Samstag, 24. Mai 2025

Vater unser

 Entwicklung

 

Padre nuestro, Vater unser, der du bist im Himmel. Jeder halbwegs aufgeklärter Mensch weiß, daß es keinen Vater im Himmel gibt, der uns leiten könnte. Das halten aber längst nicht alle für wahr, Kirchgänger besuchen weiterhin den Vater im Himmel, und vermehrt hört man überraschenderweise, Gott habe nichts anders im Sinn, als uns, die Menschen also, ständig zu lieben. Liebenswert sind einige, aber längst nicht alle. Man fragt sich neben anderem, wie die uns bekannte Welt entstanden ist, wie zuvor die Pflanzen, die Tiere und schließlich Menschen erst erstanden sind. Dabei ist der Mensch vermutlich nur als ein besonderes, den Affen naheliegendes Tier zu verstehen. Warum sollte der Mensch in der Tierwelt, zu der auch er gehört, etwas Besonderes sein, eigenartig ist diese Einstellung. Wenn die Menschheit am Leben bleiben sollte, wird sie irgendwann übertrumpft werden von anderen klügeren Tierformen.            

Freitag, 23. Mai 2025

Menschen besonderer Art

 

Eine besondere Art von Menschen sind die Menschenaffen (man will vorsichtsweise nicht von Affenmenschen sprechen), einige wenige Bewohner unserer Welt lassen die Affen nicht als Menschen gelten, nun, auch schwarze Männer galten lange Zeit ganz ohne Grund als fragwürdig. Den Affen hält man unter anderem vor, daß sie nicht mit Hemd und Hose angezogen, sondern nackt sind, man sollte anmerken, daß sie überwiegend in warmen Gegenden leben und auch nackt nicht frieren. Wenn man ihnen Hose und Hemd schenkt, freuen sie sich, benutzen sie oft aber nur an Sonntagen. Einige laufen die Bäume rauf und runter, sie sind es gewohnt und haben ihren Spaß, niemand von ihnen greift ein. Die Affen gingen bislang nicht in die Schule, man wirft ihnen das geringe Wissen und das nicht überzeugende Sprechen und Erzählen vor. Das Wissen der Affen ist aber keineswegs gering, Worte können sie bislang nicht so sagen, daß man alles versteht, die Affen können aber zunehmend verstehen, was sie von den Menschen hören, denen sie, den Menschen also, auch immer ähnlicher werden. Wir sollten den Affen geben, was sie benötigen und uns freuen, wenn sie uns noch näher kommen.

Leben

 Erwartungen 

 

Ursprünglich wurden die Menschen geboren, um nach einiger Zeit zu sterben, das wollte man ändern als Jesus auftrat, bekanntlich wurde Jesus getötet um dann erneut zu leben. Das galt allerdings nicht für die, die schon vor Jesu Erscheinen gestorben waren, die waren nun mal tot. Die sogenannte Wiederkunft der zusammen mit Jesus Gestorbenen sollte bald sichtbar erscheinen, inzwischen sind aber mehr als tausend Jahre vergangen, ohne daß die Wiederkunft sicht- oder spürbar wurde, einige, und es werden immer mehr Leute, glauben inzwischen, daß die Toten vergeblich auf ihr neues Leben warten. Das gefällt naturgemäß kaum jemandem, die Zahl derer die geduldig auf Jesus warten, ist denn auch weiterhin überraschend groß. Nicht jedermann aber hatte seinerzeit Jesus gesehen oder wenigstens von Jesus gehört. Da jedoch fast niemand (wenn auch nicht ausnahmslos alle) auf Dauer sterben und tot sein will, wurden auch andere Überlegungen anderer Völker wach, so auch Überlegungen von Menschen, die von uns so wenig wußten wie wir von ihnen, nämlich gar nichts. Man denke an die Guarani die versteckt in den Wäldern lebten. Auch sie hatten ihre überzeugenden Überlegungen von Leben und Tod, von Jesus aber wußten sie nichts,  daran mußten sie nicht leiden.

