Dienstag, 13. Dezember 2011

Kommentar Petit pan de mur

Die Stimmung ist traum- oder märchenhaft, Fragen der Größenordung haben eine entscheidende Bedeutung. Was zunächst wie ein kleiner gelber Mauerfleck aussieht - man denkt an Proust, ohne recht zu wissen, warum - erweist sich bei näherem Hinsehen als eine gemalte trompe-l’oeil-Türe im Miniaturformat, die der Erzähler aber ohne Mühe durchschreiten kann, um so in ein verstaubtes, seit Jahren offenbar nicht mehr betretenes Kabinett zu gelangen. Jemand sitzt auf dem Kanapee und erzählt zu dem Kästchen, das er in der Hand hält, eine längere Geschichte, die ganz offenbar nur er Irreführung dient und die auf das Kästchen gerichteten Erwartungen zum Nullpunkt absinken läßt. Umso größer ist das Entzücken, als er das Kästchen dann öffnet und ein erstaunlich kunstfertiges Modell des Tempels Salomonis vorweist. Wieso aber führt die Kunstfertigkeit auf gradem Wege zum wahren Kunstwerk? Zeigt sich in der Erhebung des Modellbaus zur Kunstgattung eine besondere Neigung für den Hyperrealismus, dem im weiteren Sinne auch die trompe-l’oeil-Malerei zugerechnet werden kann? Oder ist das Sujet, der Tempel, die Kultstätte, von überragender Bedeutung? Mehr Fragen als Antworten.

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