Mittwoch, 11. Juni 2025

Amerikanische Entwicklung

gestern und heute

  

Das jetzt Amerika genannte Land war uns vor hundert Jahren noch unbekannt, die in diesem sogenannten Amerika lebenden Menschen waren zu dieser Zeit Indianer, ohne daß sie den Namen Indianer auch nur gekannt hätten. Die sogenannten Indianer wurden immer weniger, die nach dem sogenannten Amerika eindringenden Menschen unterschiedlicher Herkunft wurden, während die Indianer immer weniger wurden, immer mehr, im Laufe der Jahrzehnte so viel, daß kein anderes Land ihnen noch gleich kam. Unter den Eingewanderten waren auch zahlreiche Deutsche, die nicht allen anderen gut gefielen. In diesen Tagen wurde ein Deutscher, der allerdings nicht mehr deutsch sprechen kann, zum Häuptling, wenn man das so sagen will, gekürt. Er wolle Amerika von Grund rundum auffrischen und umgestalten, hieß es. Die einen begeistern sich für diesen seltsamen deutsch-amerikanischen Häuptling, die anderen sind aus gutem Grund entsetzt. Man sollte sich am besten an die wenigen noch vorhandenen echten Indianer halten, aber die schüttelten nur den Kopf.

Montag, 9. Juni 2025

Gesang

Bobby Mcgee

 

Wer singt schöner und zugleich wilder als Sheryl Crow, niemand kommt ihr gleich. Ob Thomas Bernhard ähnliches gedacht hat, kann man nicht wissen, der eine hat die andere und die andere den einen nicht kennengelernt, der eine war schon fast tot als die andere anfing zu singen. Bernhard setzte auf Beethoven, Sheryl Crow auf Bobby Mcgee, man hat nicht davon gehört, daß sich Bernhard auch für Bobby Mcgee und Sheryl Crow auch sich für Beethoven begeistert hätten. Man kann sich aber täuschen, das Empfinden der großen Musikerinnen und großen Musiker ist uns nicht zugänglich.

Herrgott

 und andere Götter

 

Der Herrgott ist nicht mit einem Herrn Gott zu verwechseln, obwohl nicht wenige den Familiennamen Herrgott tragen, darum geht es aber nicht, das ist auch nicht gemeint. Der Herrgott zeigt seine Überlegenheit gegenüber anderen Göttern die nicht als Gott anerkannt sind, es gibt nur den Einen Gott und keinen anderen, so heißt es, es sind dies falsche Götter, sagt man, ein falscher Gott ist noch schlimmer als ein gottloser Gott. Ursprünglich gab es, wie man glaubte, nur wenige Götter, die dann von dem Einen Gott zunächst beiseite geschoben wurden, um dann auch die Überlegenheit des Einen Gottes zu erkennen. Im Verlaufe der Zeit ergab sich das Problem, daß unsere noch unbekannten Welt immer umfangreicher wurden, anders gesagt, daß Teile unserer Welt erschienen, die man zuvor nicht gekannt hatte. Die hinzukommenden Menschen hatten schon ihre eigenen Götter entwickelt und wollten bei diesen Göttern verbleien, nur wenige ließen sich vom christlichen Gott überzeugen. Nur wenige wechselten über zum Christengott, aber, und das muß man anerkennen, noch wenigere vom Christengott zu anderen Göttern. Die Zahl der Götter läßt sich insgesamt nicht überblicken.

Sonntag, 8. Juni 2025

Vater Unser

Himmel in Not

Vater unser der Du bist im Himmel, viele glauben inzwischen nicht mehr daran, nicht wenige immer noch, im achtzehnten Jahrhundert glaubten noch die meisten, fast alle kann man sagen. In Gottes Namen, auch das war ernstgemeint, jetzt kaum noch. Vor allem die älteren Frauen übersahen nie den Gottesdienst, Gott und die große Zahl der Heiligen, die Glocken läuteten, nirgends erlebte man es zuverlässiger als bei der Großmutter. Die Großmutter, deren geliebter Mann schon längst als Soldat umgekommen war, einen anderen wollte sie nicht, konnte sich ganz den jungen Mädchen widmen, die Knaben waren nicht so schnell sie zu überzeugen. Die jungen Mädchen, die auch nichts anderes wußten, liebten den Gottesdienst und wollten auch nichts anderes. Das Verhältnis von Großmutter war schöner als alles andere, man wünschte sich, die Großmutter würde nicht älter würde und die jungen Mädchen schon gar nicht. Die Großmutter wußte freilich, daß sie irgendwann und schon bald sterben und zum Herrn zurück kehren würde. Die jungen Mädchen dachten jetzt an anderes und gingen nicht jeden Sonntag zur Kirche, auch sie wurden älter und schließlich dann auch Großmütter. Warum nur haben die Menschen soviel anderes entdeckt, die Fahrt zum Mond und anderes, es macht das Leben nur noch schwieriger. Gott behüte uns.

Samstag, 7. Juni 2025

Großväter

und andere

Die Welt, wie wir sie kennen, war zunächst unbewohnt von Tieren und Menschen, dann kamen schlichte unbekannte Wesen, Tiere wie Käfer oder Mücken hinzu, niemand war da, sich um sie zu kümmern. Dann kamen Tiere wie die Vögel, dann Tiere wie die Waschbären die sich selbst und ihre Umgebung wahrnehmen, aber ohne dabei vertiefte Erkenntnisse zu gewinnen. Anders ist es schon bei den Schimpansen, die grübeln immer wieder über ihr Dasein, ohne aber eine Antwort zu finden. Es bleiben als Lebewesen die Menschen, die glauben, das Geheimnis ihres Daseins gelöst zu haben. In unseren Breiten war es Jesus, der alles lösen sollte, inzwischen ist sein Ruf erheblich abgesunken. Es gab aber viele Menschen, von denen man nichts wußte und die ihrerseits jeher nichts von Jesus wußten. Die Guarani waren und sind zum Teil noch auf den Großvater als Führer eingestuft, nicht die schlichten Großväter aller Kinder, sondern der Ewige Großvater, eine einem Gott ähnliche Erscheinung. Der Ewige Großvater ist nicht vereinsamt, es gibt unter anderem neben dem Großvater noch Tupa Rubicha, den Hüter der Seelen, und tekoaruvicha, den Führer der Dörfer und andere. Im Fazit ergibt sich, daß man vieles glaubt, daß man die Welt vielen Göttern zum Trotz weiterhin nicht kennt und wohl auch nie kennenlernt.

Musik

Mensch und Tier

 

Was wäre das Leben ohne Musik (guyra ne`engatu), das gilt für die Menschen und für die Tiere gleichermaßen. Es gilt aber nicht überall gleichmäßig, die einen krächzen oder bellen zum Erbarmen, zum Beispiel die Hunde, andere sind ganz still und schweigen, wieder andere singen und singen so schön, daß man nichts anderes mehr hören mag, wer aber könnte schöner singen als die Nachtigall? Die Schwalbe beglückt mit der Eleganz des Fluges, weniger mit dem Gesang. Bei den Menschen ist es komplizierter, die einen sind so gut wie stumm und wollen auch den Gesang der anderen nicht hören, die anderen wiederum sind hingerissen von den Tönen. Musik und Gesang sind aber nicht das gleiche, die einen setzen auf Glenn Gould, die anderen auf Chuck Berry, wieder anderen sind beide recht. Einige mögen es nicht, wenn dreißig Menschen und mehr, Frauen und Männer, mit ihren  Musikgeräten ankommen, sie ziehen die einsamen Musiker vor. Man darf den Gesang der Sänger nicht vergessen, sie ähneln der Nachtigall. Was mag  mit der uns unbekannten Musik in anderen Welten geschehen, sofern es diese Welten denn gibt?

