Montag, 18. Oktober 2010

Im Engelwirt

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Schließlich war nur noch einer außer Selysses in der Gaststube des Engelwirts geblieben. Die Wirtin, die, als sei es ihr kalt, mit der Linken ihre Strickjacke zusammenhielt, wollte schließen und bat ihn zu zahlen. Dort sitzt noch einer, sagte er mürrisch, weil er einsah, daß es Zeit wäre, nach oben auf sein Zimmer zu gehn, aber keine Lust hatte, weg- oder überhaupt irgendwo hinzugehn. Das ist die Schwierigkeit, sagte die Wirtin, ich kann mich mit dem Mann nicht verständigen. Wollt Ihr mir helfen? Hallo, rief Selysses zwischen den hohlen Händen durch, aber der Mann, stattlich, mit dunklem, lockigem Haupt- und Barthaar und ungewöhnlich tiefliegenden, überschatteten Augen, rührte sich nicht. Gekleidet war er in einen weiten braunen Mantel, den ein mächtiges Riemenzeug, es erinnerte an das Geschirr eines Pferdes, zusammenhielt. Er saß schon den Abend über bei seinem Glas, ohne mit irgend jemandem ein Wort zu wechseln. Die Füße staken in gespornten Schaftstiefeln, ein Fuß war jetzt auf eine umgestürzte Flasche gestellt, der andere auf dem Boden war etwas aufgerichtet und mit Ferse und Sporn ins Holz gerammt. Still wie bisher sah er von der Seite in sein Bierglas und nur dann und wann auf die auffallend kostbare goldene Taschenuhr, die er vor sich liegen hatte, als dürfe er irgend einen wichtigen Termin nicht versäumen.

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