Donnerstag, 22. Mai 2025

Götter

 

Hunde und Bären und andere Tiere, die wir kennen, wissen nichts von einem Gott, bei den besonders klugen Affen kann man seiner nicht ganz sicher sein, da muß doch irgend etwas sein, das sie bislang nicht kennen, denken die Affen, weiter kommen sie aber nicht mit ihren Überlegungen. Bekannt ist weithin Jesus von Nazareth, ein immer noch verbreiteter Gott im Osten der Welt, im Süden, in Südamerika, wie man das Land zunächst nannte, wußte man nichts von Jesus, niemand war aber gottlos, die Zahl der Götter im Süden war erheblich. Da man keine gemeinsame Sprache hatte, verstanden die verschiedenen Bewohner auch nichts von den Göttern der anderen, die sie nicht ernst nahmen, da die anderen, wie man meinte, nicht sinnvoll sprechen konnten. Inzwischen wurden die Amerikaner überwiegend von Jesus und seinen Jüngern überrollt, in Südamerika bestehen aber vereinzelt noch die Anhänger anderer Götter. Der Gott der Guarani ist der Großvater, allerdings nicht in der schlichten Art unserer Großväter.

Dienstag, 20. Mai 2025

Brüder Karamazow

Tausend Seiten kurzgefaßt

Es waren drei Brüder, Alexej, durchweg Aljoscha genannt, Iwan und Dmitri, allesamt im Alter von mehr als zwanzig und weniger als dreißig Jahren. Alexej, der jüngste, ist Gott und den Mönchen nah, Iwan ist  ein atheistischer Philosoph und Dmitri, ein ehemaliger Soldat, er denkt nur an seine Liebste und an sich. Nicht ohne Grund verachten alle drei ihren Vater, wenn auch unterschiedlich intensiv. Die krassen Unterschiede der drei Brüder stören nicht ihr halbwegs gutes Verhältnis. Aljoscha und Iwan haben bestimmte Vorstellungen von der Welt, jeder die seine. Dmitri will nur sein Leben leben, ohne daß er über dieses Leben allzusehr nachdenken würde, er ist ein Wirrkopf. Er hat nichts gegen seine Brüder, beachtet sie zunächst aber wenig. Kaum hat er seine Liebe gefunden, da wird er grundlos verhaftet und die Ermordung des Vaters wird fälschlich ihm zugeordnet. Unschuldig ist Dmitris Leben nicht, aber ohne Schuld. Er spricht und lebt recht wüst drauflos und man glaubt ihm in entscheidenden Dingen nicht. Er hat den Vater nicht umgebracht, es sah aber so aus, als sei er der Mörder gewesen. Ivan und Dmitri liebten einander nicht und auch Alexei liebte sie nur in Maßen. Immerhin war es Iwan, der Dmitri nahelegte, ins Ausland zu fliehen solange das möglich wäre, tatsächlich aber wird Dmitri nach Sibirien verbannt, Iwan liegt tödlich krank danieder, Aljoscha ist der stille Held der Geschichte. Nicht zu vergessen sind die heranwachsenden Knaben, die ihn bewundern und dem sie folgen. 

Freitag, 16. Mai 2025

Ein Film

 Akazien

 