Im Schlaf

Unter Freunden

 

Oft gingen wir gemeinsam in die Stadt, um uns nach der Arbeit von der Arbeit zu erholen. Wir gingen an den Kinos, den Filmen vorbei, eigentlich gab es aber längst keine Kinos mehr, nur noch das Fernsehen. Wir gingen durch die Stadt, schauten nach links und nach rechts und kehrten ein, die Frauen wünschten Eis, die Männer tranken Whisky. Sie gehen dann weiter durch die Stadt mit langsamen Schritten  und haben ihre Freude dabei. Er schaut sich um und sieht plötzlich die Freunde nicht mehr. Er schaut weiter umher und sieht, daß er nicht mehr in derselben Stadt ist, er hat sich offenbar gründlich verlaufen oder, was noch glaubhafter ist, etwas sehr seltsames ist geschehen. Er wacht auf, er hatte nämlich nur geschlafen. Er arbeitet jetzt wieder für einige Zeit, und dann trifft er tatsächlich die Freunde in der Stadt mit Whisky, Speiseeis und andern Genüssen. Das unerwartete Schlafen hat sich schon mehrmals wiederholt und wird sich weiterhin wiederholen.

Liebe

Nicht einfach

Beide hatten das junge Mädchen gesehen, der eine liebte sie sogleich, ohne zu zögern, der andere ebenso, das Mädchen hatte die Wahl. Den einen hatte sie gerade erst kennengelernt, den anderen kannte sie schon länger. Welcher soll es sein für ein Leben lang? Da der eine, der sie schon lange kannte, anwesend war und der andere nicht, ergeben sich Schwierigkeiten. Es scheint als wolle der, der sie schon lange kannte, sich nicht wieder melden bei ihr. Drei Tage lang hat sie nichts gehört von ihm, sie muß ihn wohl verlassen, weil er sie verlassen hatte. Die weitere Entwicklung war aber nicht so. Wenn er sie nicht mehr liebt, wird sie notgedrungen den anderen lieben müssen, so denkt sie. Es verlief aber ganz anders. Seine zahlreichen Briefe trafen nur wegen der langsamen Post in Petersburg nicht ein. Nach den wenigen Tagen ohne Post kehrte ihr Liebster aber zurück. Ihre Liebe zu ihm brannte gleich wieder auf, sie  fiel ihm um den Hals. Dem anderen schickte sie nach wenigen Tagen aus Fürsorge einen aufmunternden Brief, der ihn aber nicht aufmunterte. Das war gleichwohl alles was sie für ihn tun konnte.

Freitag, 6. Juni 2025

Im Gasthof

Ein Erlebnis

Er war eine lange Strecke gefahren und kehrte jetzt zur Erholung im Gasthof Robotnik ein, dem Ort der sogenannten Arbeiterschaft. Er nahm Platz in der Mitte des Gasthofs und trank zunächst ein Glas Bier. Ein anderer Gast kam hinzu und ließ sich nieder in einem Sessel. Mit der rechten Hand hielt er einen Hut auf dem Kopf, in der anderen Hand eine Skulptur. Drei weitere, offenbar Freunde der Arbeiterschaft, kamen hinzu und nahmen Platz am selben Tisch. Fliegen (piriyriki) huschten überall vorbei. Auf seine Art war es ein Erlebnis, wenn es auch nicht ein jeder es so erleben möchte. Schließlich trank er einen Kaffee, ging zurück zum Auto, stieg ein und fuhr weiter, wohin auch immer und woher.

Spaß muß sein

Sprachen

Deutsch ist eine leicht erlernbare Sprache, eine Sprache voller Schönheit und Klarheit, die Sprache ist, wie gesagt, leicht erlernbar, ein jeder kann sie mühelos sprechen und zugleich ist es ein Genuß. Eine vergleichbare Sprache gibt es nicht, warum sprechen nicht alle diese schöne Sprache? Eine Sprache für alle, soweit sind wir leider noch nicht. Französisch und Englisch, das könnte man noch durchgehen lassen, eine reine Freude ist auch das nicht. Der Gipfel des angeblich Lesbaren ist die Sprache der sogenannten Guarani, wie soll man das verstehen? Man kann die Guarani nur bedauern. Yva soll der Himmel sein, ypane der Fluß, yrypa die Zikade, völlig unverständlich ist mburuvicha und so weiter und so fort, wer mag es glauben. Schlimmer noch, wenn es tatsächlich die Wahrheit sein sollte, wer kann das überleben, es ist eine Zumutung, vom Satzbau ganz zu schweigen, wenn es denn hier überhaupt so etwas gibt. Die sogenannten Guarani sollen angeblich samt ihrer Sprache irgendwo in Südamerika leben, man kann sie nur bedauern, ein Glück nur, daß man dort als vernünftiger Mensch nicht hinfährt. - Antwort:  Yva yrypa, nande a, upa katu jareku mbohapy: ist es nicht wunderbar, hinreißend, wie es klingt? Wer will das bestreiten? Wer das Schöne kennt, wird Schönes finden, nur dumme Menschen sehen das Schöne nicht.

La bella estate

Ginia

Die Männer betrachten üblicherweise die Mädchen und die Frauen, Mädchen und Frauen betrachten einander und die Männer. In La bella estate betrachten tatsächlich die Mädchen und die Frauen einander und auch die Männer. Abweichend von Paesi suoi werden die Frauen von den Männern immerhin nicht ermordet. Ginia ist ein Mädchen, fast ein Kind noch, das gerade eine Frau werden will. Von Ginias Eltern, Mutter und Vater, erfährt man nichts, sie waren wohl bereits auf dem Friedhof. Von den lebenden Verwandten kennt Ginia nur ihren Bruder Severino. Die ältere Amelia führt Ginia in die Welt der Erwachsenen und insbesondere in die Welt der Kunstmaler. Ginia verliebt sich in Guido, einem der Maler, sie kann diesen Weg aber nicht wirklich gehen. Sie erwartete Liebe und wurde schließlich verhöhnt, keiner der vermeintlichen Freunde besucht sie, auch ihr Bruder Severino verhöhnt sie. Letztlich ist es Amelia, die sie aufmuntert.

Literaten

Unterschiedlich

Die Art ihres Schreibens und auch die sie inspirierende Umgebung der Literaten ist unterschiedlich und nicht selten eigenartig. Einige, tatsächlich aber die meisten, erwünschen beim Schreiben Einsamkeit und Ruhe, einige andere aber, und das ist eher selten, werden von der einsamen Stille gestört. Man möchte sagen, die Einsamkeit macht ihnen Angst und schließlich fällt ihnen der Griffel aus der Hand. Wiederum andere aber sind inspiriert, wenn Freunde anwesend sind, nur ein zwei, drei Meter von Ihnen entfernt. Er hört sie, ohne immer alles zu verstehen von dem, was sie sagen. Ab und zu hört man auch von ihm einige Worte, die von der Versammlung angenommen werden. Erschöpft und zugleich zufrieden, gesellt er sich zu den Freunden, selbstredend können die Anwesenden auch Frauen sein. Alle sind zufrieden, das literarische Werk wird gelingen.

