Freitag, 11. September 2009

Sebaldos: Paul Bereyter

Ein Dialog


W styczniu 1984 roku doszła mnie z S. wiadomość, że Paul Bereyter ...

Χριστιανος
Ich bin mittlerweile in Bereyters Klassenzimmer angekommen, Περεκράτης, und fühle mich auch dort wieder wohl. Die Menschen bei Sebald sind aus warmem Fleisch und Blut.

Περεκράτης
Es freut mich, Χριστιανος, daß Du so eifrig im Σεβαλδος liest, und noch mehr freut es mich, daß Du weiterhin nur Freude und Vergnügen dabei empfindest.



Χριστιανος
Du hast mir vor einiger Zeit von einem Gelehrten aus Ηέα Yορκη berichtet. Er hat in einer Schrift einige Lebenswahrheiten zum Σεβαλδος zusammengetragen, so die Aufklärung, daß Bereyter, der frühe Lehrer des Σεβαλδος, in Wirklichkeit Armin Müller hieß, und daß Σεβαλδος erst nach dem Tod Müllers im Jahre 1984 von den jüdischen Vorfahren des Müller und dem Berufsverbot in der Nazizeit erfahren hat. Anderson macht daraus eine Familienauseinandersetzung in der Zeit des Adenauer, eine Geschichte von Lügen und unterschlagenen Wahrheiten seitens des alten Kriegervaters des Σεβαλδος.

Περεκράτης
Naturgemäß ist jeder Dichter ein Mensch und kann nur von dem Schreiben, was er aus seinem Leben zu schöpfen vermag, was er, wie das Wort ganz richtig zum Ausdruck bringt, sich er-lebt hat. Allerdings, wie oft die Erlebnisse in den verschiedenen Schichten der Seele sich gespiegelt und gebrochen haben, bevor sie zum Ausdruck gelangen, das mag man sich fragen aber kaum beantworten können.

Χριστιανος
Mir war vom ersten Lesen einiges von Bereyter in Erinnerung, allerdings nicht mehr, daß seine jüdische Abstammung in der Geschichte eine Rolle gespielt hat. Ich glaube, daß diese Erinnerung oder auch ihr Fehlen etwas Richtiges beinhaltet. Dieser Lehrer, der zu großer Freude und zu großer Trauer fähig ist, lebt in einem ganz anderen Koordinatensystem als in dem von Naziideologie und Fremdenhaß.

Περεκράτης
Mir ist es genau andersherum ergangen und doch auch wieder grad ebenso wie Dir. Nach der ersten Lektüre der Ausgewanderten im Anschluß an das Buch vom Austerlitz und verleitet durch das Wort vom Holocaustdichter, daß nicht wenige Gelehrte dem Σεβαλδος zukommen lassen, war es mir gewesen, als seien alle vier Protagonisten des Buches über die Ausgewanderten vor der Tyrannei des Hitler in die Fremde geflohen, was aber gar nicht zutrifft. Es sollte mich nicht wundern, wenn unsere beiden falschen Erinnerungen wie zwei Pfeile im Flug auf ein Richtiges zielen.

Χριστιανος
Auch Bereyter gehört zu den von Haus aus Untröstlichen, aber bei ihm entsteht erneut mein Eindruck, daß es in deren Leben genauso gut Phasen des Lachens und des Glücks gibt. Der Selbstmord am Ende ist nicht zwingend und er hat auch nichts mit dem Ausgestoßensein durch die engherzigen Allgäuer zu tun. Vielleicht ist es eher die Aussicht, nach der Auflösung der alten Wohnung jetzt vollkommen von der Gnade der Κυρία Landau abhängig zu sein, die ihn die Zukunft schwarz sehen ließ, wer weiß.

Περεκράτης
Ich kann Dir nur zustimmen und Dich bestärken, wenn Du in der Untröstlichkeit einen Schlüsselwort des Σεβαλδος siehst, und ebenso kann ich Dir nur zustimmen und Dich bestärken in der Auffassung, daß Σεβαλδος nichts unterläßt, um uns zu trösten.
Bei einem anderen Gelehrten, ich kann nicht mehr sagen, bei welchem, habe ich gelesen, daß man von den Ausgewanderten auch gesprochen hat, um von den Toten zu reden. Alle vier Helden im Bande Die Ausgewanderten wandern zunächst, nach dem Vorbild der Heiligen, aus dem aktiven Leben aus und wandern dann bewußt, unter eigener tätiger Mithilfe also, aus in den Tod, in den wir notgedrungen alle auswandern müssen und werden, was immer dann noch kommen mag.
Die Erzählung vom Paul Bereyter ist in mancher Hinsicht ein Vorgriff auf dem Roman vom Austerlitz. Κυρία Landau ist ein frühes Bild der Κυρία Marie de Verneuil. Beide sind ideale Gefährtinnen, praktisch-ideale sowohl als auch, wenn ich so sagen darf, ideal-ideale. Zur Untröstlichkeit des Lebens aber gehört die Untröstlichkeit der Liebe, das war beim Stendhal und beim Kafka so in den Schwindelgefühlen, das ist so beim Paul Bereyter und wird dann beim Jacques Austerlitz so sein.

Χριστιανος
Die Gefühlsregungen der Sebaldfiguren kommen aus einer großen Tiefe, da reicht auch eine Naziherrschaft nicht heran. Natürlich muß sich ihr Glück und Unglück an äußeren Einflüssen festmachen, aber es würde ihnen in gleicher Weise widerfahren, wenn sie Lehrer am Hof des Kaisers von China wären. Schön übrigens der ganz naive aber auch ganz treffende Ausdruck „Kinderlehrer“ in der Bereytergeschichte

Περεκράτης
Daß der Bereyter Kinderlehrer ist, führt zurück in die frühe Zeit nach der Einwanderung in das Leben, in dessen Verlauf wir dann viel lernen und vor allem auch lernen müssen, uns wieder auf das Auswandern vorzubereiten. Den Kafka hat es nicht selten an den Hof des Kaisers von China getragen, ohne daß er dabei aufgehört hätte, von seiner Heimat in Europa zu sprechen, und auch Σεβαλδος wird sich im Buch von den Ringen des Saturn hinter die Grenzen der uns bekannten Welt an den Kaiserhof in Peking begeben.

Χριστιανος
Vielleicht, Περεκράτης, gipfeln alle Sebaldfiguren am Ende in dem Waschbären im Antwerpener ξωολογικός κήπος. Hoffen sie nicht alle, es wie der Bär machen zu können, „entkommen zu können aus der falschen Welt, in die er gewissermaßen ohne sein eigenes Zutun geraten war.

Περεκράτης
Ich denke, Χριστιανος, das Gefühl, in einer falschen Welt zu sein, ist die Ursache der Untröstlichkeit. Beim Wachbären wissen wir immerhin, wie er dahin gekommen ist, er selbst weiß es aber nicht besser, als wie wir es wissen, und beide, Waschbär und wir, haben wir nicht das Mittel, unsere Hoffnung aus eigener Kraft einzulösen.

Χριστιανος
Ich schreite jetzt schon bald weiter zu Ambros Adelwarth.

Περεκράτης
Dann können wir uns, wie ich hoffe und glaube, auch schon bald wieder treffen und unser Gespräch fortsetzen. Laß es Dir bis dahin wohlergehen. Χαίρε!




- nie trwał długo i przemknął po mnie jak cień ptaka w locie.

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