Er  hatte eine sehr lange Strecke zu fahren in seinem riesigen Lastwagen, darin riesige Baumstämme, die gerade erst frisch zersägt wurden. Eine junge Frau mit ihrem kleinen, überaus niedlichen Kind sollte ihn schon nach wenigen Kilometern zur weiteren Fahrt im Lastwagen begleiten. Er hielt an, machte aber keinerlei Anstalten ihr beim Einsteigen in den Lastwagen behilflich zu sein und er sagte kein Wort. Sie fuhren wortlos weiter, das kleine noch wortlose Kind, ein Mädchen, hatte seinen Spaß, lachte und lachte. Er war mehr als wortkarg, sagte so gut wie nichts, das änderte sich dann aber bald, wenn auch zunächst nur wenig. Er trank Mate und gab ihr auch Mate zu trinken. Sie hatten eine lange Fahrt vor sich, bis Buenos Aires, man mußte mehrfach anhalten, etwas essen und trinken, etwas schlafen, etwas Milch für das kleine Mädchen. Er gab nun auch einige Worte von sich, über seinen Jungen, den er jetzt schon seit acht Jahren nicht gesehen hatte, über seine Frau sagte er dagegen nichts, man erfuhr nicht, ob sie überhaupt noch lebte, er lebte jedenfalls nicht mit ihr. Was die Sprachfreude anbelangt übertrumpfte ihn die mit ihm fahrende junge Frau bei weitem, sie sprach gern, wollte aber kein einziges Wort über den Vater ihres kleinen Kindes sagen und sagte es auch nicht, der Vater des kleinen Mädchen war für sie nicht vorhanden, liebevoll war das Verhältnis wohl nicht gewesen. Er, der Lastwagenfahrer, und sie, die junge Frau mit dem Kind, kamen einander ständig näher, sprachen darüber aber zunächst noch kaum. Die junge Frau war eine Indianerin, man sah es ihr an, sie sprach Guarani so gut wie Spanisch, das war das letzte, was ihn vielleicht hätte abhalten von ihr, es hielt ihn aber ganz und gar nicht ab, er kümmerte sich auch immer mehr um das kleine Kind. Sie fuhren ein nach Buenos Aires, die Verwandten der der jungen Frau überfielen sie geradezu und waren entzückt über das kleine Kind, drängten das Kind und die Mutter ins Haus, die Tür ging zu, er stand hilflos da, er würde die die Mutter des Kindes wohl leider nicht wiedersehen. Dann aber kam die Mutter der Kleinen zurück aus dem Haus, die beiden, sie und der Mann, lächelten einander wortlos zu. Sie waren still und lachten. Dann fielen einige Worte, er mußte zunächst weiterfahren mit den Baumstämmen, das Glück der baldigen Wiederkehr sah man ihrer beiden Augen an. Das niedliche kleine Kind wird wachsen und seine neuen Eltern werden ein freudiges Leben haben, so wie sie es zuvor noch nie gekannt hatten.

Donnerstag, 15. Mai 2025

Auf dem Land

Ein junges Mädchen

 

Wenn man auf dem Lande lebt, sieht man auch die Tiere. Die einen sind angenehm und willkommen, die anderen nicht. Die Frösche sind unerträglich mit ihrem Gequake, die Katzen sind so gut wie lautlos, Hunde sind mal so und mal so. Die umliegende Bevölkerung ist nicht immer angenehm, nur das Land, das Vieh und das Geld interessiert sie, man geht ihr nach Möglichkeit aus dem Weg. Daher ist es angenehm, daß Felipa sich um das Essen kümmert, die Milch ist das Endscheidende, für die Patin, das junge, noch kindhafte Mädchen und für Felipa selbst. Naturgemäß bleibt es aber nicht allein bei der Milch, auch an Brot und Beilagen fehlt es nicht. Man geht nicht oft aus dem Haus, eigentlich nur für das Einkaufen und am Sonntag für die Messe in der Kirche. Das junge Mädchen erhält jeden Tag ein üppiges Essen, so recht zufrieden ist das Mädchen aber nie, für sie  könnte es noch mehr sein. So ist es mit dem frühen Leben eines jungen Mädchens, mehr verraten wir nicht von ihrem Leben.

Dienstag, 13. Mai 2025

Früh am Morgen

Erlebnis

Er stand morgens um acht Uhr auf, trank einen Kaffee und zündete dann eine Zigarette an. Stille herrscht wie schon lange nicht mehr, Stille auch in seinem Inneren. Seine Gedanken schweigen, für einen Augenblick ist das Leben so wie es seien sollte. Schon oft ist es so gewesen, aber immer nur für eine kurze Zeit und bald geht das rastlose Leben wieder los, so wie es seit langem schon war. Kindheit und Jugend hat er schon längst hinter sich, immer wieder aber kehrt er zu seinen frühen Gedanken zurück. Es wird jedoch alles weiter so sein, wie es seit langem schon ist.

