Freitag, 5. August 2011

Kommentar Bücherkauf

Selysses verwendet in fremden Städten große Sorgfalt auf die Wahl der Lokale, in die er einkehrt, es nützt nichts, meist endet die Suche mit einem Fiasko und er verzehrt schließlich in trostloser Umgebung und unter Unbehagen ein ihm in keiner Weise zusagendes Gericht. Kafka macht geltend, daß der Kauf eines Buches kaum weniger Sorgfalt erfordert als das bestellen einer Mahlzeit. Dem wahren Leser sind die Bücher wie Freunde, und man möchte keine falschen im Haus haben. Die Kaufentscheidung ist in einer ungemein günstigen Umgebung zu treffen, eine Buchhandlung stellt den Zusammenhang einer Stadt mit der Welt her und einzutreten heißt glücklich sein. Die beiden Kaufentscheidungen muß er denn auch nicht bereuen. In Grillparzer findet er einen Verwandten im Geist des Reisens und das italienische Lehrbuch führt mit betörend schlichten Mitteln ins Herz der Dichtung, dort wo die Welt tatsächlich von den Wörtern zusammengehalten wird. Es mag so scheinen, als würde er einsam in seinem Abteil im Beredten Italiener lesen, an anderer Stelle aber haben wir bereits erfahren, daß in dem Waggon ein Leserquartett eine stille kleine Lesemusik aufführt.

Bücherkauf

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