Aus dem Schattenreich
Kommentar
Er mietete sich in Wien im Hotel Matschakerhof ein, aus Sympathie für Grillparzer, der dort immer zu Mittag gegessen hat. Eine pietätvolle Geste, die sich leider als unwirksam erwies. Die meiste Zeit war es ihm äußerst unwohl. Er litt an Bedrücktheit und Sehstörungen. Obwohl er absagte, wo er nur konnte, war er, wie es ihm schien, fortwährend mit schrecklich vielen Leuten beisammen. Er saß dann als Gespenst mit am Tisch, hatte arge Platzangst und glaubte sich von jedem Blick, der ihn streift, durchschaut. Neben ihm, auf Tuchfühlung gewissermaßen, Grillparzer, bereits 1872 verstorben, jetzt hundertzweiundzwanzig Jahre alt und, wen kann es wundern, nahezu restlos vergreist. Er machte ungute Faxen und legte ihm einmal sogar die Hand aufs Knie. Abends im Theater dreimal immer ausverkauft: Des Meeres und der Liebe Wellen. Mit seiner Karte war er, bis die letzten Besucher in den Eingängen verschwunden waren, unschlüssig auf dem Vorplatz herumgestanden, unschlüssig, weil es ihm mit jedem vergehenden Jahr unmöglicher wird, sich unter ein Publikum zu mischen, unschlüssig, weil er die allzu guten Schauspieler, die zu viel Lärm machen, nicht sehen wollte. Und dann ist er doch auf dem Balkon gesessen, hatte mehrmals Tränen in den Augen, so beim Schluß des ersten Aktes, als die Augen Heros und Leanders voneinander nicht los konnten. Hero tritt aus der Tempeltür, durch die man etwas sah, was nichts anderes als ein Eiskasten sein konnte. Im zweiten Akt wie in den früheren Prachtausgaben, er ging ans Herz, Lianen schlingen sich von Baum zu Baum. Alles moosig und dunkelgrün. Vom dritten Akt ab Niedergang des Stückes, als sei ein Feind dahinter her.
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Er mietete sich in Wien im Hotel Matschakerhof ein, aus Sympathie für Grillparzer, der dort immer zu Mittag gegessen hat. Eine pietätvolle Geste, die sich leider als unwirksam erwies. Die meiste Zeit war es ihm äußerst unwohl. Er litt an Bedrücktheit und Sehstörungen. Obwohl er absagte, wo er nur konnte, war er, wie es ihm schien, fortwährend mit schrecklich vielen Leuten beisammen. Er saß dann als Gespenst mit am Tisch, hatte arge Platzangst und glaubte sich von jedem Blick, der ihn streift, durchschaut. Neben ihm, auf Tuchfühlung gewissermaßen, Grillparzer, bereits 1872 verstorben, jetzt hundertzweiundzwanzig Jahre alt und, wen kann es wundern, nahezu restlos vergreist. Er machte ungute Faxen und legte ihm einmal sogar die Hand aufs Knie. Abends im Theater dreimal immer ausverkauft: Des Meeres und der Liebe Wellen. Mit seiner Karte war er, bis die letzten Besucher in den Eingängen verschwunden waren, unschlüssig auf dem Vorplatz herumgestanden, unschlüssig, weil es ihm mit jedem vergehenden Jahr unmöglicher wird, sich unter ein Publikum zu mischen, unschlüssig, weil er die allzu guten Schauspieler, die zu viel Lärm machen, nicht sehen wollte. Und dann ist er doch auf dem Balkon gesessen, hatte mehrmals Tränen in den Augen, so beim Schluß des ersten Aktes, als die Augen Heros und Leanders voneinander nicht los konnten. Hero tritt aus der Tempeltür, durch die man etwas sah, was nichts anderes als ein Eiskasten sein konnte. Im zweiten Akt wie in den früheren Prachtausgaben, er ging ans Herz, Lianen schlingen sich von Baum zu Baum. Alles moosig und dunkelgrün. Vom dritten Akt ab Niedergang des Stückes, als sei ein Feind dahinter her.
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