Ein weiteres Mal besucht Selysses in Paris ein Theater, wieder in Begleitung von Marie, wie wir annehmen, obwohl sie an diesem Abend in einem bloßen wir versteckt ist. Hatte er sich einmal auf dem Weg zu den Sitzplätzen ganz von den Fragen eines angemessenen Trinkgeldes einnehmen lassen, so beobachtet er jetzt im Foyer in aller Genauigkeit einen Herr, der, nicht ohne Mühe, zwei Damen unterhält. Die Vorstellung selbst zieht wieder so gut wie ungesehen an ihm vorüber, auf den Höhen des Pariser Kunstgeschehens erinnert er sich an die Aufführung des gleichen Stücks durch eine Laientruppe in seinem Heimatort. Es scheint ihm, als ob das auch die tiefe Freude, die von den großen Kunstwerken ausgeht, letztlich nicht heranreicht, an das völlige sich Verlieren im Kindes- und frühen Jugendalter an eine laienhafte Theateraufführung oder etwa an die Werke des Kara Ben Nemsi. Erst nach der Vorstellung verdichten sich die Hinweise, daß Selysses von Marie begleitet ist. Mit wem sonst könnte er schweigend dasitzen, eins miteinander und der Welt. Die Kunst des Sitzens auf öffentlichen Plätzen ist in unseren Tagen fast schon niedergetreten durch ein Übermaß der Sitzenden an allen Ecken der Städte, die Kunst der Osmose zwischen dem eigenen und dem Leben der anderen so gut wie zerstört.
Nach der Vorstellung
Montag, 10. Oktober 2011
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