Dienstag, 18. Oktober 2011

Kommentar Geheimnisse

Selysses will in Paris die Metro benutzen, als ihm eine ungewöhnliche Leere auffällt. Er führt das zunächst auf den fehlenden Berufsverkehr am Sonntag zurück, bemerkt dann aber, daß er vor einer Station steht, von der aus er noch nie abgefahren ist, mehr noch, er hat sie schon oft durchgefahren, ohne irgend jemand ein- oder aussteigen zu sehen. Beklemmung kommt ihn an, verstärkt noch vom Anblick der sehr schwarzen, in einer Art Schalterhäuschen sitzenden Negerfrau, dem einzige lebenden Wesen, abgesehen von ihm selbst, in der dunklen Vorhalle. Wird ihn die Treppe nach unten zu den Gleisen führen, oder in eine andere geheimnisvolle und gefahrvolle Unterwelt. Unterstützt von Kafka lenkt er zur Wiedergewinnung des Gleichgewichts seine Gedanken um auf allgemeine und sachbezogene Fragen des Metroverkehrs in der Seinestadt, so etwa auf die Arbeit der die Waggontüren auf- und zuschiebenden und dazwischen sich hinein- und herausschwingenden Schaffner. Der Leser glaubt nichts anderes, als daß Selysses ungeachtet der imaginären Gefährdungen längst seinen Platz im Waggon eingenommen hat und dort seine Überlegungen fortspinnt. Überrascht und in gewissem Sinne auch erleichtert sieht er ihn dann aber die Station, unter Verzicht auf die unterirdische Beförderung, wieder zur Straße hin verlassen. Was bliebe uns, wenn alle Rätsel verfliegen und alle Geheimnisse sich in Luft auflösen würden.

 
Geheimnisse der Metro

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