Montag, 12. Mai 2025

Glaubensarten

Guarani

Alle hatten ursprünglich die Welt verstanden, dachten sie, inzwischen weiß man, man kann die Welt nicht verstehen. Vor längerer Zeit war aber für jedes Volk, das nichts von den anderen wußte, die Welt in der wir leben. Wir glaubten lange Zeit an Jesus Christus und viele glauben immer noch an ihn. Verschiedene Welten wußten nichts voneinander und wenn sie es wußten, dann wollten sie es nicht wissen, die Navajo wollten zum Beispiel die Hopi nicht verstehen und umgekehrt. Noch weiter entfernt von uns lebten  Menschen, von denen wir nichts wissen konnten, man mag an die Guarani denken. Soweit so gut. Sie war wunderschön und wollte ihn heiraten so bald wie möglich, dann aber kam jemand der noch schöner war und den sie statt dessen heiraten wollte. Es zeigte sich aber, daß dieser schöne Mensch ein Mensch des Bösen war. Als sie Abstand nehmen wollten von ihm, verwandelten er und ebenso seine ursprünglichen Liebhaberin sich in einen schwarzen Affen. Gläubig waren sie als Affen wohl nicht mehr, man weiß nicht, wie es weiter mit ihnen ergangen ist. Einige Guarani glauben immer noch an das, was sie immer schon glaubten, andere sind zu Jesus Christus übergegangen, andere wissen nicht, was sie noch glauben sollen.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Licht im Dunklen

 Kein Tod mehr, oder doch?

 

Die Tiere machen sich keine Gedanken über Leben und Tod, obwohl sie das mögliche Ende ihres Lebens spüren, die Affen sind wohl dem Denken der Menschen ziemlich nah, ohne daß sie das Geschehen wirklich verstehen könnten. Den jungen Kindern scheint das Leben endlos zu sein, sind sie dann erst schon vierzig Jahre alt oder fünfzig ändert sich die Einstellung, die fragen sich, ob und wie sie dem Tod entkommen können. Bei den Guarani, um sie zu nennen, oder auch bei anderen Menschen, entfalten sich unterschiedliche Überlegungen zum ewigen Leben,  als besonders überzeugend gilt Jesus, der umgebracht wird und dann zum Leben zurückfindet. Nicht allen gefällt das, viele werden ermordet im Lauf der Dinge, gleichwohl setzt sich der Gedanke des Ewigen Lebens durch. Es wird weiter gemordet, das Versprechen des Ewigen Lebens legt aber so oder so den Tod beiseite, viele erhoffen den baldigen Tod wie ein Geschenk und können den Tod nicht abwarten. Inzwischen, nach mehr als tausend Jahren, gerät das Versprechen des ewigen Lebens ins Wanken, viele glauben verzweifelt weiter an das ewige Leben, nicht aber wenige haben diesen Glauben beiseite gelegt, der Tod ist dann wieder der Tod. Eine neue Entfaltung des ewigen Lebens ist nicht in Sicht, warum soll auch den Menschen gelingen, was den ihnen so nahe stehenden Schimpansen nicht gelingt. Die Pastoren und gar die Päpste haben weiterhin ein gutes Einkommen. Einige, man könnte Pavese oder Stachura als Beispiel nennen, wünschten bald schon den Tod und konnten nicht länger auf ihn warten. Alles in allem sind es gar nicht so wenig die sterben wollen,  Stachuras Mutter liebte ihn vor und nach seinem Tod.

Mittwoch, 7. Mai 2025

Wieso,

warum?

Vor Monaten schien es noch, als seien Streit und Kampf überwunden, zumindest in Deutschland sagte man das, in Spanien und einigen anderen Staaten sei es in diesen Tagen noch ein wenig anders. Hier kämpften anscheinend alle gegen alle und man weiß nicht recht warum, jedenfalls wollte man nicht aufhören, die Generäle wußten möglicherweise mehr, die Soldaten taten das, was man ihnen sagte. Schüsse fielen, man schoß weiter ohne jeglichen Verstand, man schoß weiter, ohne einen Sinn zu erkennen, was sollte man selbst auch tun. Die Verwunderten legte man beiseite, oft waren sie schon mausetot, man fand von ihnen nichts mehr. Da man weiter nichts wußte, herrschte zeitweise Frieden, aber nur für eine kurze Zeit. Bald hatte man neue Einfälle,  man steckte zum Beispiel ohne besonderen Anlaß ein Dorf in Brand. Man steckte anschließend auch eine Hazienda in Brand. Wie auch immer, man konnte nicht sagen, so könne es weiter gehen, selbst die Generäle wurden unsicher. Es wurde still, man steckte die Soldaten ins Gefängnis, die Generale nicht, Frauen wurden gar nicht berücksichtigt, was konnten sie auch tun, sie konnten nur schweigen.