Mittwoch, 4. Juni 2025

Kurzfassung

 

Er saß still da, rauchte seine Zigaretten, achtete darauf, daß er niemanden mit der Glut beschädigte, er blieb still und sagte kein einziges Wort, palil papierosa.  

Auf Reisen

Von der Ehe und anderem Leid


Sie kannten einander nicht, waren aber in den gleichen Zug gestiegen und fuhren jetzt schon eine lange Zeit, eine Frau und eine Reihe von Männern. Sie kannten einander nicht, lernten einander während der Fahrt aber bald kennen. Die einzige Frau hatte naturgemäß das Sagen, sie hatte der Höflichkeit der Männer wegen keine wirkliche Konkurrenz. Das bedeutet nicht, daß die Männer stumm blieben, allenfalls für eine kurze Zeit. Mittlerweile war eine Reihe von Männern eingestiegen, weitere Frauen aber nicht. Der einzigen Frau gegenüber stand eine Reihe von Männern, das beeindruckte diese Frau weiter nicht. Eine einzelne Frau, die den bisherigen Zustand verändern, und eine Reihe von Männern, die die bisherige Situation bewahren will. Die Männer wollen weiter das Sagen haben, die Frauen sollen den Männern weiterhin gehorchen. Man kann das inzwischen nur noch als üblen Scherz einstufen. Wir wissen inzwischen, daß die einzelne Frau im Zug wie alle Frauen in unseren Breiten gewonnen hat, Rückfälle auf den alten Zustand lassen sich allerdings nicht vermeiden. Ein geordnetes Zusammen der Menschen und vor allem des geordneten Zusammenseins von Frauen und Männern ist weiterhin nicht in Sicht.

Dienstag, 3. Juni 2025

Tra donne sole

Clelia, Rosetta und andere


Immer  haben die Männer das Sagen gehabt, jetzt sind es die Frauen, die donne sole. Clelia kommt bei Kriegsende von Rom aus nach Turin, um dort die Leitung eines Schneidereigeschäfts zu übernehmen, zunächst waren es nur die Vorbereitungen. Die Stadt hatte noch ihre alten Muster, in den noch freien Tagen sieht sie sich um in ihrer neuen Umgebung, sieht den schneebedeckten Hügel, die Welt wäre schön, heißt es, wenn es nicht die Menschen gäbe. Die meiste Zeit wurde aber in den Kneipen und Gasthäusern verbracht. Immer wieder fuhr man auch an die Rivera. Die Kirche der Gran Madre erinnert daran, daß vor wenigen Tagen noch Karneval gewesen war. Schon bald hat Clelia eine ganze Reihe von Frauen kennengelernt, Mariella, Clara, Gisella, Lene, Nene, Lina und noch anderer. Entscheidend, wenn man so sagen will, ist aber, neben Clelia, Momina und anderen, die arme Rosetta, der der Sinn des Lebens zweifelhaft war, wie es heißt, man erfährt noch mehr über sie. Sie wandte sich von den anderen mehr und mehr ab. Was die Kinder anbelangt sind sie darüber nicht einig. Kinder, wie man weiß, sind den Frauen Freude aber auch Last. Von der männlichen Seite, die es naturgemäß auch weiterhin gab, schalteten sich vor allem ein gewisser Morelli und andere seiner Art immer wieder ein, das  einzige, was man ihnen zugute halten kann ist, daß sie dann immer wenn möglich die Stadt verlassen und die Hügel aufsuchen. Die Männer sind da aber nebensächlich, immerhin haben sie die Bezahlung in Gasthäusern zu erledigen. Rosseta trank viel, schaute finster vor sich hin. Am Abend war sie aber nicht zu finden. Das Zimmermädchen verkündete schließlich weinend, man habe sie tot vorgefunden. Sie hatte Ruhe gefunden, der Tod war ihr lieber als das Leben.

Europäische Soldaten

Veränderte Lage

Im friedlichen Europa und zumal im friedlichen Deutschland hatte das Militär für lange Jahre nur eine geringe Bedeutung, inzwischen hat sich die Lage überraschend schnell verändert und man schaut jetzt ganz anders auf die Soldaten und ihr Tun. Drei verschieden Typen lassen sich jetzt erkennen: die  Gehorsamen, die Befehlshaberischen und schließlich die Verwegenen. Unter den drei entscheidenden Typen schälen sich wiederum unterschiedliche Ansätze heraus. Was die Gehorsamen anbelangt (Befehlshaben und Verwegenheit bleiben hier ausgeklammert, es würde sonst zu kompliziert) lassen sich einerseits die gleichmütig Geschäftigen und andererseits die geschäftig Gehorsamen erkennen. Der Gehorsamstyp ist der beliebteste, er stützt sich auf die christlichen Tugenden als da sind Frömmigkeit, Geduld und Ergebung an den Willen Gottes. Das auf diesen Glauben setzende  Militär ist durch nichts zu erschüttern. - Im übrigen wurden die verschiedenen Typen der Erkenntnis bereits frühzeitig von Tolstoi erkannt. 

Sibirien

Sühne

Beide haben ihr Leben oder doch Teile ihres Lebens in Sibirien gebracht, beide, Dmitri einerseits und  Raskolnikow andererseits, sie galten als Mörder. Dmitri, ein gescheiterter Student, war unschuldig, was das Morden anbelangt, er hielt sich aufgrund seines wilden Lebens gleichwohl für schuldig. Raskolnikow, ein gescheiterter Student, weiß und erfährt, wie zu erwarten, nichts von den Brüdern Karamasow. Er mordet, nicht allein in seinem Interesse, sondern auch um seiner Mutter das Leben zu erleichtern. Der Versuch gelingt nicht, er mordet, kommt aber nicht an das Geld. Zunächst ging es ihm nur darum, den Mord zu verschleiern. Es gelingt ihm, den Folgen seines Verbrechens zu entkommen, aber nicht dem Schmerz seiner Schuld. Er geht allen aus dem Weg und nimmt Geldgeschenke nicht an. Er entkommt zunächst seiner Schuld, will das letztlich aber gar nicht, er will seine Schuld offenbaren, zögert aber noch. Er erkrankt, zur Freude seiner Verwandten und Freunde gesundet er schon nach kurzer Zeit. Lange Zeit wurde Raskolnikow nicht als der Mörder erkannt, vielleicht wäre er nie entlarvt worden, wenn er sich nicht selbst entlarvt hätte, er konnte seine Schuld nicht länger ertragen. Er bekennt von sichaus sein Verbrechen, ohne daß man ihn schon angeklagt hätte. Nach einem kurzen Prozeß wird er für eine lange Zeit nach Sibirien in ein Straflager versetzt. Für ihn war es eine Erleichterung.

