Selysses unterbricht auch beim Morgenkaffee in Venedig nicht sein literarisches Geschäft, liest in der Zeitung und macht sich Notizen zu einer geplanten Arbeit über den König Ludwig, nur nebenher vermerkt er die gute Qualität des Getränks. In Paris dagegen, geleitet von Kafka, der, wie es heißt, äußert liberal war in den großen Fragen, penible aber in den Dingen und Ritualen des Alltags, untersucht er gründlich die Vor- und Nachteile der Cafés Biard, einer frühen und preiswerten Version der inzwischen zahllosen Kaffeehausketten, 10 Centimes die Tasse. Er ist allerdings weniger an der Qualität des Kaffees als solchem interessiert als an der Klärung der Frage, ob er auch mit Milch gereicht wird; er wird, allerdings zum höheren Preis von 15 Centimes. Einige Mühe verwendet er auf die Beschaffung des rechten Gebäcks und unterbreitet beiläufig eine erstaunliche Variationsbreite in der Schreibweise des belebenden Getränks, und ununterscheidbar davon, der Orte, an denen es ausgeschenkt wird. Irgendwann beginnt es ihn dann doch zu langweilen in Paris, seine Gedanken kehren nach Italien zurück, und er erzählt wie in erstaunlicher Weise das Jüngste Gericht Einzug gehalten hat im Stehbuffet des Bahnhofs von Venedig.
Montag, 3. Oktober 2011
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