. Die Kinder sind ihr ein und alles, nicht daß sie die andere Menschen nicht wahrnimmt. Von den Wäldern und den Dörfern, die einem Ritter gehörten und vieles anderer noch erzählte sie ihren Kindern, nicht zuletzt auch von dem nahe erbauten kleinen Kirchlein. Mädchen, die sich verlaufen hatten, fand die Großmutter schnell wieder, sie war zwar alt, zugleich aber auch noch jung. Die Kinder werden älter und sind nicht mehr die gleichen, einige heirateten schon bald, die Großmutter wird auch älter und älter, sie wird alt und stirbt bald freudig, das ewige Leben vor Augen. Man wird ihr das ewige Leben, Gottes Dasein, von allem Herzen gönnen. Wenn man es nur glauben könnte, diese Zeiten, die Zeiten des ewigen Lebens, sind allerdings vorbei, die Großmutter wird bald sterben, sie leidet darunter nicht. Sie hat, so scheint es, schon vor ihrer Geburt gelebt, das Leben war nur ein vorübergehendes Erlebnis. Der Herrgott hatte sie sowohl vor dem Leben, dem Leben während des Lebens und dem Leben nach dem Leben beglückt. Gelobt sei Jesus Christus, der Gottesglaube war ihr selbstverständlich. Schaut man sich aber um in der Welt, so findet man in jedem Land unserer Weld einen anderen Gott, die einen Götter ähneln  kaum den anderen, man kann nur die Augen schließen.

Geld

 und Tod

  

Ein Leben ohne Geld ist für uns nicht vorstellbar, dabei haben die Menschen lange ohne Geld gelebt, die Menschen und nicht nur die Schimpansen. Auch bestimmte Menschengruppen leben immer noch ohne das Geld, das Geld ist ihnen nicht bekannt, für die meisten Völker (anders ist es immer noch bei einigen Völkern vor allem in Südamerika) ist das Leben ohne Geld inzwischen nicht mehr vorstellbar, das Geld ist seit langem noch wichtiger als die Atemluft. Mit seiner Frau hatte Iwan I., ein bekannter Russe, öfters Ärger, aber das war nicht so wichtig, wichtig war, daß Iwan I. als Beamter ein gutes und schließlich ein sehr gutes Geld erhielt. Er hatte schon vor Augen, daß er seine Arbeit bald niederlegen und sich am Abend ganz dem Kartenspiel mit den Freunden widmen konnte. Soweit war er noch nicht gekommen und soweit würde er auch nicht kommen. Er hatte, weiter zunächst nichts Aufregendes, Schmerzen im rechten Arm, dann auch im Kopf, dann auch im Rücken. Er ging zu seinem Arzt, der ihn untersuchte und nach der Untersuchung nicht viel sagte und mit Bedenken auf ihn schaute. Alles nicht so schlimm, wurde von den Freunden gesagt, aber so war es nicht. Die Krankheit schien sich zu verbessern, aber sie verschlechterte sich bald, der Tod kam immer näher, seine Freunde, darunter  Tolstoi, sprachen ihm Mut zu, umsonst, was konnte das aber helfen. Es half nichts. Gott ist noch grausamer als die Menschen, Menschen, die Gott zum Dank, immer verloren sind.     

Mittwoch, 2. Juli 2025

Gleichberechtigung

Gleich und doch ungleich

 

Die Frauen sollen alles können was die Männer können, leider können sie bislang noch nicht alles. Sie können zum Beispiel sehr gut Fußball spielen, die besten Spielerinnen können aber das Spiel gegen die besten männlichen Spieler nicht gewinnen, man kann auch nicht erkennen, daß es anders wird. Andererseits können die besten Sängerinnen schöner singen als die besten Sänger, die besten Boxerinnen bleiben wieder hinter den besten Boxern zurück und so weiter. Die Frauen wollen den Alkohol ebenso reichhaltig genießen wie die Männer, wenn wirklich viel getrunken wird, kommen die Frauen nicht mit. Das zeigt sich am Beispiel einer polnischen Frau, sie lachte, jeder darf lachen, es ist schön, wann die Menschen lachen, sie sollten von Herzen lachen, aber diese Frau lachte schrecklich, man kann es nicht beschreiben. Sie war eigentlich schön, aber wenn sie lachte sah sie schrecklich aus. Sie hatte nicht mehr getrunken als die Männer, die genossen den Alkohol und freuten sich, Frau konnte die gleiche Menge Alkohol nicht vertragen und lachte immer wieder schrecklich. Es war in Polen geschehen. Wenn es um die wirklichen Dinge geht, jenseits von Fußball und Alkohol, sind die Frauen bei weitem überlegen. 

