Mittwoch, 7. Dezember 2011

Kommentar Wenzelsplatz

Prag, Warschau, Budapest, Selysses deutet an, daß er sich recht häufig in den osteuropäischen Länder aufgehalten hat, und tatsächlich ist man dort in den Parkanlagen bis vor kurzem noch häufig feinen und sehr schönen alten Damen mit bürgerlichen Habitus begegnet, an deren Wesen und Erscheinung der braune und auch der nachfolgende rote Spuk vorübergegangen war, ohne Spuren zu hinterlassen, es sei denn in der giftigen Art ihrer kleinen Begleiter. Nachdem Selysses die Brücke überschritten und den Wenzelsplatz erreicht hat, ändert sich der Ton schlagartig. Es scheint, als sei er durch die krummen Risse und Sprünge des Vergangenen hineingegangen in die alte Zeit und nun ein Teil von ihr. Der Handelsangestellte, auch Commis genannt oder Ladenschwengel, ist eine typische Erscheinung der Literatur des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert, wir finden ihn bei Kafka, bei Prus oder auch bei Hamsun, der als K. Pedersen ursprünglich ein solcher war. Die ehrabschneiderische Art, in der von den Gesichtern der Juden gesprochen wird, konnte man bereits damals allenfalls einem Juden durchgehen lassen und eigentlich auch das nicht. Von schöner Durchtriebenheit ist die Himmelsmetaphorik, die keine ist und platzt wie ein überblasener Luftballon. Wenn es sich bei dem Briefschreiber oben auf dem Schloß um den Landvermesser handelt, so hat er seine Situation in grob beschönigender Weise dargestellt.
Wenzelsplatz

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