Montag, 29. August 2011

Kommentar Va banque


Was die verrufenen Orte anbelangt, so spricht einiges dafür, daß Kafka sich in den Bordellen besser auskannte, Sebald dagegen in den Billardcafés und Spielsälen. Kafka vermittelt denn auch nur Grundbegriffe des Spiels, die er womöglich selbst gerade erst erlernt hat, faites votre jeu – marquez le jeu – les jeux sont faits - sont marqués rien ne va plus. Eingangs hatte Sebald die Stimmung im Spielsaal als funestre gekennzeichnet, ganze Vermögen, Familienbesitze, Liegenschaften und Lebenswerke werden hier innerhalb weniger Stunden vertan. Nach Kafkas Grundbelehrung läßt er dann seinen mystischen Spieler, ausschließlich mit dem schwarzen Vokal im Namen, cOsmO sOlOmOn, Csm Slmn, am Spieltisch Platz nehmen. Der wahre Spieler läßt sich auf ein risikoreiches Spiel ein, in dem mit einer falschen Bewegung alles vertan ist. Er ist ein Heiliger des ausgebrannten Himmels, nur die Zahlen haben ihren Umriß bewahrt in der Asche. Der Verlust ist ihm vielleicht der bevorzugte Ausgang, die Lust des Verlustes, die Sehnsucht nach Entsagung. Schon Kafka, der Anfänger hatte den Verlust wird als eine zu schwache Verlockung zum Weiterspielen empfunden. Wenn der Spieler aber aus seiner mystischen Versenkung heraus unendlich gewinnt, ist er dem Gott des Nichts für einen Augenblick nah.

Va banque

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