Die Stimmung ist traum- oder märchenhaft, Fragen der Größenordung haben
eine entscheidende Bedeutung. Was zunächst wie ein kleiner gelber
Mauerfleck aussieht - man denkt an Proust, ohne recht zu wissen, warum -
erweist sich bei näherem Hinsehen als eine gemalte trompe-l’oeil-Türe im
Miniaturformat, die der Erzähler aber ohne Mühe durchschreiten kann, um
so in ein verstaubtes, seit Jahren offenbar nicht mehr betretenes
Kabinett zu gelangen. Jemand sitzt auf dem Kanapee und erzählt zu dem
Kästchen, das er in der Hand hält, eine längere Geschichte, die ganz
offenbar nur er Irreführung dient und die auf das Kästchen gerichteten
Erwartungen zum Nullpunkt absinken läßt. Umso größer ist das Entzücken,
als er das Kästchen dann öffnet und ein erstaunlich kunstfertiges Modell
des Tempels Salomonis vorweist. Wieso aber führt die Kunstfertigkeit
auf gradem Wege zum wahren Kunstwerk? Zeigt sich in der Erhebung des
Modellbaus zur Kunstgattung eine besondere Neigung für den
Hyperrealismus, dem im weiteren Sinne auch die trompe-l’oeil-Malerei
zugerechnet werden kann? Oder ist das Sujet, der Tempel, die Kultstätte, von überragender Bedeutung? Mehr Fragen als Antworten.
Dienstag, 13. Dezember 2011
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