Mgla mgla

Nebel

Es geht um das Holzschlagen der Bäume, so heißt es. Pradera teilt sich gleich den Holzfällern zu. Er ist zufrieden mit seiner Arbeit und gut versorgt in einer Unterkunft, mit den meisten Kollegen ist er bald befreundet. Abends trifft man sich in einem Gasthaus, der Hoplanka, schwätzt, ißt und trinkt miteinander. Peresada wird bald Praderas besonderer Freund. Die zwei besorgen sich Alkohol, der bald ausgetrunken ist, man besorgt sich neuen. Pradera schaut sich für  längere Zeit in einer fahrenden Bibliothek um und nimmt schließlich ein Buch mit: Lato lesnych ludzi. Die Frauen helfen ihren arbeitenden Männern und besorgen Essen während der Mittagszeit. Immer wieder aber ist vom mgla, dem Nebel, die Rede. Was aber soll das bedeuten, was hat es mit dem Holzschlag zu tun? Der immer wieder genannte Nebel ist, wie Pradera es letzthin versteht, nicht der Nebel, der über den Feldern liegen mag, es ist ein Nebel über den Menschen, ein Nebel, den niemals jemand überwinden kann. Pradera, der den mgla, den Nebel zunehmend verflucht, versteht erst jetzt die wahre Bedeutung. Der Holzschlag ist beendet, Pradera hat nichts anderes im Sinn als die Rückkehr zu seiner Geliebten, zur Galazka Jablona, es ist nicht ihr tatsächlicher Name.  Er verläßt die Straße und versucht auf dem Feldweg schneller voranzukommen. Der Schneefall wird immer heftiger, der Feldweg ist kaum noch zu erkennen, der Schnee entpuppt als der Kumpan des Nebels. Pradera kann dem Weg nicht mehr folgen, das Ziel nicht erreichen, vielleicht aber seinen  Tod. Magla wäre dann der Sieger.

Gott

und wir

Religion, sagte Pieretto, das heißt begreifen, wie alles zugeht. Dazu hilft das Weihwasser nicht. Man muß mit den Leuten reden, sie begreifen, wissen, was jeder will. Alle wollen etwas im Leben, sie wollen etwas tun, was sie nie so richtig konnten. Nun, für jeden ist in diesem Wollen Gott. So gestaltet es Cesare Parese in einer seiner Erzählungen. Gott sei die absolute Freiheit und Gewißheit, man fragt nicht, ob er existiert. Gott ist für viele nicht mehr begreifbar, heißt es, letztlich gar nicht mehr. Christi Himmelfahrt ist nicht mehr möglich, weil es offenbar keinen Himmel gibt.  Was bislang von allen als die Welt verstanden wurde, ist nur ein winziger Fleck im unbekannten All. Die Kenntnis der unendlichen Welt verbreitet sich nur unwesentlich, das Ganze ist für den Menschen kaum übersichtlicher als für einen Hund oder für einen Elefanten. Das vermutete Ewige Leben der Menschen erweist sich als kaum dauerhafter als die Lebensdauer verschiedener Tierarten, die Lebensdauer bestimmter Tierarten geht weit über die der Menschen hinaus. Soviel auch die Wissenschaft hervorbringen mag, es bleibt ein kleiner Fleck in einer unverständlichen Welt. Spätere Supermenschen, wenn es die denn gibt, mögen mehr verstehen, wir werden es nicht erleben. Angesichts der Kürze des Lebens läßt es sich ohne weiteres noch weiter verkürzen. Pavese hatte sein Leben nach eigenem  Urteil im Alter von vierzig Jahren beendet, das genügte ihm. Die Welt, so heißt es, kann noch schneller verschwinden als der einzelne Mensch, mit einem Schlag.

Montag, 2. Juni 2025

Roll Over Beethoven

Musikalische Wünsche

Posdnyschow, ein Russe wie man sieht, kommt bei seinem Kollegen auf Beethoven zu sprechen und insbesondere auf die Kreuzersonate, sie gefällt dem Kollegen gar nicht, sie mißfällt ihm vielmehr gründlich. Das sei ein entsetzliches Ding diese Sonate, eigentlich aber sei sowieso jede Art von Musik schrecklich. Musik sei bei Licht gesehen ebenso wie im Dunkel unerträglich. Was leistet denn sie Musik? Gar nichts, sie quält uns nur! So der Kollege. Ähnlich eingestellt, wenn auch ganz anders, ist ein junger Mann, der eine Zukunft als Gitarrenspieler und Sänger wünscht. Seine Schwester zuhaus ging ihm schon bald auf den Nerv mit ihrer ewigen Beethovengedudel im Nachbarzimmer, so daß der Buder es kaum noch ertragen konnte. Dem leidvollen  Leben in der gemeinsamen Wohnung mit den Eltern mußte er, wie auch immer, entkommen. Erschöpft ruft er schließlich: Roll over Beethoven mit dem heimlichen Wunsch Beethoven loszuwerden und sich stattdessen dem Rock and Roll zu verpflichten. Roll over Beethoven, ja, das erleichtert ihn ungemein. Seither störte er sich weniger an der Schwester als die Schwester an ihm. Schon bald ist er ein überzeugender Meister seiner Musik. 

Kafkaesk

Freunde

Dr. K. ist verpflichtet, an einem Kongreß in Wien teilzunehmen, anschließend verbringt er einige Tage in Venedig, drei Wochen verbringt er in einer Wasserheilanstalt und so weiter, anscheinend schreibt er in dieser Zeit nicht, tatsächlich aber interessiert ihn auch in dieser Zeit nach eigener Bekundung nichts als das Schreiben, offenbar also hat er auch in dieser Zeit geschrieben. Kafkas Figuren zeigen sich nie auf dem üblichen Niveau menschlichen Verhaltens. Nur eins von vielen möglichen Beispielen, die Kafka entworfen hat: Richard und Samuel sind Freunde, allerdings ist die Freundschaft nicht ohne Schwierigkeiten, die beiden haben nicht die gleiche Vorstellung. Die Zwei sind offenbar allein, andere sieht oder hört man nicht. Richard ist meistens vor lauter Wohlbefinden müde, Samuel dagegen ist wach und stark. Richard versteht oft einfache Dinge nicht, Samuel ist gleichwohl mit ihm in eine wahre Freundschaft angetreten. Schon mit ihrem Namen unterscheiden sich die beiden anscheinend voneinander, dennoch sind und bleiben sie gute Freunde. Richard begreift, abgesehen vom Deutschen, Französisch und Italienisch, Samuel nur Französisch, das aber sehr gut. Alle Menschen sind in gleicher Weise an der Oberfläche, aber nicht in der Tiefe.

Weltall

Einsam

Lange hat man geglaubt, die flache Erde sei das All und die Sterne nur der Schönheit wegen von unserem Herrn an den Himmel versetzt. Dann mußte man erkennen, daß die Erde nur ein Sternchen unter Sternen am endlosen Himmel ist, endlos, weil man ein Ende nicht erreichen kann. Daraufhin wollte man im All, bei den Nachbarsternen, soweit wie möglich um sich schauen, um tierische- oder menschenähnliche Genossen zu entdecken, das ist bislang nicht gelungen, man ist immer noch einsam. Auf welcher Grundlage haben sich Pflanzen und Tiere entwickelt, wem ist dergleichen eingefallen, wer hat dafür gesorgt, wie kann man sich dieses Wer vorstellen, wieso ist das rätselhafte Wer für uns versteckt? Wie können wir unsere Einsamkeit im All ertragen? Die Menschen sind die einzigen, die sich Gedanken darüber machen, die Tiere und die Pflanzen kennen offenbar keine Fragen dieser Art. Die Pflanzen waren wohl als erste auf unserem Stern erschienen, wer hat ihnen geholfen, wie sind die vermuteten Helfer dann wieder verschwunden, wir kennen sie nicht. In der Unzahl der Sterne hat man Pflanzen und Tiere samt der Menschen bislang nicht entdeckt. Man kann sich nichts anderen vorstellen als einen Gott, der aber keine Ähnlichkeit mit dem bislang erdachten Gott hat. Ein Gott muß es sein, aber wie er gestaltet ist, das können wir nicht wissen. Die meisten interessieren sich nicht für das All, sie sind zufrieden mit einem Urlaub am Meer.  