Starkregen

Plötzlich

Endlich fängt es an zu Regnen, man freut sich, dann aber ändert sich die Lage, bald war es kein einfacher Regen mehr, sondern zunehmend ein Starkregnen, es kam alles ganz unerwartet. Zunächst schien es ein normaler Regen zu sein, dann aber wurde er immer heftiger und schließlich war das Gelände unter Wasser. Der Fluß stieg ständig, es wurde immer beängstigender. Zunächst hatte man nur interessiert zugeschaut, jetzt aber galt es zu handeln. Riesige Mengen Wasser breiteten sich aus, die Kühe versuchten zu entkommen, dann auch andere Tiere und schließlich die Menschen. Das Wasser wurde immer dunkler, man fragte sich, ob das scheckige Kalb noch lebte oder die scheckige Kuh. Die Bewohner waren sehr arm und hatten zunehmend Angst für ihre Zukunft. Ströme schmutzigen Wassers rannen dahin.

Die letzte Reise

Vom Tod

Es war Frühling, ein leichter Regen rieselte, das Eis löste sich auf, man war erleichtert. Die Spatzen piepsten und flatterten, sie begannen ihre Lieder zu singen. An den Bäumen zeigten sich bald schon die Knospen, in den Häusern öffneten sich die Fenster, nicht alle aber wollten hier bleiben und sich des Frühlings erfreuen, es gab auch andere Gründe. Sie, eine reichere ältere aber hübsche Frau, saß im Zug, einmal noch wollte sie endlich wieder ihre Heimat Italien besuchen. Viel Zeit aber hatte sie nicht, sie war krank, krank aber ohne es ernst zu nehmen. Ohne es zu wissen wurde sie von einem Arzt begleitet und obendrein auch von einem Priester. Es hat aber nicht geholfen, soweit man erfuhr, hat sie Italien nicht lebend erreicht.

Montag, 5. Mai 2025

Dolochow

Krieg und Frieden

Es schwiert nur so von Fürstinnen und Fürsten, von Gräfinnen und Grafen, da ist es eine Erholung, Dolochow, den adeligen Sohn armer Eltern (nicht alle Adeligen sind reich) anzutreffen. Ohne weiteres ließe sich ein allein ihm gewidmetes Buch schreiben. Er ist auch ein Adeliger, aber darauf legte er kaum einen Wert. Berühmt in seinen Kreisen wird er vielmehr durch sein zügellosen Umgang, zum Beispiel trinkt er in wenigen Minuten wagemutig außen auf einem offenem Fenster sitzend von der dritten Etage aus eine komplette Flasche Rum, bevor er lebendig zurückkehrt unter dem Jubel seiner Kumpanen, die ihm zujubeln. Er liebt nur seine Mutter, sie ist sein ein und alles, die anderen liebt er so wenig wie er sie verachtet, sie sind ihm gleichgültig. Er ist kein Menschenfreund und kein Menschenfeind, die Menschen gefallen ihm nicht und sie mißfallen ihm nicht, sie sind ihm gleichgültig. Er verliert seinen Rang als Offizier, es bekümmert ihn wenig, er will nur leben wie er lebt. Für längere Zeit hört und sieht man nichts von ihm, er taucht erst wieder auf als der Krieg beginnt, als Soldat ist er wieder in seinem Element. Er hat bald wieder einen Rang ähnlich einem Offizier zurück, man kann nicht sagen, daß er über sich hinauswächst, er ist einfach so. Dolochow hatte einen erheblichen Anteil an der Niederlage der französischen Armee. Er führte jetzt einen Freikorbs an ohne sich dessen zu rühmen. Er stellte seine Leistung nicht besonders heraus, für ihn ähnelte sie seinem üblichen Umgang wie seinerzeit dem mit Rumflasche, mehr interessierte ihn auch diesmal offenbar nicht.

Freitag, 2. Mai 2025

Schöne Frauen

Wandel
 

Die Frauen, sie waren zu zehnt und schon älter, um die fünfzig herum, keineswegs aber unschön, sie entzückten so manchen. Sie suchten ihn auf, er wollte ihnen heimlich entkommen. Ohne jeden Verstand und ohne Sehvermögen sprach er für sich von alten und häßlichen Weibern, er hatte sich aber über ganz anderes geärgert. Die Frauen sprachen für kurze Zeit und zogen weiter, eine Flucht vor ihnen blieb für ihn ohne Notwendigkeit. Nieves  Garcia blieb zurück, er sprach mit ihr liebevoll. Er selbst, nicht der jüngste, sah sie plötzlich ganz anders, sah ihre Schönheit und ihr kluges Wesen, er liebte sie.