Die Flut

Hilflos

 

Sie waren arm, aber sie konnten immerhin leben, dann aber kam die Flut. Der Sturm dauerte an, sie konnten das Haus nicht verlassen, der Sturm dauerte weiter an, er wollte nicht enden, man hatte so etwas noch nicht erlebt. Der Vater wollte seine Frau und seine Töchter retten und das gelang ihm auch, die Flut aber dauerte und wollte nicht enden. Man ahnte Böses. Der Vater konnte die Menschen, ihn und die Frauen, retten, nicht aber die Tiere, nicht die Kälber und nicht die Jungtiere. Sie waren schon arm, jetzt aber waren sie hilflos. Sie waren immer schon arm gewesen, was aber konnte sie jetzt noch retten? Man war immer schon gewarnt, jetzt aber drohte der Hungertod. Über das weitere erfuhr man nichts.

 

Pijana kobieta:

 sehr selten

 

Ta pijana kobieta, diese betrunkene, unangenehme Frau, sie ist keineswegs immer betrunken und schon gar nicht unangenehm, ganz im Gegenteil, gewöhnlich ist sie eine nette, fröhliche und zudem auch schöne Frau, die allen, die sie kennen, Freude macht. Eigentlich trinkt sie so gut wie nie, wochenlang gar nichts, ab und zu ein Gläschen Wein oder zwei Gläschen oder ein kleines Gläschen Schnaps, vielleicht ein Gläschen Wein und ein Gläschen Schnaps, betrunken macht sie das auf keine Weise, sie lebt so, wie man leben sollte. Keineswegs schütteln ihre Freundinnen und Freunde den Kopf, wenn sie ihr Gläschen getrunken hatte, die Freundinnen und Freunde trinken in der Regel weitaus mehr als sie und gehen dann alsbald nach Hause, um nicht unangenehm aufzufallen. Ein- oder zwei- oder dreimal im Jahr ist sie niedergeschlagen, sie trinkt dann meistens etwas mehr aber meistens nicht zuviel, auch ist sie dann  zuhaus und niemand merkt etwas. Ganz selten nur trinkt sie bei Festlichkeiten, bei denen die Freunde anwesend sind, über das Maß hinaus. Die Freunde sind erschüttert und schütteln den Kopf, ihre Schönheit ist verschwunden, sie scheint geradezu gräßlich zu sein. Wie gesagt, es kommt nur sehr selten vor. Sie entschuldigt sich am nächsten Tag, die Freunde sind erleichtert und freuen sich. All das sollte man wissen, wenn man von anderen Menschen anderes hört.

Sonntag, 29. Juni 2025

Leben

und Tod

 