Anasazi

Unbekannt

Nie haben sich die Indianer als Indianer gesehen, sie waren auch keine, wußten nicht, was sie sein sollten, sie hießen ganz anders als INDIANER. Sie sahen sich auch nicht als ein alles umfassendes Volk, die Völker waren verschieden. Sie hatten keine gemeinsame Sprache, wenn sie eine gleiche Sprache hatten, konnten die Freunde sein, wenn sie die Sprache der anderen nicht verstanden, waren das in ihren Ohren keine Sprachen, sie murmelten und bellten bestenfalls wie die Tiere, so dachte man und man bezweifelte, daß es überhaupt Menschen waren. Am wenigsten verstand man die Anasazi, weil es sie gar nicht gab und nie gegeben  hatte. Es gab diese Menschen, aber man wußte nur wenig von ihnen, als man auf sie aufmerksam wurde waren sie schon tot und man konnte sie nicht mehr kennenlernen. Anasazi hießen sie nicht, diesen Namen hatte man irgendwann erfunden. Was man kannte waren beeindruckende Bauten, die die Anasazi hinterlassen hatten, man konnte träumen. Viele Indianer sind erschienen und dann, wie die Tiere, wieder verschwunden. Inzwischen gibt es kaum noch Indianer dieser oder anderer Stämme, aus ihnen sind Amerikaner geworden.

Neuzeit

Vergangenheit 

Nicht dasein, sondern davonschweben auf seltsame Weise, man mag sich an den Geschichten Der Nacht von San Rocco und anderen Erzählungen wie La casa in collina orientieren. Hatte die Neuzeit für Paveses Figuren noch nicht begonnen? Man trifft hier nicht auf Hochhäuser mit Ausnahme der oft halbleeren Hauptstadt Turin, und das auch nur, weil einige hier arbeiten müssen, ansonsten aber besucht der Autor nicht die großen Städte, die man nicht liebt, vielmehr die Dörfer, die man umso mehr liebt, vor allem aber die Hügel, die Hügel sind kostbarer als die Menschen. Man trifft hier keine Autos, keine Flugzeuge und nicht einmal Betten, hier leben keine Reichen, keine Arbeiter, nicht die Neuzeit. Man trifft nicht die Kinder beim Schulbesuch und auch nicht die älteren Erwachsenen, vielmehr die Jugend, nicht die sechzigjährigen, allenfalls noch die fünfzigjährigen. Mehr als alles andere entzücken die Hügel, sie sind geradezu dem Herrn eigen. Ihre schönen Geheimnisse sind unter anderem die Tenne, die Maulbeerbäume und viele andere, nicht aber die Pastoren, wenn sie in der Kirche den kirchlichen Aufgaben und an anderen Orten die Tierzucht betreiben und dabei die Tiere unangemessen behandeln. Zwischen den Menschen, vorwiegend den Männern, sind die meisten Beziehungen anders als erhofft und keineswegs herzlich oder freundlich. Die Männer sind einsam, die Frauen bleiben im Hintergrund. Vieles wäre noch zu sagen.

Samstag, 31. Mai 2025

Glück

im Unglück

Er überlegt, schüttelt den Kopf und geht weiter. Beim Überschreiten der Fahrbahn kommt er aus Unachtsamkeit der Elektrischen (tata vera miri) in den Weg, sie fährt ihn an. Im Schmerz zieht er sein Gesicht so klein wie möglich zusammen und spannt alle Muskeln, so daß er, nachdem die Elektrische vorüber ist, die Spannung kaum wieder lösen kann. Er steht noch ein wenig still, ein Mädchen steigt aus und winkt ihm mit der Hand zu. Als er nur ein wenig später beinah unter einen Zug geriet, war nicht klar, ob es gewollt oder ob es ein böser Zufall war. Er war jedenfalls nicht allzu schwer verletzt oder gar tot, verletzt und dauerhaft, eingeschränkt war aber seine rechte Hand. Schnell erlernte er mit der linken Hand zu schreiben und schrieb ein ganzes Buch mit dieser Hand. Das Buch hatte den Titel: Pogodzic sie ze swiatem.

Bahnsteig

Unser Freund

 

Die Männer mußten zur Arbeit fahren, sie erwarteten auf dem Bahnsteig den Zug, von den Frauen sah man nichts, sie hatten noch zuhaus zu tun. Der Zug fuhr ein, die Männer bestiegen den Wagen. Einer, der immer zu spät kam - nicht einfach jemand, sondern ein bekannter Schauspieler, wir kennen ihn gut - sprang wie immer auf den schon anfahrenden Zug, er stürzte diesmal und war tot. Der Zug hatte längere Zeit angehalten und fuhr nun wieder los. Die Gespräche im Zug waren intensiv, was war da schief gelaufen, wie konnte das passieren, warum gerade er, man redete und redete, aber einer schwieg. Er saß still da, rauchte seine Zigaretten, achtete darauf, daß er niemanden mit der Glut beschädigte, er blieb still und sagte kein einziges Wort, palil papierosa. 

Samstag, 24. Mai 2025

Vater unser

 Entwicklung

 

Padre nuestro, Vater unser, der du bist im Himmel. Jeder halbwegs aufgeklärter Mensch weiß, daß es keinen Vater im Himmel gibt, der uns leiten könnte. Das halten aber längst nicht alle für wahr, Kirchgänger besuchen weiterhin den Vater im Himmel, und vermehrt hört man überraschenderweise, Gott habe nichts anders im Sinn, als uns, die Menschen also, ständig zu lieben. Liebenswert sind einige, aber längst nicht alle. Man fragt sich neben anderem, wie die uns bekannte Welt entstanden ist, wie zuvor die Pflanzen, die Tiere und schließlich Menschen erst erstanden sind. Dabei ist der Mensch vermutlich nur als ein besonderes, den Affen naheliegendes Tier zu verstehen. Warum sollte der Mensch in der Tierwelt, zu der auch er gehört, etwas Besonderes sein, eigenartig ist diese Einstellung. Wenn die Menschheit am Leben bleiben sollte, wird sie irgendwann übertrumpft werden von anderen, klüger entwickelten Tieren.            

Freitag, 23. Mai 2025

Menschen besonderer Art

 

Eine besondere Art von Menschen sind die Menschenaffen (man will vorsichtsweise nicht von Affenmenschen sprechen), einige wenige Bewohner unserer Welt lassen die Affen nicht als Menschen gelten, nun, auch schwarze Männer galten lange Zeit ganz ohne Grund als fragwürdig. Den Affen hält man unter anderem vor, daß sie nicht mit Hemd und Hose angezogen, sondern nackt sind, man sollte anmerken, daß sie überwiegend in warmen Gegenden leben und auch nackt nicht frieren. Wenn man ihnen Hose und Hemd schenkt, freuen sie sich, benutzen sie oft aber nur an Sonntagen. Einige laufen die Bäume rauf und runter, sie sind es gewohnt und haben ihren Spaß, niemand von ihnen greift ein. Die Affen gingen bislang nicht in die Schule, man wirft ihnen das geringe Wissen und das nicht überzeugende Sprechen und Erzählen vor. Das Wissen der Affen ist aber keineswegs gering, Worte können sie bislang nicht so sagen, daß man alles versteht, die Affen können aber zunehmend verstehen, was sie von den Menschen hören, denen sie, den Menschen also, auch immer ähnlicher werden. Wir sollten den Affen geben, was sie benötigen und uns freuen, wenn sie uns noch näher kommen.