Freitag, 18. April 2025

Die Katze

Das Kind
 

Tiere haben keinen Anlaß die Welt zu verstehen, Menschen versuchten es immer wieder, ursprünglich aber ohne all zuviel Erfolg. Zu unserer Zeit schaut man schon einiges weiter, die Indianer waren noch um Einiges rückständig, keineswegs aber was ihre Intelligenz anbelangt, ihre Überlegungen gingen ledig in andere Richtungen. Der Indianer Chee, ein moderner Navajo, wurde in der Nacht angegriffen, niemand konnte zunächst sagen, von wem und warum. Die Katze des Hauses hatte sich zuvor lauthals gemeldet und Chee aus dem Schlaf geholt, er konnte den Angreifer erschrecken und verjagen, aber niemand konnte zunächst sagen, warum und wozu er angegriffen werden sollte. Der Anlaß des Angriffs blieb für längere Zeit verborgen. Obwohl nicht gerade in einem Liebesverhältnis mit Chee, blieb die Katze doch wachsam und hilfreich. Erst später zeigt sich der Anlaß des gescheiterten Angriffs. Chee habe ihr Kind verhext und umgebracht, so glaubte die Mutter, er konnte das aber widerlegen. Es war ein trauriger aber niemandem zuzuschreibender Tod. Das Leben geht weiter.

Montag, 14. April 2025

Boze, deutsch: Gott

Die Mutter

Stachura, getarnt als Pradera in der Erzählung Siekierezada: Daj nam, Boze, zdrowie! Ebenso Batiuk: Daj nam, Boze, zdrowie, deutsch: Gib uns Gesundheit, Gott! Gläubig sind sie beide aber nicht, sie meinen es auch nicht ernsthaft, es ist nur ein Sprichwort. Gläubig mit großer Selbstverständlichkeit ist dagegen Stachuras geliebte Mutter, der wenig geliebte Vater war schon gestorben. Der Glaube an Gott ist der Mutter selbstverständlich. Sie spricht mit Gott in ihren Gebeten, und sie weiß, daß Gott ihr ohne Frage antwortet. Jeder Sonntag ist für sie ein Kirchgang, der Sohn kann ihr darin nicht folgen, er liebt sie aber um so mehr und sie tut alles, was nur denkbar ist für ihren Sohn. Er ist von der Eisenbahn verletzt worden, offenbar mit seiner eigenen Absicht. Die Mutter umhegt ihn nun, alles scheint sich zum Guten zuwenden, seinen baldigen Tod hat er aber schon vorbereitet.

Dienstag, 8. April 2025

Unbelebt

Belebt

Links und rechts in der engen Straße stehen heruntergekommene graue Häuser, Menschen sieht und hört man nicht, aber grade das läßt aufmerken. Wie mögen die Häuser und die Straße ursprünglich ausgesehen haben? Sind die Häuser unbewohnt? Vielleicht nur einzelne Häuser und andere nicht, man sieht weder bewohnte noch leere Häuser. Nach einiger Zeit sieht man eine einsame Frau, die die Straße entlang geht, sie kehrt in keines der Häuser ein, sondern biegt schon bald nach links ein und ist verschwunden. Man könnte ihr nachgehen und in ihre Wohnung eintreten. Vielleicht kehrt sie in ihre Wohnung ein, vielleicht  aber besucht sie jemanden, der in dieser Wohnung lebt, vielleicht lebt sie dort mit ihrer Mutter oder mit ihrem Ehemann, vielleicht springen plötzlich Kinder aus dem Haus, sie wollen spielen oder in die Schule gehen. Sieht man auch Frauen oder Männer, die die in einem der Häuser verschwinden, wenn ja, wohnen sie dort oder besuchen sie jemanden. Bewohner oder Besucher der Häuser sieht man nicht, vielleicht muß man eine längere Zeit warten um ihnen zu begegnen. Heute jedenfalls kann man diese Fragen noch nicht beantworten.