Der ein wenig überzogene Lehrer, der offenbar nichts Gutes zu erzählen hat, heißt Murau, er hasste so gut wie alles und auch sich selbst. Er wohnte in Rom, sein noch junger und reicher Schüler hieß Gambetti, er wohnte ebenfalls in Rom. Der Lehrer erzählte dem Schüler pausenlos alles denkbare, den gehorsamen Schüler hörte man nur selten, nur kurze Ergänzungen, insgesamt war die Gespräche der beiden aber endlos. Murau war unzufrieden von allem, was er für war nahm und aussprach. Er sang letztlich nichts als ein Klagelied, er haßte das Dasein geradezu, Gambetti, der arme, wie man sagen kann, äußerte sich zu all dem nur selten und lächelte dann still vor sich hin. Man möchte nicht sagen, daß Muraus Schwestern, seine Mutter, seinen Vater haßten Murau nicht, aber es kam dem Haß sehr nahe. Der Ort Wolfsegg samt seinen Einwohnern war das Zentrum seiner umfassenden Verachtung, Positives konnte er auch sonst nirgends entdecken, ausgenommen den Onkel Georg, den Murau sehr schätzte. Gehen wir auf die Eltern und die und die Schwestern nicht weiter ein. Viele andere sind noch hervorzuheben, nicht zuletzt zu nennen ist die makellose Dichterin Maria, beeindruckend wie sonst niemand anders. Ergänzend ist Spadolini, der ein Leben als Nuntius vorbereitete, zu nennen, um vieles wichtiger als der Nuntius waren für Murau aber die Schriftsteller, insbesondre der unvergleichliche, alle Literaturkenner entzückende Schriftsteller Pavese. Die Mutter, die im übrigen ein Verhältnis mit Spadolini hatte, hatte ihn, Murau also, im übrigen des öfteren besucht. Was die verschiedenen Sprachen anbelangt, steht Deutsch für die Dichter und zumal für Maria auf dem letzten Platz, geschweige denn, daß man sie mit der wunderschönen, leicht dahinfliegenden Guaranisprache vergleichen will. Die Menschen sein nicht gut, so Murau, er selbst sei es am wenigsten, weniger noch als seine Eltern und seine Schwestern, gut sei der nun tote Onkel Georg gewesen, Gambetti wird ein guter Mensch sein. Während Murau noch nachdenkt über diese Dinge hört er vom Unfalltod seiner Eltern und seines Bruders. So sehr es ihm widerstrebt muß er Rom verlassen und zur Beerdigung im Friedhof Wolfsegg fahren, es Grauste ihm, aber dem konnte dem nicht entkommen. Er besucht den Friedhof, bevor er noch seine Schwestern besucht. Allein und einsam betrachtet er das schon vorbereitete Begräbnis, und läßt die Schwestern warten, er denkt über die seltsamsten Dinge nach, schließlich nähert er sich dem Trauerhaus. Murau schaute in die ihm verhaßte katholische Kapelle hinein, in der die Begräbnisdekoration schon vorbereitet war. Früher gingen die Verwandten ein Jahr in Schwarz, heute, falls überhaupt, zwei Stunden. Andererseits aber waren schon achtzig Kränze und vierzig Buketts eingetroffen, die Todesanzeigen waren in der Wiener und der Münchener Zeitung zu lesen und auch in der Frankfurter  Allgemeinen lesbar. Murau geriet unerwartet und für ihn selber ungewünscht in die Rolle des Ernährers der verkleinerten Familie. Bei dem Unfall hatte es die Mutter am schlimmsten erwischt, sie war so gut wie geköpft worden, dem Vater und dem Sohn erging es nur wenig besser sie waren alle sofort tot, ohne Leiden. Mindestens drei Bischöfe werden für das Begräbnis erwartet. Murau überlegt, ob er für das Begräbnis  einen schwarzen Anzug anziehen sollte, er gab sich dann zufrieden mit einer schwarzen Krawatte. Viele Erinnerungen wurden wach, bevor noch das Begräbnis stattfinden sollte, die ganze Bevölkerung von Wolfsegg würde dann aber am Begräbnis teilnehmen, schlimm, daß die katholischen Kirchenglocken werden, nur die katholische Glocke und sonst keine. Die Beerdigung wurde vorbereitet, der Sarg, der Deckel des Sargs, die Kränze, alles, was dazugehört. Gern hätte Murau die Mutter, den Vater und den Sohn in den Särgen betrachtet, aber das war nicht zulässig. Das fortwährende Verlangen  zurückzukehren nach Rom verläßt ihn bei all dem nicht. Die Verwandten glauben, er würde nun für immer in Wolfsegg bleiben, er wird aber keineswegs für immer in Wolfsegg bleiben er wird gar nicht in Wolfsegg bleiben. Der Trauertag beginnt, der Vater, die Mutter und der Sohn werden beerdigt, nachdem der Vater, die Mutter und der Sohn Tod sind, sind sie plötzlich großartige Menschen, wie man sie sonst nicht findet, die Töchter erwarten, daß ihnen die reiche Hinterlassenschaft zufällt, sie werden jedenfalls nicht verhungern. Der Erzbischof hat schließlich die Totenmesse zelebriert, der Trauerzug bewegte sich langsam auf den Friedhof zu. Schließlich waren keine Trauergäste mehr anzutreffen, Murau kehrte nach Rom zurück, wo er dann geblieben ist, alt wurde er nicht.     