Leben

 Erwartungen 

 

Ursprünglich wurden die Menschen geboren, um nach einiger Zeit zu sterben, das wollte man ändern als Jesus auftrat, bekanntlich wurde Jesus getötet um dann erneut zu leben. Das galt allerdings nicht für die, die schon vor Jesu Erscheinen gestorben waren, die waren nun mal tot. Die sogenannte Wiederkunft der zusammen mit Jesus Gestorbenen sollte bald sichtbar erscheinen, inzwischen sind aber mehr als tausend Jahre vergangen, ohne daß die Wiederkunft sicht- oder spürbar wurde, einige, und es werden immer mehr Leute, glauben inzwischen, daß die Toten vergeblich auf ihr neues Leben warten. Das gefällt naturgemäß kaum jemandem, die Zahl derer die geduldig auf Jesus warten, ist denn auch weiterhin überraschend groß. Nicht jedermann aber hatte seinerzeit Jesus gesehen oder wenigstens von Jesus gehört. Da jedoch fast niemand (wenn auch nicht ausnahmslos alle) auf Dauer sterben und tot sein will, wurden auch andere Überlegungen anderer Völker wach, so auch Überlegungen von Menschen, die von uns so wenig wußten wie wir von ihnen, nämlich gar nichts. Man denke an die Guarani die versteckt in den Wäldern lebten. Auch sie hatten ihre überzeugenden Überlegungen von Leben und Tod, von Jesus aber wußten sie nichts,  daran mußten sie nicht leiden.

Donnerstag, 22. Mai 2025

Götter

 

Hunde und Bären und andere Tiere, die wir kennen, wissen nichts von einem Gott, bei den besonders klugen Affen kann man seiner nicht ganz sicher sein, da muß doch irgend etwas sein, das sie bislang nicht kennen, denken die Affen, weiter kommen sie aber nicht mit ihren Überlegungen. Bekannt ist weithin Jesus von Nazareth, ein immer noch verbreiteter Gott im Osten der Welt, im Süden, in Südamerika, wie man das Land zunächst nannte, wußte man nichts von Jesus, niemand war aber gottlos, die Zahl der Götter im Süden war erheblich. Da man keine gemeinsame Sprache hatte, verstanden die verschiedenen Bewohner auch nichts von den Göttern der anderen, die sie nicht ernst nahmen, da die anderen, wie man meinte, nicht sinnvoll sprechen konnten. Inzwischen wurden die Amerikaner überwiegend von Jesus und seinen Jüngern überrollt, in Südamerika bestehen aber vereinzelt noch die Anhänger anderer Götter. Der Gott der Guarani ist der Großvater, allerdings nicht in der schlichten Art unserer Großväter.

Dienstag, 20. Mai 2025

Brüder Karamazow

Tausend Seiten kurzgefaßt

Es waren drei Brüder, Alexej, durchweg Aljoscha genannt, Iwan und Dmitri, allesamt im Alter von mehr als zwanzig und weniger als dreißig Jahren. Alexej, der jüngste, ist Gott und den Mönchen nah, Iwan ist  ein atheistischer Philosoph und Dmitri, ein ehemaliger Soldat, er denkt nur an seine Liebste und an sich. Nicht ohne Grund verachten alle drei ihren Vater, wenn auch unterschiedlich intensiv. Die krassen Unterschiede der drei Brüder stören nicht ihr halbwegs gutes Verhältnis. Aljoscha und Iwan haben bestimmte Vorstellungen von der Welt, jeder die seine. Dmitri will nur sein Leben leben, ohne daß er über dieses Leben allzusehr nachdenken würde, er ist ein Wirrkopf. Er hat nichts gegen seine Brüder, beachtet sie zunächst aber wenig. Kaum hat er seine Liebe gefunden, da wird er grundlos verhaftet und die Ermordung des Vaters wird fälschlich ihm zugeordnet. Unschuldig ist Dmitris Leben nicht, aber ohne Schuld. Er spricht und lebt recht wüst drauflos und man glaubt ihm in entscheidenden Dingen nicht. Er hat den Vater nicht umgebracht, es sah aber so aus, als sei er der Mörder gewesen. Ivan und Dmitri liebten einander nicht und auch Alexei liebte sie nur in Maßen. Immerhin war es Iwan, der Dmitri nahelegte, ins Ausland zu fliehen solange das möglich wäre, tatsächlich aber wird Dmitri nach Sibirien verbannt, Iwan liegt tödlich krank danieder, Aljoscha ist der stille Held der Geschichte. Nicht zu vergessen sind die heranwachsenden Knaben, die ihn bewundern und dem sie folgen. 

Freitag, 16. Mai 2025

Ein Film

 Akazien

 

Er  hatte eine sehr lange Strecke zu fahren in seinem riesigen Lastwagen, darin riesige Baumstämme, die gerade erst frisch zersägt wurden. Eine junge Frau mit ihrem kleinen, überaus niedlichen Kind sollte ihn schon nach wenigen Kilometern zur weiteren Fahrt im Lastwagen begleiten. Er hielt an, machte aber keinerlei Anstalten ihr beim Einsteigen in den Lastwagen behilflich zu sein und er sagte kein Wort. Sie fuhren wortlos weiter, das kleine noch wortlose Kind, ein Mädchen, hatte seinen Spaß, lachte und lachte. Er war mehr als wortkarg, sagte so gut wie nichts, das änderte sich dann aber bald, wenn auch zunächst nur wenig. Er trank Mate und gab ihr auch Mate zu trinken. Sie hatten eine lange Fahrt vor sich, bis Buenos Aires, man mußte mehrfach anhalten, etwas essen und trinken, etwas schlafen, etwas Milch für das kleine Mädchen. Er gab nun auch einige Worte von sich, über seinen Jungen, den er jetzt schon seit acht Jahren nicht gesehen hatte, über seine Frau sagte er dagegen nichts, man erfuhr nicht, ob sie überhaupt noch lebte, er lebte jedenfalls nicht mit ihr. Was die Sprachfreude anbelangt übertrumpfte ihn die mit ihm fahrende junge Frau bei weitem, sie sprach gern, wollte aber kein einziges Wort über den Vater ihres kleinen Kindes sagen und sagte es auch nicht, der Vater des kleinen Mädchen war für sie nicht vorhanden, liebevoll war das Verhältnis wohl nicht gewesen. Er, der Lastwagenfahrer, und sie, die junge Frau mit dem Kind, kamen einander ständig näher, sprachen darüber aber zunächst noch kaum. Die junge Frau war eine Indianerin, man sah es ihr an, sie sprach Guarani so gut wie Spanisch, das war das letzte, was ihn vielleicht hätte abhalten von ihr, es hielt ihn aber ganz und gar nicht ab, er kümmerte sich auch immer mehr um das kleine Kind. Sie fuhren ein nach Buenos Aires, die Verwandten der der jungen Frau überfielen sie geradezu und waren entzückt über das kleine Kind, drängten das Kind und die Mutter ins Haus, die Tür ging zu, er stand hilflos da, er würde die die Mutter des Kindes wohl leider nicht wiedersehen. Dann aber kam die Mutter der Kleinen zurück aus dem Haus, die beiden, sie und der Mann, lächelten einander wortlos zu. Sie waren still und lachten. Dann fielen einige Worte, er mußte zunächst weiterfahren mit den Baumstämmen, das Glück der baldigen Wiederkehr sah man ihrer beiden Augen an. Das niedliche kleine Kind wird wachsen und seine neuen Eltern werden ein freudiges Leben haben, so wie sie es zuvor noch nie gekannt hatten.

