Mittwoch, 10. August 2011

Kommentar Polizeiposten

In der Darstellung des Selysses hört es sich so an, als seien Luciana und er mit großem Schwung die steilen Gassen hinauf ohne Verzug zum Polizeiposten gelangt, Kafka aber stellt klar: sie haben sich zu ihrem Ziel mühsam durchfragen müssen. Des weiteren verändert Kafka das Bild dahingehend, daß wir nicht nur einen Brigadiere, sondern eine Vielzahl von Polizeileuten sehen, in neuen, schönen und farbigen Uniformen, die sie im Außendienst gewöhnlich unter dunklen Mänteln verbergen. Sie ruhen sich auf verschiedene Art aus, darüber und auch über den Grund ihrer Erschöpfung wüßte man gern mehr. Fasziniert verliert Selysses sich ganz an die schöne Theatralik der Amtshandlung in diesem südlichen Land und gerät so in das Schwindelgefühl, das ihn glauben läßt, eine Trauung habe stattgefunden. Wenn das auch sicher unzutreffend ist – auf einem Polizeiposten finden keine Trauungen statt – können wir doch nur raten, welcher Art von Dokument mit demonstrativen Schwung aus der Walze gerissen wird. Nicht auszuschließen, daß es sich um ein notwendiges Dokument im Vorfeld einer Trauung handelt, ein Leumundszeugnis oder ein Ersatzpapier für einen verlorengegangenen Ausweis.

Polizeiposten

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