Sonntag, 22. Juni 2025

Wünsche

 zum Leben

 

Es ist nicht mehr wie zuvor, ein wenig Frieden und ein Platz auf dieser Welt, ist das zuviel? Meine rechte Hand ist auf Dauer verletzt, ich komme aber inzwischen mit der linken Hand gut zurecht mit allem das notwendig ist. Die Situation ist hinnehmbar. Wenn man nur wieder lesen und essen kann. Wenn ich nur wieder ein wenig Kraft in den Beinen hätte und ein wenig umhergehen könnte. Wenn ich nur wieder ein wenig Gefallen an diesem Leben hätte und noch ein wenig leben könnte wie zuvor. Ich kann nur hoffen, daß ich wieder fast so leben kann wie zuvor. Die Mutter würde sagen, der Hergott wird dir helfen, ich höre sie gern, aber ich kann es nicht glauben.

Freitag, 20. Juni 2025

El Llano

Rulfo

All sie schönen Namen, die man bei uns nicht kennt, die aber gerade uns gefallen: Feliciano, Ruclas, Agua, Dona Sinecia, Chupadero, Tranqilino, Baretto, Euremio, Cedillo, Cracon, Justino, Lucas Lucatero und zahlreiche andere mehr. Die Schönheit der Namen hat für die Einheimischen offenbar keinen besonderen Wert, so schön wie es uns klingen mag, ist das Zusammensein dieser Menschen selbst jedenfalls nicht besonders vorbildlich und für sie eher weniger als uns üblich. Sie lieben einander nicht, der Vater haßt vielmehr seinen Sohn, el hijo. Die Mutter, la madre, stirbt nur einige Jahre später. Der Sohn wird im Laufe der Jahre stärker und immer klüger. Den Vater, el padre, sieht er kaum noch, er kümmert sich nicht um ihn. Er sieht ihn aber überrascht  einige Zeit später noch einmal, der Vater liegt auf einem Pferd, quer über dem Sattel, als Leiche, el cuerpo del padre muerto.  - Das mag überraschen, es ist aber nur eine Geschichte von vielen.

Mittwoch, 11. Juni 2025

Amerikanische Entwicklung

gestern und heute

  

Das jetzt Amerika genannte Land war uns vor fünfhundert Jahren noch unbekannt, die in diesem sogenannten Amerika lebenden Menschen waren zu dieser Zeit Indianer, ohne daß sie den Namen Indianer auch nur gekannt hätten. Die sogenannten Indianer wurden immer weniger, die nach dem sogenannten Amerika eindringenden Menschen unterschiedlicher Herkunft wurden, während die Indianer immer weniger wurden, immer mehr, im Laufe der Jahrzehnte so viel, daß kein anderes Land ihnen noch gleich kam. Unter den Eingewanderten waren auch zahlreiche Deutsche, die nicht allen anderen gut gefielen. In diesen Tagen wurde ein Deutscher, der allerdings nicht mehr deutsch sprechen kann, zum Häuptling, wenn man das so sagen will, gekürt. Er wolle Amerika von Grund rundum auffrischen und umgestalten, hieß es. Die einen begeistern sich für diesen seltsamen deutsch-amerikanischen Häuptling, die anderen sind aus gutem Grund entsetzt. Man sollte sich am besten an die wenigen noch vorhandenen echten Indianer halten, aber die schüttelten nur den Kopf.

Montag, 9. Juni 2025

Gesang

Bobby Mcgee

 

Wer singt schöner und zugleich wilder als Sheryl Crow, niemand kommt ihr gleich. Ob Thomas Bernhard ähnliches gedacht hat, kann man nicht wissen, der eine hat die andere und die andere den einen nicht kennengelernt, der eine war schon fast tot als die andere anfing zu singen. Bernhard setzte auf Beethoven, Sheryl Crow auf Bobby Mcgee, man hat nicht davon gehört, daß sich Bernhard auch für Bobby Mcgee und Sheryl Crow auch sich für Beethoven begeistert hätten. Man kann sich aber täuschen, das Empfinden der großen Musikerinnen und großen Musiker ist uns nicht zugänglich.