Donnerstag, 15. Mai 2025

Auf dem Land

Ein junges Mädchen

 

Wenn man auf dem Lande lebt, sieht man auch die Tiere. Die einen sind angenehm und willkommen, die anderen nicht. Die Frösche sind unerträglich mit ihrem Gequake, die Katzen sind so gut wie lautlos, Hunde sind mal so und mal so. Die umliegende Bevölkerung ist nicht immer angenehm, nur das Land, das Vieh und das Geld interessiert sie, man geht ihr nach Möglichkeit aus dem Weg. Daher ist es angenehm, daß Felipa sich um das Essen kümmert, die Milch ist das Endscheidende, für die Patin, das junge, noch kindhafte Mädchen und für Felipa selbst. Naturgemäß bleibt es aber nicht allein bei der Milch, auch an Brot und Beilagen fehlt es nicht. Man geht nicht oft aus dem Haus, eigentlich nur für das Einkaufen und am Sonntag für die Messe in der Kirche. Das junge Mädchen erhält jeden Tag ein üppiges Essen, so recht zufrieden ist das Mädchen aber nie, für sie  könnte es noch mehr sein. So ist es mit dem frühen Leben eines jungen Mädchens, mehr verraten wir nicht von ihrem Leben.

Dienstag, 13. Mai 2025

Früh am Morgen

Erlebnis

Er stand morgens um acht Uhr auf, trank einen Kaffee und zündete dann eine Zigarette an. Stille herrscht wie schon lange nicht mehr, Stille auch in seinem Inneren. Seine Gedanken schweigen, für einen Augenblick ist das Leben so wie es seien sollte. Schon oft ist es so gewesen, aber immer nur für eine kurze Zeit und bald geht das rastlose Leben wieder los, so wie es seit langem schon war. Kindheit und Jugend hat er schon längst hinter sich, immer wieder aber kehrt er zu seinen frühen Gedanken zurück. Es wird jedoch alles weiter so sein, wie es seit langem schon ist.

Montag, 12. Mai 2025

Glaubensarten

Guarani

Alle hatten ursprünglich die Welt verstanden, dachten sie, inzwischen weiß man, man kann die Welt nicht verstehen. Vor längerer Zeit war aber für jedes Volk, das nichts von den anderen wußte, die Welt in der wir leben. Wir glaubten lange Zeit an Jesus Christus und viele glauben immer noch an ihn. Verschiedene Welten wußten nichts voneinander und wenn sie es wußten, dann wollten sie es nicht wissen, die Navajo wollten zum Beispiel die Hopi nicht verstehen und umgekehrt. Noch weiter entfernt von uns lebten  Menschen, von denen wir nichts wissen konnten, man mag an die Guarani denken. Soweit so gut. Sie war wunderschön und wollte ihn heiraten so bald wie möglich, dann aber kam jemand der noch schöner war und den sie statt dessen heiraten wollte. Es zeigte sich aber, daß dieser schöne Mensch ein Mensch des Bösen war. Als sie Abstand nehmen wollten von ihm, verwandelten er und ebenso seine ursprünglichen Liebhaberin sich in einen schwarzen Affen. Gläubig waren sie als Affen wohl nicht mehr, man weiß nicht, wie es weiter mit ihnen ergangen ist. Einige Guarani glauben immer noch an das, was sie immer schon glaubten, andere sind zu Jesus Christus übergegangen, andere wissen nicht, was sie noch glauben sollen.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Licht im Dunklen

 Kein Tod mehr, oder doch?

 

Die Tiere machen sich keine Gedanken über Leben und Tod, obwohl sie das mögliche Ende ihres Lebens spüren, die Affen sind wohl dem Denken der Menschen ziemlich nah, ohne daß sie das Geschehen wirklich verstehen könnten. Den jungen Kindern scheint das Leben endlos zu sein, sind sie dann erst schon vierzig Jahre alt oder fünfzig ändert sich die Einstellung, die fragen sich, ob und wie sie dem Tod entkommen können. Bei den Guarani, um sie zu nennen, oder auch bei anderen Menschen, entfalten sich unterschiedliche Überlegungen zum ewigen Leben,  als besonders überzeugend gilt Jesus, der umgebracht wird und dann zum Leben zurückfindet. Nicht allen gefällt das, viele werden ermordet im Lauf der Dinge, gleichwohl setzt sich der Gedanke des Ewigen Lebens durch. Es wird weiter gemordet, das Versprechen des Ewigen Lebens legt aber so oder so den Tod beiseite, viele erhoffen den baldigen Tod wie ein Geschenk und können den Tod nicht abwarten. Inzwischen, nach mehr als tausend Jahren, gerät das Versprechen des ewigen Lebens ins Wanken, viele glauben verzweifelt weiter an das ewige Leben, nicht aber wenige haben diesen Glauben beiseite gelegt, der Tod ist dann wieder der Tod. Eine neue Entfaltung des ewigen Lebens ist nicht in Sicht, warum soll auch den Menschen gelingen, was den ihnen so nahe stehenden Schimpansen nicht gelingt. Die Pastoren und gar die Päpste haben weiterhin ein gutes Einkommen. Einige, man könnte Pavese oder Stachura als Beispiel nennen, wünschten bald schon den Tod und konnten nicht länger auf ihn warten. Alles in allem sind es gar nicht so wenig die sterben wollen,  Stachuras Mutter liebte ihn vor und nach seinem Tod.

Mittwoch, 7. Mai 2025

Wieso,

warum?

Vor Monaten schien es noch, als seien Streit und Kampf überwunden, zumindest in Deutschland sagte man das, in Spanien und einigen anderen Staaten sei es in diesen Tagen noch ein wenig anders. Hier kämpften anscheinend alle gegen alle und man weiß nicht recht warum, jedenfalls wollte man nicht aufhören, die Generäle wußten möglicherweise mehr, die Soldaten taten das, was man ihnen sagte. Schüsse fielen, man schoß weiter ohne jeglichen Verstand, man schoß weiter, ohne einen Sinn zu erkennen, was sollte man selbst auch tun. Die Verwunderten legte man beiseite, oft waren sie schon mausetot, man fand von ihnen nichts mehr. Da man weiter nichts wußte, herrschte zeitweise Frieden, aber nur für eine kurze Zeit. Bald hatte man neue Einfälle,  man steckte zum Beispiel ohne besonderen Anlaß ein Dorf in Brand. Man steckte anschließend auch eine Hazienda in Brand. Wie auch immer, man konnte nicht sagen, so könne es weiter gehen, selbst die Generäle wurden unsicher. Es wurde still, man steckte die Soldaten ins Gefängnis, die Generale nicht, Frauen wurden gar nicht berücksichtigt, was konnten sie auch tun, sie konnten nur schweigen.

