Kommentar
Ich wanderte in dem Gefühl, daß ich frei sei und ledig, in den Gassen umher, betrat hier und da einen der dunklen, stollenartigen Hauseingänge, las mit einer gewissen Andacht die Namen der fremden Bewohner auf den blechernen Briefkästen und versuchte mit vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn ich in einer dieser steinernen Burgen wohnte, bis an mein Lebensende mit nichts beschäftigt als dem Studium der vergangenen und der vergehenden Zeit. In eines der Häuser trat ich und schloß hinter mir das Türchen im großen verriegelten Tor. Aus dem langen gewölbten Flur ging der Blick auf ein gepflegtes Hofgärtchen mit einem Blumenaufbau in der Mitte. Links von mir war eine Glasverschalung, in welcher der Portier saß, er stützte die Stirn auf die Hand und war über eine Zeitung gebeugt. Vorn an einer Glasscheibe, den Portier ein wenig verdeckend, war ein großes aus einer illustrierten Zeitschrift ausgeschnittenes Bild geklebt, ich trat näher, es war ein offenbar italienisches Städtchen, den größten Teil des Bildes nahm ein wilder Bergstrom mit einem mächtigen Wasserfall ein, die Häuser des Städtchens waren an seinen Ufern eng an den Bildrand gedrückt. Ich grüßte den Portier und sagte, auf das Bild zeigend: Ein schönes Bild, ich kenne Italien, wie heißt das Städtchen? Ich weiß nicht, sagte er, die Kinder aus dem zweiten Stock haben es in meiner Abwesenheit hier aufgeklebt, um mich zu ärgern. Was wünschen Sie? fragte er dann. Ich antwortete nicht, immer noch gebannt von dem Bild und ganz und gar eingenommen von dem Versuch mich zu erinnern, ohne aber mehr als unzusammenhängende Bildfetzen erhaschen zu können. Ohne Zweifel war ich schon dort gewesen, wenn auch nur auf der Durchreise. Die Schönheit der Gegend war unbeschreiblich. Man fühlt sich sehr glücklich da. Allerdings, so wollte mir scheinen, war der Kaffee dort unbeschreiblich elend, und das Mittagsmahl, das uns vorgesetzt wurde, zeichnete sich durch Ungenießbarkeit vor allen bisher genommenen aus, was in der That viel sagen will.
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