Mittwoch, 3. August 2011

Parklandschaften

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Das am wenigsten aufwendige Geschäft bei der Anlage eines Landschaftsparks war wohl das Pflanzen der Bäume in kleinen Gruppen und einzelnen Exemplaren, auch wenn ihm oft das Umholzen vom Waldstücken, die nicht in das Gesamtkonzept paßten, und das Abbrennen von unansehnlichem Gestrüpp und Strauchwerk vorausging. Heute, da in den meisten Parks nur noch ein Drittel der ursprünglich gesetzten Bäume steht und wo jedes Jahr mehr an Überalterung und aus vielen anderen Ursachen zugrunde gehen, können wir uns bald wieder vorstellen, in welcher torricellischen Leere die großen Landhäuser im Ausgang des 18. Jahrhunderts gestanden sind. Dies war ein besonders schöner Park, der terrassenförmig am Abhang, aber auch teilweise unten um einen Teich herum mit verschiedenartiger Baumgruppierung lag. Im kühlen Teichwasser saßen zwei Schwäne, einer steckte Hals und Kopf ins Wasser. Ich folgte zwei Mädchen, die sich immerfort unruhig und neugierig auf mich Unruhigen und Neugierigen, überdies aber Unentschlossenen, umsahen, ließ mich von ihnen den Berg entlang über eine Brücke, eine Wiese, in eine überraschende, vom Waldabhang und einem Damm gebildete Rotunde weiter hoch hinauf in einen scheinbar nicht so bald endenden Wald führen. Die Mädchen gingen zuerst langsam, als ich mich über die Größe des Waldes zu wundern anfing, gingen sie rascher, da waren wir auch schon auf einer Hochebene mit starkem Wind ein paar Schritte vom Ort. Wenige Jahre später nur hat die von der Südküste ausgehende Ulmenkrankheit diese Gegend erreicht, und kaum waren zwei, drei Sommer vergangen, gab es im ganzen Umkreis bald keine lebende Ulme mehr. Um dieselbe Zeit konnte man bemerken, daß die Kronen der Eschen sich mehr und mehr lichteten und daß das Eichenlaub schütter wurde und seltsame Mutationsformen zeigte. Die Buchenbestände, die sich bislang einigermaßen gehalten hatten, wurden von einer Reihe extrem trockener Jahre stark in Mitleidenschaft gezogen. Eine nach der anderen gingen die Pappeln ein auf der Weide. Schließlich, im Herbst diese Jahres fuhr ein Sturm über das Land hinweg, wie ihn hier niemand erlebt hatte je zuvor und dem nach amtlichen Schätzungen über vierzehn Millionen ausgewachsene Bäume zum Opfer gefallen sind, vom niedrigen Holz gar nicht zu reden.

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