Starkregen

Plötzlich

Endlich fängt es an zu Regnen, man freut sich, dann aber ändert sich die Lage, bald war es kein einfacher Regen mehr, sondern zunehmend ein Starkregnen, es kam alles ganz unerwartet. Zunächst schien es ein normaler Regen zu sein, dann aber wurde er immer heftiger und schließlich war das Gelände unter Wasser. Der Fluß stieg ständig, es wurde immer beängstigender. Zunächst hatte man nur interessiert zugeschaut, jetzt aber galt es zu handeln. Riesige Mengen Wasser breiteten sich aus, die Kühe versuchten zu entkommen, dann auch andere Tiere und schließlich die Menschen. Das Wasser wurde immer dunkler, man fragte sich, ob das scheckige Kalb noch lebte oder die scheckige Kuh. Die Bewohner waren sehr arm und hatten zunehmend Angst für ihre Zukunft. Ströme schmutzigen Wassers rannen dahin.

Die letzte Reise

Vom Tod

Es war Frühling, ein leichter Regen rieselte, das Eis löste sich auf, man war erleichtert. Die Spatzen piepsten und flatterten, sie begannen ihre Lieder zu singen. An den Bäumen zeigten sich bald schon die Knospen, in den Häusern öffneten sich die Fenster, nicht alle aber wollten hier bleiben und sich des Frühlings erfreuen, es gab auch andere Gründe. Sie, eine reichere ältere aber hübsche Frau, saß im Zug, einmal noch wollte sie endlich wieder ihre Heimat Italien besuchen. Viel Zeit aber hatte sie nicht, sie war krank, krank aber ohne es ernst zu nehmen. Ohne es zu wissen wurde sie von einem Arzt begleitet und obendrein auch von einem Priester. Es hat aber nicht geholfen, soweit man erfuhr, hat sie Italien nicht lebend erreicht.

Montag, 5. Mai 2025

Dolochow

Krieg und Frieden

Es schwiert nur so von Fürstinnen und Fürsten, von Gräfinnen und Grafen, da ist es eine Erholung, Dolochow, den adeligen Sohn armer Eltern (nicht alle Adeligen sind reich) anzutreffen. Ohne weiteres ließe sich ein allein ihm gewidmetes Buch schreiben. Er ist auch ein Adeliger, aber darauf legte er kaum einen Wert. Berühmt in seinen Kreisen wird er vielmehr durch sein zügellosen Umgang, zum Beispiel trinkt er in wenigen Minuten wagemutig außen auf einem offenem Fenster sitzend von der dritten Etage aus eine komplette Flasche Rum, bevor er lebendig zurückkehrt unter dem Jubel seiner Kumpanen, die ihm zujubeln. Er liebt nur seine Mutter, sie ist sein ein und alles, die anderen liebt er so wenig wie er sie verachtet, sie sind ihm gleichgültig. Er ist kein Menschenfreund und kein Menschenfeind, die Menschen gefallen ihm nicht und sie mißfallen ihm nicht, sie sind ihm gleichgültig. Er verliert seinen Rang als Offizier, es bekümmert ihn wenig, er will nur leben wie er lebt. Für längere Zeit hört und sieht man nichts von ihm, er taucht erst wieder auf als der Krieg beginnt, als Soldat ist er wieder in seinem Element. Er hat bald wieder einen Rang ähnlich einem Offizier zurück, man kann nicht sagen, daß er über sich hinauswächst, er ist einfach so. Dolochow hatte einen erheblichen Anteil an der Niederlage der französischen Armee. Er führte jetzt einen Freikorbs an ohne sich dessen zu rühmen. Er stellte seine Leistung nicht besonders heraus, für ihn ähnelte sie seinem üblichen Umgang wie seinerzeit dem mit Rumflasche, mehr interessierte ihn auch diesmal offenbar nicht.

Freitag, 2. Mai 2025

Schöne Frauen

Wandel
 

Die Frauen, sie waren zu zehnt und schon älter, um die fünfzig herum, keineswegs aber unschön, sie entzückten so manchen. Sie suchten ihn auf, er wollte ihnen heimlich entkommen. Ohne jeden Verstand und ohne Sehvermögen sprach er für sich von alten und häßlichen Weibern, er hatte sich aber über ganz anderes geärgert. Die Frauen sprachen für kurze Zeit und zogen weiter, eine Flucht vor ihnen blieb für ihn ohne Notwendigkeit. Nieves  Garcia blieb zurück, er sprach mit ihr liebevoll. Er selbst, nicht der jüngste, sah sie plötzlich ganz anders, sah ihre Schönheit und ihr kluges Wesen, er liebte sie.

Freitag, 18. April 2025

Die Katze

Das Kind
 

Tiere haben keinen Anlaß die Welt zu verstehen, Menschen versuchten es immer wieder, ursprünglich aber ohne all zuviel Erfolg. Zu unserer Zeit schaut man schon einiges weiter, die Indianer waren noch um Einiges rückständig, keineswegs aber was ihre Intelligenz anbelangt, ihre Überlegungen gingen ledig in andere Richtungen. Der Indianer Chee, ein moderner Navajo, wurde in der Nacht angegriffen, niemand konnte zunächst sagen, von wem und warum. Die Katze des Hauses hatte sich zuvor lauthals gemeldet und Chee aus dem Schlaf geholt, er konnte den Angreifer erschrecken und verjagen, aber niemand konnte zunächst sagen, warum und wozu er angegriffen werden sollte. Der Anlaß des Angriffs blieb für längere Zeit verborgen. Obwohl nicht gerade in einem Liebesverhältnis mit Chee, blieb die Katze doch wachsam und hilfreich. Erst später zeigt sich der Anlaß des gescheiterten Angriffs. Chee habe ihr Kind verhext und umgebracht, so glaubte die Mutter, er konnte das aber widerlegen. Es war ein trauriger aber niemandem zuzuschreibender Tod. Das Leben geht weiter.

Montag, 14. April 2025

Boze, deutsch: Gott

Die Mutter

Stachura, getarnt als Pradera in der Erzählung Siekierezada: Daj nam, Boze, zdrowie! Ebenso Batiuk: Daj nam, Boze, zdrowie, deutsch: Gib uns Gesundheit, Gott! Gläubig sind sie beide aber nicht, sie meinen es auch nicht ernsthaft, es ist nur ein Sprichwort. Gläubig mit großer Selbstverständlichkeit ist dagegen Stachuras geliebte Mutter, der wenig geliebte Vater war schon gestorben. Der Glaube an Gott ist der Mutter selbstverständlich. Sie spricht mit Gott in ihren Gebeten, und sie weiß, daß Gott ihr ohne Frage antwortet. Jeder Sonntag ist für sie ein Kirchgang, der Sohn kann ihr darin nicht folgen, er liebt sie aber um so mehr und sie tut alles, was nur denkbar ist für ihren Sohn. Er ist von der Eisenbahn verletzt worden, offenbar mit seiner eigenen Absicht. Die Mutter umhegt ihn nun, alles scheint sich zum Guten zuwenden, seinen baldigen Tod hat er aber schon vorbereitet.